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Fall des Monats Februar 2005

Hustenproblem in der Aufzucht
von Dr. Reinhold Heggemann, 25782 Tellingstedt 

Der Bestand:
Diesen Monat stellen wir Ihnen einen Betrieb mit ca. 100 Sauen und angeschlossener Aufzucht vor. Der Betrieb vermehrt Eber und liefert auch ins europäische Ausland. Die Sauen erfahren das übliche Impfprogramm in Form von Rotlauf/Parvo- und Influenza Impfung. Die Ferkel werden gegen Mycoplasmen geimpft und in der Aufzucht mit ca. 3,5 Monaten mit Rotlaufimpfstoff versorgt. 


Der Fall:
Beim ersten Bestandsbesuch wurden alle Stallabteile besichtigt. Hierbei fiel auf, dass in der Aufzucht bei einzelnen Tieren Husten auftrat. Dies bestätigte sich auch bei Folgebesuchen. Die Tiere waren im Allgemeinbefinden ungestört und zeigten weder Auffälligkeiten im Fressverhalten oder bei der Körpertemperatur. Dies wurde auch durch die sehr guten Tageszunahmen von ca. 870 g bestätigt. In einem normalen Mastbetrieb würde man mit diesem Ergebnis mehr als zufrieden sein. Da es sich aber bei diesem Bestand um einen Ebervermehrer handelt, der hochwertige Besamungseber auch ins Ausland liefert, entschloss man sich zu einer umfangreichen Diagnostik.
 

Die Untersuchung
:
Zunächst wurde ein sogenanntes serologisches Screening auf APP (Actinobacillus pleuropneumoniae) durchgeführt, wobei die Tiere auf Serotyp 6,7 und 9 teilweise positiv reagierten. Um diesen Befund weiter abzuklären, bzw. interpretieren zu können, wurde ein Schlachthofcheck durchgeführt. Dieser zeigte keinerlei pathologisch-anatomischen Hinweise für eine APP- Erkrankung. An den Lungen konnten bei ca. 20% der geschlachteten Tiere eine ggr. Spitzenlappenpneumonie im Sinne einer Mycoplasmeninfektion registriert werden. 



Auffällig waren weiterhin bei einigen Tieren Brustfell- und Herzbeutelentzündungen, die möglicherweise durch Hämophilus parasuis (Erreger der Glässerschen Krankheit) entstanden sein könnten. Ca. 80 % aller untersuchten Tieren wiesen eine sog. (teilweise hochgradige) interstitielle Pneumonie auf.
 

Weiteres Vorgehen
:
Da die Schlachtlungen durch Brühwasser kontaminiert waren, konnten sie keiner weiterführenden bakteriologischen Untersuchung zugeführt werden. Deshalb wurden 3 lebende Tiere einer eingehenden Untersuchung im Veterinäruntersuchungsamt unterzogen. Als Ergebnis bleibt festzuhalten, dass alle 3 Tiere eine Pneumonie (Lungenentzündung) aufwiesen; aus den Lungen konnte in allen Fällen Hämophilus parasuis isoliert werden. Die Diagnose war aufgrund des Befundes eindeutig eine Pneumonie infolge einer Infektion mit H.parasuis. 


Maßnahmen und weiterer Verlauf:
Als sofortige Maßnahme wurden die Ferkel mit einem erst kürzlich zugelassenen Impfstoff gegen H.parasuis der Fa. Intervet geimpft. Die Impfung erfolgte gemäß Herstellerangaben in der 6. und 8. Lebenswoche. Bis dato ist auch bei den ältesten im Bestand vorhandenen Aufzuchttieren keinerlei Husten mehr festgestellt worden.
 

Diskussion und Bewertung
:
Dieser Fall belegt (wieder einmal) eindrucksvoll, wie wichtig eine differenzierte, umfassende tierärztliche Diagnostik als Grundlage einer Therapie ist. Die Glässersche Krankheit, bedingt durch H.parasuis ist seit fast 100 Jahren bekannt. Die Krankheitssymptome können sehr vielfältig und unspezifisch sein und reichen von Fieber, Appetitlosigkeit, Gelenkentzündungen mit Lahmheiten, Husten, über Hirnhautentzündung, Leber-, Milz- und Nierenveränderungen bis hin zu Brustfell-, Bauchfell- und Herzbeutelentzündungen. Typisch sind dabei Verklebungen durch ausgetretenes Fibrin, dass ein typisches Sektionsbild ergibt. Betroffene Tiere erkranken oft chronisch und kümmern, können aber auch perakut verenden.

Bei akuten Ausbrüchen ist es ganz entscheidend, dass die Behandlung sehr schnell und die ganze Tiergruppe umfassend durchgeführt wird. Die Initialbehandlung sollte nicht über Wasser oder Futter erfolgen, sondern per Einzeltierbehandlung über die Spritze. Als Mittel der Wahl gelten nach wie vor Penicillin, Amoxicillin, Tetracyclin und bedingt auch Trimetoprim/Sulfonamid (TMS) Kombinationen. Die ersten drei genannten Wirkstoffe waren auch im vorliegenden Fall laut Resistenztest wirksam.

Eine gute Prophylaxe in gefährdeten Betrieben (z.B. verschiedene Herkünfte, hoher Jungsauenanteil durch verstärkte Remontierung oder Aufstockung) war bisher nur durch einen bestandsspezifischen Impfstoff und jetzt auch durch die Impfung mit einer handelsüblichen Vaccine der Fa. Intervet möglich. 
  

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