Header-Grafik

Fall des Monats Februar 2001

Zu hohe Saugferkelverluste und totgeborene Ferkel, sowie gehäuftes Auftreten von MMA in einem Sauenbestand
Dr. R. Heggemann, Bahnhofstr. 69, 25782 Tellingstedt 

Einleitung
Während eines Gespräches mit einem Firmenvertreter schilderte ich einen Problembetrieb mit 450 Sauen, wo immer wieder in wechselnder Intensität hohe Saugferkelverluste (bis 35%), totgeborene Ferkel (bis 2 Ferkel je Wurf) und gehäuftes Auftreten von MMA-Komplex (bis 50%), der sich in erster Linie durch Milchmangel äußerte, auftraten.

In dem Betrieb war schon umfangreichste an Diagnostik durchgeführt worden und trotz zahlreicher Maßnahmen und Hinzuziehung von Kollegen konnte die Situation nicht nachhaltig verbessert werden. Der Firmenvertreter empfahl mir daraufhin zwei verschiedene Ergänzungsfuttermittel aus seinem Hause einzusetzen:


Produkte
Bei dem Produkt A handelte es sich laut Hersteller um ein Ergänzungsfutter für Sauen, das mit essentiellen Vitaminen und Nährstoffen die Biosyntheseprozesse im Körper anregt und unterstützt. Es setzt sich im wesentlichen aus Traubenzucker, Süßmolkepulver, Aminosäuren, Lecithin und einer Vitamin-Spurenelementvormischung zusammen und sollte mit maximal 20 g pro Tag jeweils 5 Tage vor bis 5 Tage nach der Abferkelung an die Sau verfüttert werden.

Das Produkt B dient laut Hersteller als Ergänzungsfuttermittel für Schweine zur zusätzlichen, kurzfristigen Vitamin- und Spurenelement - Versorgung und sollte ebenfalls mit 20 g pro Tag jeweils 5 Tage vor bis 5 Tage nach dem Abferkeln an die Sau verfüttert werden. Das Produkt B besteht im wesentlichen aus einem Aminosäuregemisch, Magnesium, Mineralstoffen und Lecithin.


Versuchsdurchführung
Auf meine Anregung hin haben wir dann einen Praxisversuch durchgeführt, in dem wir drei Versuchsgruppen bildeten. Eine Kontrollgruppe mit 73 Sauen, sowie die Versuchsgruppen mit Produkt A(82 Sauen) und Produkt B (78 Sauen). Bei den dann folgenden Abferkelungen wurden neben den üblichen Produktionsdaten zusätzlich die Häufigkeit der Geburtshilfe, MMA und eventuell erhöhte Körpertemperatur (> 39,5°C) einen Tag nach dem Abferkeln erfasst. Die genauen Daten entnehmen Sie bitte nachfolgender Tabelle:

Die Geburten liefen alle unter Aufsicht ab und die Versuchsgruppen wurden so zusammengestellt, dass das durchschnittliche Alter der Sauen in den verschiedenen Gruppen in etwa gleich war.


Ergebnisse
Bei dem Parameter "abgesetzte Ferkel je Wurf" liegen die beiden Versuchsgruppen mit 0,3 (Produkt A) bzw. 0,4 Ferkeln (Produkt B) gegenüber der Kontrollgruppe im Vorteil. Diese wurden nicht durch mehr lebend geborene Ferkel in diesen Gruppen bedingt, sondern vielmehr durch 2,2% bzw. 3,8% weniger Verluste bei den Saugferkeln, wobei die Differenz am deutlichsten bei dem Merkmal "Durchfallverluste" auftrat. Insgesamt gesehen sind aber die Saugferkelverluste auch in den Versuchsgruppe A und B mit 16,6% bzw. 15,0% deutlich zu hoch. Darüber hinaus konnten diese Differenzen statistisch nicht abgesichert werden. Ebenso verhielt es sich mit allen anderen Werten.


Pigpool-Fazit für die Praxis
Obwohl tendenzielle Unterschiede bei einzelnen Werten vorhanden sind, so sind diese dennoch statistisch nicht signifikant. Darüber hinaus sind positive oder negative Tendenzen zwischen den einzelnen Versuchsgruppen nicht einheitlich. Aufgrund dieser Versuchanstellung mit immerhin 233 Sauen kann eine permanente Zufütterung dieser Produkte aus Kosten-Nutzen Erwägungen heraus nicht empfohlen werden. Bei bedarfsgerechter Futterzusammensetzung und Fütterung sind zusätzliche positive Effekte derartiger Ergänzungsfuttermittel nicht zu erwarten.

zurück zur Übersicht