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Fall des Monats August 2005

Aborte in einem Sauenbetrieb 
J. Jungbloot, Praxis Dr. Heggemann, Bahnhofstr. 69, 25782 Tellingstedt 

Vorgeschichte 
Ein Betrieb mit 1000 Sauen produziert Mastferkel. Die Ferkel werden in mehreren seperaten Flatdecks aufgezogen und als Mastläufer abgegeben. Der Betrieb ist PRRS-positiv. Die Sauen werden konsequent gegen PRRS geimpft.





Seit etwa vier Monaten berichtet der Landwirt von vermehrten Aborten, die immer wieder sporadisch auftreten.












Die Untersuchung
Beim nächsten Abort wurde Material zur pathologischen Untersuchung gebracht. Die Abortursache konnte nicht eindeutig geklärt werden: 

  • - patholog.-anatom. Befund: Organe makroskopisch ohne besonderen Befund
  • - bakteriologischer Befund: Lunge, Organe, Darm, Magen E. coli(+++) nicht näher typisierbar, Salmonellenanreicherung negativ
  • - molekularbiol. Befund: PCV II , PRRSV, Parvovirose spezifische Genomabschnitte nicht nachgewiesen
  • - virologischer Befund: ESP, Aujeszki negativ


Weiterhin wurde von den Abortsauen und den Nachbarsauen Blutproben entnommen und auf Leptospirose untersucht. Das Ergebnis war negativ. Untersuchungen auf Mycotoxinbelastung ergab einen Hinweis auf einen DON- Eintrag über das Futter. 


Die Maßnahmen
Das Futter wurde mit 2% Fischmehl aufgewertet und in die Ration genommen. Der Futterzustand der Sauen besserte sich und die geborenen Ferkel wurden kräftiger. Allerdings traten die Aborte weiterhin auf.
 
Der weitere Verlauf


In den folgenden Wochen stieg die Umrauscherrate an. Die erhöhte Umrauschrate wurde zunächst mit einer Urlaubsvertretung begründet. Nachdem sich die Umrauscher auch in der Folgezeit nicht verringerten, wurden diese Sauen untersucht. Die Sauen waren häufig bei den Besamungen nicht sauber. Der Vaginalausfluss war schleimig- zäh und von gelbweißer Farbe. 









Weiterführende Diagnostik

Bei entnommenen Vaginaltupfern wurde E. coli und Hefen nachgewiesen. Erneut eingeschicktes Abortmaterial erbrachte dann einen Hinweis auf die Ursache:

  • - bakt. Befund: E. coli (++), Corynebacterium sp. (+++), Pseudomonas sp. (+)
    Salmonellen/Listerienanreicherung: positiv 
    Chlamydien-Antigen-ELISA: positiv
  • - molekularbiol. Befund: PRRSV, PCV II, Parvovirose negativ
  • - virologischer Befund: Aujetzki, ESP negativ

Die Therapie und Prophylaxe
Die Behandlung erfolgte über das Futter mit Chlortetracyclin in einer Dosierung von 85 mg/ kg KGW und über einen Zeitraum von 21 Tagen.
Weiterhin wurde eine konsequente Schadnagerbekämpfung durchgeführt. Man sollte ferner darauf achten, dass kein direkter oder indirekter Kontakt zu Wildvögeln besteht. Um die Umweltbedingungen für Chlamydien zu erschweren, ist es hilfreich Liegeflächen und Gänge durch das Aufbringen von z.B. Gesteinsmehlen oder gelöschtem Kalk trocken zu halten und zu desinfizieren.


Das Ergebnis und Diskussion
Es ist davon auszugehen, dass die Chlamydieninfektion ursächlich am Geschehen beteiligt war. Chlamydien sind allerdings in vielen Beständen latent nachweisbar, so dass der Antikörpernachweis in Blutproben alleine nicht aussagekräftig ist. Der Erregernachweis in Nachgeburten bzw. in abortierten Feten ist entscheidend. Durch Kotkontakt, lebende Vektoren wie Nager oder Vögel, Tröpfcheninfektion oder auch natürliche Belegung können sich die Erreger weiter im Bestand ausbreiten. In der Umwelt können Chlamydien lange überdauern.

In unserem Fall war mit einer einmaligen Bestandsmedizinierung das Problem gelöst. Häufig reicht dies allerdings nicht aus. Hier empfiehlt sich eine zusätzliche Medizinierung nach dem Abferkeln bis sieben Tage nach der Belegung. Die angesprochenen Hygienemaßnahmen sollten auf jeden Fall als Ergänzung zur Therapie durchgeführt werden. Wichtig erscheint auch der Hinweis, dass diagnostische Untersuchungen nicht immer im ersten Anlauf zu einem befriedigenden, schlüssigen Ergebnis führen. Klinische Beobachtungen sollten in Kombination mit diagnostischen Ergebnissen ein logisches Bild ergeben, das letztendlich eine sichere Diagnose erst ermöglicht.
 

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