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Fall des Monats Dezember 2002

 Gehäuftes Auftreten von Nabelbrüchen bei Mastschweinen

Der Bestand
Bei dem Bestand handelt es sich um einen Mastbetrieb mit ca. 1200 Plätzen. Die Ferkel werden seit einer Totalräumung in 1999 ausschließlich aus zwei Ferkelerzeugerbetrieben bezogen. Der Gesundheitsstatus dieser Betriebe ist vergleichbar und als sehr gut zu bezeichnen. Sie sind PRRS, PMWS frei. Die Ferkel sind gegen Mycoplasmen geimpft. Seit der Totalräumung läuft der Mastbetrieb auf kontinuierlich hohem Niveau. Die TGZ liegen bei „gebremsten“ 830 g. Die Verlustrate ist konstant unter 1%. Der Medikamenteneinsatz liegt bei nahezu Null.


Der Fall
Bei einem tierärztlichen Routinebesuch mit ausführlichem Stalldurchgang fiel auf, dass mehrere Tiere Nabelbrüche aufwiesen. Auf Nachfrage bestätigte der Mäster dieses sei ein Problem und 3-5 % der Tiere würden die Veränderungen aufweisen. Von diesen Schweinen verendeten überdurchschnittlich viele, einige kümmerten ab der Mittelmast, einige wenige liefen problemlos bis zum Mastende durch. Er stelle sich darüber hinaus die Frage, ob der Ferkelerzeuger die Genetik geändert hätte, was telefonisch verneint wurde. 


Die Untersuchung
Die genauere Untersuchung ergab das Vorliegen von Nabelbrüchen bei ca. 8 % der Tiere, wobei die Qualität der Nabelbrüche variierte. Die Brüche traten in aller Regel bei Tieren ab einem Gewicht von ca. 40-45 kg auf und waren Tennisball bis Handball groß. Teilweise konnte der Bruchinhalt nicht in die Bauchhöhle zurück gedrückt werden, was auf Verwachsungen durch entzündliche Prozesse schließen lässt. Um einen eventuellen Zusammenhang mit einer der beiden Herkünfte zu verifizieren, wurden die Ohrmarkennummern der Bruchferkel dokumentiert und festgestellt, dass 95% aller Schweine mit Nabelbrüche aus demselben Betrieb stammten. Die genauere Untersuchung der zuletzt aus diesem Betrieb gelieferten Ferkel ergab, dass bereits bei einigen dieser Tiere im Gewicht von ca. 30 kg pflaumengroße Verdickungen im Nabelbereich gefunden werden konnten.


Mögliche Ursachen
Als mögliche Ursachen wird in erster Linie immer wieder eine genetische Veranlagung verantwortlich gemacht. Dieser Aspekt ist auf jeden Fall abzuklären, wenngleich er nach eigener Erfahrung eher selten eine Rolle spielt. Vereinzelt (!) auftretende Nabelbrüche können durch Nabelabszesse im Saugferkelalter entstehen. Bei männlichen Tieren kommt vereinzelt auch der sogenannte „scheinbare Nabelbruch“ vor, der eine Harnansammlung in der ausgestülpten Vorhaut ist. Diese Vorwölbung lässt sich durch manuellen Druck entleeren. Weitaus am häufigsten treten Nabelbrüche allerdings als sekundäre Erscheinung im Gefolge von Nabelentzündungen beim Saugferkel auf. Diese werden häufig nicht bemerkt und somit auch nicht antibiotisch behandelt. Durch diese Nabelentzündung schließt sich nicht die Muskelpforte, durch die der Nabel die Bauchdecke durchzieht. Wenn die Tiere dann an Gewicht zunehmen, wird der Druck durch den Bauchinhalt auf diese Muskelpforte immer größer; mit dem bekannten Endstadium, dass ein Vorwölbung, sprich ein sog. Bruch entsteht.


Weiteres Vorgehen
Da die „Nabelbruchtiere“ offensichtlich überwiegend aus einem Betrieb stammten, wurde mit diesem Betrieb, bzw. mit dessen Hoftierarzt Kontakt aufgenommen. Nach Schilderung des Problems wurde vereinbart, dass zunächst von betroffenen Ferkeln Nabeltupfer entnommen werden sollten, um einen aktuellen Resistenztest zu bekommen. Nach Vorliegen dieses Resistogrammes sollte dann den Ferkeln am 3. Tag gezielt ein Antibiotikum verabreicht werden. Hinsichtlich der Hygiene im Ferkelerzeugerbetrieb gab es keine Ansatzpunkte zu Verbesserungen. Die Abferkelabteile wurden im Rein/Raus Betrieb gefahren und gereinigt und desinfiziert. Die Sauen wurden darüber hinaus vor dem Umtrieb in den Abferkelstall gewaschen. 


Verlauf
Nach Verabreichung einer metaphylaktischen antibiotischen Injektion am 3. Lebenstag traten fast keine Nabelentzündungen bei Saugferkel mehr auf. In Folge davon konnten auch beim Mäster fast 1 Jahr später keine Nabelbrüche mehr gefunden werden. Sie wurden zur absoluten Ausnahme. Als Nebeneffekt bleibt zu vermerken, dass sich die Absetzgewichte und die Entwicklung der Saugferkel insgesamt auch deutlich positiv entwickelt haben.

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