Fall des Monats Januar 2005
Versuch einer Mykoplasmen – Sanierung (M.hyopneumoniae)
Dr. R. Heggemann und C. Lehmann, 25782 Tellingstedt
Versuch einer Mykoplasmen – Sanierung (M.hyopneumoniae)
Dr. R. Heggemann und C. Lehmann, 25782 Tellingstedt
Der Bestand
Nach Neustrukturierung und Umbau eines Betriebes sollte der gesamte Sauenbestand neu aufgebaut werden. Diesen Neuaufbau wollte man dazu nutzen, einen Bestand frei von Mykoplasmen (M. hyopneumoniae) aufzubauen. Die insgesamt 300 Jungsauen wurden mit einem Alter von 150 bis 160 Tagen aus nur einem Herkunftsbetrieb geliefert. Der Zulieferbetrieb war nicht Mykoplasmen frei, daher waren die Jungsauen u.a. auch gegen Mykoplasmen geimpft.
Der neu formierte Betrieb praktizierte ein strenges Rein-Raus-Prinzip mit räumlich getrenntem, ausgelagertem Flatdeck. Die Hygienemaßnahmen im Betrieb befanden sich auf dem neuesten Stand, ihre Einhaltung wurde konsequent überwacht.
Sanierung
Die Sanierung hatte zum Ziel, letztendlich einen mykoplasmenfreien Bestand zu schaffen und mykoplasmenfreie Jungsauen auszuliefern. Es wurde dabei auf ein Konzept zurück gegriffen, mit dem bereits mehrere Betriebe eine erfolgreiche Sanierung durchgeführt hatten.
Zur Eliminierung der Erreger (Mycoplasma hyopneumoniae) wurde eine Medizinierung der gesamten Herde mit 2 verschiedenen antibiotischen Wirkstoffen über das Futter durchgeführt. Alle Sauen waren zu Beginn der Behandlung über 240 Tage alt. Dabei kam CTC 100% (= Chlortetrazyklin) in einer Dosierung von 1000 ppm/t Futter und Tiamulin 10% in einer Dosierung von 3000 ppm/t Futter zum Einsatz. Die Sauen bekamen dieses Futter mind. 14 Tage lang. Der Betrieb war zu diesem Zeitpunkt frei von Ferkeln oder anderen Nachzuchttieren.
Überprüfung der Maßnahmen
Die erste Untersuchung fand bei der Nachzucht des ersten Abferkeldurchgangs statt, als diese Tiere mind. 120 Tage alt waren. Von 20 Blutproben konnten bei 11 Proben Antikörper gegen Mycoplasma hyopneumoniae festgestellt werden, wobei dieses erste Ergebnis angezweifelt werden musste, da bei der Wahl der Probenröhrchen ein Fehler unterlaufen war. Für den Nachweis von Mykoplasmen-Antikörpern eignen sich Serumröhrchen besser als die hier verwendeten Lithium-Heparin-Röhrchen, bei denen es häufig zu falsch positiven Ergebnissen kommt.
Aus diesem Grund fand 2 Wochen später eine erneute Beprobung von 30 Jungsauen unter Verwendung von Serumröhrchen statt. Aber auch hier konnten in 5 Proben Antikörper gegen Mykoplasmen nachgewiesen werden. Zur Absicherung wurden gleichzeitig mit der Blutprobenentnahme bei den selben Tieren auch Rachentupfer entnommen. Aus diesen 30 Proben bildete das Untersuchungslabor 6 Pools a 5 Proben, von denen bei 2 Pools per PCR-Methode der Erreger nachgewiesen werden konnte.
In Ergänzung dazu und zur Absicherung wurde bei ca. 50 Tieren ein sog. Schlachthofcheck bzw. Lungencheck durchgeführt. Hierbei wiesen 35% der Lungen Veränderungen im Spitzenlappenbereich auf, einzelne Tiere hatten Lungenschädigungen in über 10% des Gewebes. Dabei handelte es sich um typische Anzeichen einer Mykoplasmeninfektion, wobei aber keine akuten Stadien der Erkrankung festzustellen waren.
Klinische Symptome im Betrieb
Von der ersten Abferkelgruppe an kam es im Aufzuchtstall immer wieder vereinzelt zu klinischen Symptomen der Schweine. Ab einem Lebendgewicht von ca. 50-60 kg traten Husten und Nasenausfluss auf. Teilweise konnten auch Pneumonien beobachtet werden.
Mögliche Ursachen
Wegen der Komplexität im Wechselspiel zwischen Erreger, Immunität, Infektion und therapeutischer Medikation kann es bei Sanierungsmaßnahmen generell auch zu Fehlschlägen kommen. Dennoch sind sowohl aus der Literatur als auch aus eigener Erfahrung viele Fälle von erfolgreichen Sanierungen bekannt. Deshalb sollte bei mißlungenen Sanierungsversuchen immer versucht werden, die mögliche(n) Fehlerquelle(n) zu finden. Diese können in erster Linie in einer unzureichenden Medikation begründet sein. Im vorliegenden Fall ergab eine Überprüfung des Futters, dass die Gehalte an CTC und Tiamulin entsprechend der Dosierung korrekt waren. Ein weiterer Püfpunkt war die Futteraufnahme der Sauen, da diese – wahrscheinlich durch die hohen Tiamulingehalte – phasenweise deutlich verringert war. Interessant war, dass die gestörte Futteraufnahme nicht kontinuierlich gleich schlecht war, sondern durchaus auch bei einigen Mahlzeiten sehr gut war. Aufgrund dieser Mitteilung wurde das Fütterungssystem einer eingehenden Prüfung unterzogen. Dabei stellte sich heraus, dass es zwei Außensilos mit identischem Futter gab. In dem einen Silo befand sich das ältere, unmedizinierte Futter und in dem zweiten Silo war das medizinierte Schrot eingefüllt worden. Aus beiden Silos förderte jeweils eine separate Schnecke Futter zu einem gemeinsamen Zwischenbehälter, aus dem wiederum der Stall beschickt wurde. Der Meßfühler im Zwischenbehälter kontrollierte lediglich den Füllstand, entschied aber nicht, aus welchem Silo die Beschickung stattfinden sollte. So wurde der Zwischenbehälter nach dem Zufallsprinzip wechselweise mal aus Silo 1 und aus Silo 2 oder aus beiden gefüllt. Damit war eine kontinuierliche Dosierung der Medikamente im Endfutter nicht mehr gewährleistet, sondern dem Zufall überlassen. Dies erklärt auch die Tatsache, warum die Tiere durchaus an einigen Tagen das Futter gut aufnahmen und an anderen Tagen schlechter. Zur Vermeidung dieses „Systemfehlers“ hätte man das Silo mit dem unmedizinierten Futter entweder vor der Behandlung leerlaufen lassen oder „blind setzen“ müssen.
Fazit
Der Sanierungsversuch gegen Mycoplasma hyopneumoniae in diesem neu aufgebauten Bestand ist fehlgeschlagen. Durch die spezifischen Gegebenheiten in der Fütterungstechnik konnte die Medizinierung der Herde den Erreger nicht vollständig eliminieren. Trotz guter hygienischer Voraussetzungen und dem strikt eingehaltenen Rein-Raus-Prinzip konnte kein Erfolg erzielt werden.