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Fall des Monats Februar 2007

Sekundärer Zinkmangel bei Zuchtsauen
DVM Herbert Nagel, Tierarztpraxis Dr. H. Schamoni in Geseke 

Der Bestand 

Es handelt sich um einen Zuchtbetrieb mit 800 Sauen. Die Produktion erfolgt in zwei Betriebsteilen mit je 400 Tieren. Diese unterscheiden sich dahingehend, dass neben unterschiedlicher Genetik auch die Fütterung mit verschiedenen Fertigfuttern erfolgt.

Die Verabreichung erfolgt in einem Betriebsteil als Flüssig- in dem anderen Betriebsteil als Trockenfütterung. Beide Betriebsteile weisen seit Jahren gleichmäßig hohe Leistungen auf. So erreicht der Bestand mit Trockenfütterung 23,5 Ferkel/Sau/Jahr und der Bestand mit Flüssigfütterung 27,2 Ferkel/Sau/Jahr je nach genetischer Ausrichtung. Der Gesamtbetrieb ist seit Jahren sowohl klinisch als auch serologisch räudefrei.

 

 

Der Fall 

In dem hier benannten Stall mit Trockenfütterung war vor ca. 10-8 Monaten zunehmend die Geburt lebensschwacher Ferkel zu beobachten. Als Ursache wurde vorerst der Einfluss von in Futtermittelproben nachgewiesenen erhöhten Mykotoxingehalten angenommen, obgleich typische Veränderungen an den Ferkeln (Scheidenrötungen und -schwellungen, Schwanznekrosen) nicht festzustellen waren.


Als bei den Sauen in den folgenden Wochen dann noch Veränderungen am Fundament festzustellen waren ( Bewegungsstörungen wie wechselnde Belastung der Gliedmaßen und unspezifische Lahmheiten, vermehrtes Festliegen, verringerte Milchleistung der Sauen ohne Temperaturerhöhung), erfolgte eine intensive rechnerische Überprüfung der Futterration.


Dabei entsprachen alle Werte den Fütterungsempfehlungen, lediglich das enge Ca-P-Verhältnis von 1:1 war Anlass, den Ca-Anteil im Futter auf ein Verhältnis von 2:1 zu erhöhen. Daraufhin besserte sich die oben beschriebene Symptomatik sichtbar. Dafür traten Hautveränderungen auf, die sich wie folgt beschreiben lassen: nicht sehr feste, keratinöse Krusten an diversen Körperstellen, hier besonders an den Ohren, Schultern, Widerrist und Kreuzbeingegend, die in ihrer Dicke variierten und zerbrachen. Die Borsten an diesen Stellen wurden struppig und konnten „büschelweise“ locker herausgezogen werden, kein Juckreiz (Bilder 1,2,3).

  

Daraufhin wurden von fünf (5) Sauen mit typischer Symptomatik Stoffwechselblutproben entnommen, die folgende Ergebnisse aufwiesen:
 

Untersuchungen

Sau 1

Sau 2

Sau 3

Sau 4

Sau 5

Referenzwerte

Einheiten

AP

123

108

93

97

110

bis 170

U/l

Calcium

2,5

2,43

2,6

2,46

2,56

2,4 - 3

mmol/l

Phosphat

7,22

5,1

5,52

5,87

16,25

6,5 – 10,2

mmol/l

Zink

77,3

84,4

69,6

102,7

82,5

70 - 150

µg/dl

 






Durch diese Ergebnisse, verbunden mit der Tatsache, dass die Hautveränderungen nur in dem Betriebsteil festzustellen waren, bei dem vorberichtlich im Trockenfutter der Kalziumgehalterhöht worden war, wurde die Verdachtsdiagnose „sekundärer Zinkmangel“ gestellt.

 


Weiteres Vorgehen
 

Als erste Maßnahme wurde ein anderes Fertigfutter mit gleichem Ca:P-Verhältnis, aber höherwertigen Proteingehalt eingesetzt. Als Ergänzungsfuttermittel wurde im Intervall von     2 x 10 Tagen agilan® BIO-Zink zugefüttert.

Nach bereits ca. 3 Wochen klangen die klinischen Symptome deutlich ab (Bilder 4,5)


                    

 

 

Diskussion und Bewertung 

Auf Grund des Krankheitsverlaufes ist es wahrscheinlich, dass es sich hier um das Krankheitsbild eines sekundär entstandenen Zinkmangels handelt. Differentialdiagnostisch zu beachten und abzugrenzen ist ein Biotinmangel, die Sarcoptesräude sowie eine Hyperkeratose der Haut infolge Aufnahme chlorierter Phenole bei gleichzeitiger Leberdystrophie.

Obwohl sich im Blut bei verminderten AP-Werten die Zinkgehalte tendenziell noch im unteren Normbereich bewegten, kann es aber bei hohen Ca-Gehalten im Futter zu einer unzureichenden Zn-Resorption oder zur negativen Beeinflussung des Zn-Stoffwechsels kommen. 

Die Art der Futterdarbietung (hier Trockenfutter) in Abhängigkeit von Rasse und Alter, die Art der Proteinquelle und der Phytingehalt des Futters sind weitere zu beachtende Faktoren.Therapeutisch ist eine sehr gute Wirksamkeit des verwendeten Ergänzungsfuttermittels in diesem Fall zu verzeichnen. 

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