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Fall des Monats August 2002

Erhöhte Umrausch- und Abortrate im Sauenbetrieb 

Einleitung
In einem Ferkelerzeugerbetrieb mit knapp 300 Sauen und eigener Mast erhöhte sich die Umrauschrate von durchschnittlich 13% innerhalb von 4 Wochen auf fast 40%. Zudem traten immer wieder sporadische Aborte auf. 


Vorbericht
Es handelt sich um einen Betrieb, in dem vor ca. 6 Monaten das Eroscenter erweitert und die tragenden Sauen im Wartestall von Anbinde- auf Gruppenhaltung umgestellt wurden.
Der Bestand ist PRRS frei, die Sauen werden gegen Rotlauf, Parvovirose, Influenza und Clostridien geimpft.
Die Säugezeit beträgt 21 Tage. Im Abferkelstall kann wegen der geringen Abteilgröße das "Rein - Raus - Prinzip" nicht immer eingehalten werden.
Die Sauen verbleiben im Eroscenter bis zur 2. positiven Trächtigkeitsuntersuchung.

 

Der Fall
Beim Stalldurchgang fiel eine Reihe von Sauen mit Vaginalausfluss auf. Dieser trat in aller Regel nicht im Abferkelstall auf, sondern erst zum 1. Umrauschtermin im Eroscenter. Einige Sauen rauschten auch mit verlängertem Intervall zwischen dem 1. und 2. Umrauschtermin oder zum 2. Umrauschtermin um. Dabei konnten vereinzelt Föten gefunden werden, so dass hier von einem Abort gesprochen werden kann. Der Eintritt der Rausche nach dem Absetzen war normal. Eine MMA-Problematik im Abferkelstall lag nicht vor. Der Ausfluss war weiß-gelblich mit flockigen Beimengungen und von wässeriger Konsistenz. Der Geruch war unauffällig. Teilweise lag Fressunlust und geringfügig erhöhte Körpertemperatur vor.
 

Untersuchung
Die erste Untersuchung ergab als Befund in beiden entnommenen Eiterproben Staphylococcus hyicus in Reinkultur. Die Proben waren vom Landwirt entnommen und an das Labor eingeschickt worden. Da der gefundene Erreger eigentlich auf der Haut zu finden ist und z.B. den sogenannten "Ferkelruß" bei Ferkeln hervorrufen kann, wurde das Ergebnis angezweifelt und vermutet, dass die Probenentnahme nicht unter sterilen Bedingungen erfolgt war. Außerdem wies der Resistenztest nur noch ein wirksames Antibiotikum aus. Daher wurde beim Bestandsbesuch eine gynäkologische Untersuchung auffälliger Sauen durchgeführt und bei vier Sauen nochmalig eine Tupferprobe unter sterilen Bedingungen aus der Gebärmutter entnommen. 
Zwei Tupferproben enthielten wieder Staphylococcus hyicus in Reinkultur, ein Tupfer enthielt Staphylokokken und Colibakterien und im vierten Tupfer wurden zwei verschiedene Coli-Stämme gefunden.
Auch bei dem zweiten Resistentest konnte nur ein Antibiotikum gefunden werden, dass gegen alle vorkommenden Keimarten wiksam ist.

 

Weiterer Verlauf
Nachdem die Laborergebnisse der ersten und zweiten Untersuchung im Grundsatz identisch waren, wurden entsprechende Therapie- und Prophylaxemaßnahmen eingeleitet. Diese bestanden zum einen darin, dass alle Sauen am Tage 1 und 2 nach dem Abferkeln eine Injektion mit dem als wirksam getesteten Antibiotikum erhielten. Zudem sollte eine weitere Injektion einen Tag vor dem Absetzen durchgeführt werden. Als Prophylaxemaßnahme wurde die generelle Spülung der Gebärmutter nach dem Abferkeln mit einem Jod-haltigem Präparat besprochen. Die Wasserversorgung der Sauen war gewährleistet und Hygienemängel konnten im Abferkelstall nicht ausgemacht werden. Das Behandlungs- und Prophylaxeprogramm wurde dem Tierhalter in Form eines Besuchsberichtes schriftlich hinterlegt. Ein Telefonat mit dem Tierhalter ca. vier Wochen später ergab, dass die Situation im Grunde immer noch unverändert war. Die Ausflusshäufigkeit war nicht wesentlich zurückgegangen, die Umrauschquote mit knapp 30% immer noch zu hoch und weitere zwei Aborte waren zu verzeichnen. Daraufhin wurde ein erneuter Bestandsbesuch vereinbart. Der Stalldurchgang und die Auswertung der betriebswirtschaftlichen Daten bestätigten die telefonisch geschilderte Situation. Zwischenzeitlich hatte der Tierarzt den Verbrauch des verordneten Antibiotikums, welches laut Resistenztest wirksam war, überschlagen und konnte nur einen Bruchteil der eigentlich nötigen Menge im Behandlungsbuch nachvollziehen. In dem sehr detaillierten Gespräch, in dem alle Punkte Schritt für Schritt besprochen wurden, stellte sich heraus, dass das zu verabreichende Antibiotikum aus Versehen nur in der halben Dosierung verabreicht wurde, wie vom Hersteller und vom Tierarzt empfohlen. Daraus erklärte sich auch der unbefriedigende Rückgang der Ausflusshäufigkeit. Des weiteren kam in dem Gespräch heraus, dass ein Angestellter im Stall, dem die Gebärmutterspülungen übertragen worden waren, den (Einmal) Spülkatheder nicht nach jeder Sau gewechselt hatte, sondern für alle 8 Sauen eines Abteils benutzt hatte. Dadurch wurden Erreger von einer Sau zur nächsten verschleppt und dem Infektionsgeschehen eher Vorschub geleistet, als es einzudämmen.
Das Antibiotikum wurde ab sofort in der richtigen Dosierung eingesetzt und die Spülungen mit Einmalkathedern durchgeführt, die nach jeder Sau gewechselt wurden. Das Infektionsgeschehen konnte bereits nach vier Wochen deutlich zum Stillstand gebracht werden. Die Umrauschquote liegt aktuell bei 20% mit weiter fallender Tendenz. In zwei Wochen sollen die Antibiotikainjektionen eingestellt werden und nach weiteren 2 Wochen auch die Gebärmutterspülungen.

 

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