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Fall des Monats April 2004

Probleme bei der Aufstallung von Mastläufern verschiedener Herkunft  

Der Betrieb
In diesem Fall handelt es sich um einen reinen Mastbetrieb mit 1920 Mastplätzen. Es werden Zukaufferkel im Alter von 10 Wochen aus 2 Zuchtbetrieben abteilweise im Rein/Raus-Verfahren eingestallt. Beide Zulieferbetriebe sind PRRS-frei und impfen die Ferkel 2 mal gegen Mykoplasma hyopneumoniae. Die Fütterung erfolgt ad libitum (= Futter zur freien Aufnahme) am Breiautomaten. 


Der Fall
Plötzlich auftretende hohe Verlustraten von bis zu 10% machten eine gründliche Bestandsuntersuchung notwendig. Dabei wurde bei vielen Tieren massiver Durchfall von grüner bis grüngrauer Farbe festgestellt. Betroffen waren vor allem die Schweine in der Altersgruppe von 40 - 50 kg. Daneben kamen auch Todesfälle ohne vorherige Krankheitssymptome vor. In den betroffenen Buchten war ein starkes Auseinanderwachsen zu beobachten.

Es wurden Kotproben der erkrankten Tiere entnommen und die Verdachtsdiagnose: Infektion mit E. coli oder Salmonellen gestellt.
 


Laboruntersuchung
Die Verdachtsdiagnose konnte teilweise bestätigt werden, es wurden neben hämolysierenden E. coli auch Lawsonia intracellularis und Brachyspira innocens festgestellt. 


Behandlung
Der Bestand wurde über das Futter mit dem Antibiotikum Colistin behandelt. Die Verlusten gingen schnell zurück, Neuerkrankungen traten nicht mehr auf. 


Weiterer Verlauf
Bereits vier Wochen später stieg die Häufigkeit von Todesfällen wieder an. Bei einem erneuten Bestandsbesuch wurde bei einigen wenigen Tieren Durchfall festgestellt. Ein großer Teil der Tiere litt jedoch an trocken-bellendem Husten, und zeigte die Symptome einer Lungenentzündung. Auch der Anteil der Kümmerer und der stark auseinandergewachsenen Gruppen war wieder sehr hoch. Einzelne Tiere zeigten eine gelbliche Hautverfärbung, wieder andere hatten entzündliche Hautveränderungen, die an der Hinterpartie begannen und sich in Richtung Kopf ausbreiteten. 

Es wurde eine erneute Verdachtsdiagnose gestellt: Infektion mit dem Porzinen Circovirus Typ 2, möglicherweise mit bakterieller Sekundärinfektion.

Laboruntersuchung Nr. 2
Um die Diagnose abzuklären, wurden 2 frischtote Tiere zur Sektion mit der Bitte um Feststellung der Todesursache verbracht. 

Bei beiden Tiere wurde das Porzine Circovirus Typ 2 nachgewiesen. Darüber hinaus wurden folgende Erreger bei einem bzw. bei beiden Tieren festgestellt:

  • Streptococcus suis
  • E. coli
  • Hämophilus parasuis 
  • Mykoplasma hyopneumoniae


Behandlungsvorschlag
Um das Geschehen einzudämmen, wurde dem Besitzer vorgeschlagen, alle frisch eingestallten Tiere prophylaktisch mit dem Antibiotikum Amoxycillin über 10 Tage über das Futter zu behandeln.

Ursachenforschung
Um den Ursachen auf den Grund zu gehen, wurden beide Zulieferbetriebe klinisch untersucht. Sauen wie Ferkel waren jedoch klinisch unauffällig.

Im ersten Betrieb wurde jedoch das PCV II - Virus labordiagnostisch nachgewiesen. PRRS-Virus und Lawsonia intracellularis konnten nicht nachgewiesen werden. Ca. ein halbes Jahr vor Auftreten der Probleme im Mastbetrieb war die Ödemkrankheit auf dem Flatdeck zeitlich befristet aufgetreten. 

Auch im zweiten Betrieb konnte das PCV II - Virus im Labor nachgewiesen werden. Der Betrieb war ebenfalls PRRSV negativ. Bei Lawsonia intracellularis wurde er positiv getestet. Darüber hinaus wurde Eperythrozoon suis nachgewiesen.

Beide Betriebe mästen einen Teil der Ferkel selbst, hatten jedoch im fraglichen Zeitraum keinerlei gesundheitliche Probleme im Maststall.

Fazit
  • Nach Herkunft getrennt aufgestallte Ferkel erkranken nicht
  • das Mischen von 2 verschiedenen Herkünften löste große Krankheitsprobleme aus
  • PCV II wurde erst nach dem Kontakt mit Tieren einer anderen Herkunft klinisch manifest
  • Ferkel stecken sich mit Sekundärerregern im Maststall an, was das Problem drastisch verschärft.


Eine Einschleppung der sich auf die PCV II - Infektion aufgesetzten Sekundärerreger wird durch mangelnde Hygiene auf dem Mastbetrieb stattgefunden haben. Auf dem Betrieb wurde weder auf eine gründliche Stallreinigung noch das Tragen von Schutzkleidung Wert gelegt. Im Gegenteil, der Fahrer der Schlachtschweine half häufig bei Verladen der Tiere auch im Stallbereich mit, ohne Schutzkleidung anzulegen.

Leider kann an dieser Stelle nicht über den weiteren Verlauf des Geschehens oder der Wirkung der prophylaktischen Antibiotika-Gabe berichtet werden. Der Besitzer des Maststalles sah leider in den gehäuften Krankheitsausbrüchen einen Grund zur Aufgabe des Betriebes.
  

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