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Fall des Monats Januar 2001

Zusätzliche beta-Carotingaben, ein Muss für bessere Fruchtbarkeitsleistungen?
Jens Jungbloot, Bahnhofstr. 69, 25782 Tellingstedt 

Einleitung
In der Schweinepraxis werden vermehrt verschiedene Präparate angeboten, die beta-Carotin enthalten. Sie werden besonders für Betriebe empfohlen in denen Fruchtbarkeitsprobleme vorliegen. Durch den Einsatz dieser Präparate sollen deutlichere Rauschesymptome, geringere embryonale Sterblichkeit und damit mehr lebend geborene Ferkel sowie eine positive Folgewirkung auf den folgenden Zyklus erreicht werden.

In einem Sauenhaltungsbetrieb mit 240 Sauen wurde eines dieser Injektionspräparate getestet.

Es gibt eine Reihe von Untersuchungen über die zusätzliche Versorgung mit Vit. A oder beta-Carotin zu den handelsüblichen Futtermitteln bei Zuchtsauen.
Die Ergebnisse sind breit gestreut, und z. T. sogar widersprüchlich. So wurden fehlende, verlängerte oder verkürzte Brunstzyklen beobachtet. Ein positiver als auch negativer Effekt auf die Größe der Gelbkörper, der Würfe und der Geburtsgewichte wurde festgestellt. 


Bedeutung von beta-Carotin
Beta-Carotin gilt als Vorstufe von Vit. A. In den Epithelzellen der Darmwand wird beta-Carotin zu Vit. A umgebaut. Der Bedarf kann sowohl über die Zufuhr von beta-Carotin als auch über die Zufuhr von Vit. A gedeckt werden. Natürliche Vorkommen von beta-Carotin findet man in grünen Pflanzen wie Gras, Mais und Luzerne. Durch die Konservierung (Trocknen, Silieren) kommt es zu einem hohen Verlust an beta-Carotin. 

Vit. A ist im Organismus wichtig für das Wachstum von Epithelzellen und deren Differenzierung, für die Fruchtbarkeitsleistung und das Hell/Dunkel-Sehen. In der Leber kann Vit. A bis zu 18 Wochen lang gespeichert werden.


Vit. A oder beta-Carotin - Mangelsituationen
Negative Auswirkungen auf die Wurfgröße sind bei Vitamin A-Mangelsituationen zu erwarten. Es steigt der Anteil an mumifizierten oder tot geborenen Ferkeln und es werden mehr lebensschwache und missgebildete Ferkel geboren. Im Vordergrund stehen Augen- und Hautdefekte, Gaumenspalten sowie Gliedmaßenveränderungen. 

Sollte der Verdacht eines Vitamin A-Mangels bestehen ist der Vitamin A-Gehalt der Leber von drei bis vier neugeborenen Ferkel zu untersuchen. Werte unter 31,4 Mikromol Vitamin A pro Kilogramm Leber gelten als zu wenig und über 62,8 Mikromol Vitamin A pro Kilogramm Leber als gut. 

Bei einer bestehenden Unterversorgung sollte sofort eine Therapie durchgeführt werden, indem den Sauen pro Kilogramm Körpergewicht 1000 bis 2000 IE Vitamin A intramuskulär verabreicht werden. Mit wässrigen Präparaten können bessere Leberdepots erreicht werden als mit öligen Formulierungen. Diese Behandlung ist nach vier bis acht Wochen zu wiederholen. Es tritt eine rasche Besserung des Fruchtbarkeitsgeschehens ein.


Vit. A oder beta-Carotin - Überversorgung
Eine Vitamin A-Überversorgung ist eigentlich nur theoretisch denkbar, da hierfür hohe Dosen zugeführt werden müssen. Bei einer zusätzlichen Gabe von beta-Carotin oder Vit. A - Präparaten nach Behandlungsanweisung des Herstellers werden sie bei weitem nicht erreicht. Bei unsachgemäßer Anwendung (Überdosierung) können folgende klinische Symptome auftreten: Wachstums-, Bewegungs- und Haltungsstörungen, Hautdefekte und Blutgerinnungsstörungen. Eventuell treten auch embryotoxische Wirkungen auf. 


Versuch
In unserem Praxisversuch wurde über 26 Wochen in einem Sauenbetrieb mit 240 Tieren ein Injektionspräparat mit 10 mg beta-Carotin/ml in einer Dosierung von 7 ml pro Sau zum Zeitpunkt des Absetzens verabreicht.


Der Betrieb
Der Gesundheitsstatus im Testbetrieb war als stabil zu beschreiben, die gängigen Impfungen und Entwurmungsmaßnahmen wurden regelmäßig durchgeführt, Jungsauen von nur einem Produzenten bezogen und angemessen eingegliedert. 

Die 2 mal tägliche Fütterung bestand aus pelletiertem Fertigfutter für tragende und säugende Sauen. Beide Mischungen kamen vom selben Mischfutterhersteller. 

Das Absetzen erfolgte in diesem Betrieb wöchentlich nach 21-tägiger Säugezeit. Die Versuchsgruppe (113 Sauen) erhielt am Absetztag 7 ml des beta-Carotinpräparates als intramuskuläre Injektion, die Kontrollgruppe (105 Sauen) blieb unbehandelt. Über die Versuchsdauer von 26 Wochen wurden die Umrauscher, sowie die lebend- und die totgeborenen Ferkel des Folgewurfes erfasst.


Versuchsergebnisse





Zwischen der Versuchsgruppe und der Kontrollgruppe sind keine signifikanten (= statistisch abgesicherten) Unterschiede aufgetreten. Tendenziell war die unbehandelte Kontrollgruppe bei 2 von 4 Parametern (Umrauscher und totgeborene Ferkel pro Sau) sogar besser als die beta-Carotingruppe. Bei Fütterung eines handelsüblichen Mischfuttermittels für Sauen mit entsprechender Vitaminisierung sind in der Regel keine Defizite zu erwarten. Über den Bedarf hinaus verabreichte beta-Carotin - Gaben hatten in dieser Versuchsanstellung keinen nennenswerten positiven Effekt auf die Fruchtbarkeitsleistung. Dagegen stehen Kosten von ca. 3,40 DM pro Behandlung, also ca. 7,80 DM pro Sau und Jahr.


Pigpool-Fazit für die Praxis
Ob diese Investition und er Arbeitsaufwand sich lohnen, sollte kritisch hinterfragt werden. Auch unter dem Aspekt des Tierschutzes sollten unnötige Injektionen vermieden werden.

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