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Fall des Monats Januar 2011

Produktionskostensenkung in der Schweinehaltung ermöglicht Anpassung der Abrechnungsmasken?
Dr. Dirk Hesse, AGRI-Kontakt, Braunschweig

Aktuell haben die meisten Schlachtstätten wieder einmal ihre Masken „angepasst“. Wie sollen Schweinehalter reagieren, wenn sie erfolgreich am Markt bleiben wollen?

Neueste Studien haben wieder heraus gefunden, das aus der Sicht der meisten Verbraucher Lebensmittel eigentlich zu billig sind, und viele Verbraucher auch gern bereit wären etwas mehr zu zahlen, wenn Fleisch und Wurst den tiergerecht und umweltfreundlich an die Theke gelangt wären. Doch wo spiegeln sich für Schweinehalter am Markt solche Befragungsergebnisse wieder?

Im langjährigen Mittel sinken die Preise für das Schweinefleisch, das die Schlachtstätte dem Mäster bezahlt. Unter Berücksichtigung von einem gewissen Zeitversatz zwischen Ursache und Wirkung, lässt sich auch ein Zusammenhang zwischen geschlachteter Menge und dem Preis zeigen, siehe Grafik 01. Zudem ist für die Zukunft eher mit steigenden Getreide- und damit Futterpreisen zu rechnen. Wer unter diesen Rahmenbedingungen mit der Schweinehaltung Geld verdienen will, muss nicht nur seine Produktionskosten so niedrig wie möglich halten, sondern auch ständig an einer weiteren Senkung arbeiten.

Ferkelerzeuger des DLG-Forum-Spitzenbetriebe haben im Jahr 2005 im Mittel 23,8 Ferkel/Sau/Jahr abgesetzt. Bis zum Jahr 2009 konnte die Zahl der abgesetzten Ferkel um 1,6 Ferkel auf nunmehr 25,4 Ferkel/Sau/Jahr gesteigert werden. Die 10% besten Betriebe liegen mittlerweile auf einem Niveau von 29,4 abgesetzten Ferkeln pro Sau/Jahr. Innerhalb der letzten drei Jahre wechselten fast ein Drittel der Betriebe die Genetik, die meisten zur DAN-Zucht. 

Die Mäster des DLG-Forum-Spitzenbetriebe konnten sich mittlerweile auf durchschnittlich 787g Tageszunahme, bei nur 2,2% Verlusten steigern. Wobei die besten 10% der Mäster auch nur 2,1% Verluste haben, dafür aber Tageszunahmen von im Durchschnitt 905g erreichen. Hier sind in den meisten Betrieben DAN-Sauen die Mütter der Endprodukte. Der Anteil der Duroc-Väter ist im letzten Jahr um etwa 10% gestiegen. D.h. nicht nur die aus Dänemark importierten Ferkel haben Duroc-Väter, sondern der Anteil der in Deutschland geborenen Ferkel mit Duroc-Vater steigt ständig und dürfte im Augenblick bei etwa 10% liegen.

Die Steigerung der biologischen Leistungen führt, auch wenn sie teilweise durch einen höheren Aufwand erzielt wird, im Regelfall zu einer deutlichen Senkung der Produktionskosten. So konnten die besten 25% der Spitzenferkelerzeuger im Jahre 2009 eine DkfL von etwa 818€ pro Sau und Jahr erreichen, und die besten 25% der Spitzenmäster eine DkfL von etwa 88€ je m² Bruttostallfläche erzielen.

In der gesamten Schweinehaltung, bis rückwärts zur Vermehrung, kann nur das Geld verdient (verteilt) werden, was am Schlachthaken erzielt wird, eine Binsenweisheit. Die meisten Schlachtstätten stellen nach und nach auf die Auto-Fom-Technik um. Zusätzlich wurden in den vergangenen Wochen noch die meisten Schlachtmasken angepasst, überwiegend in Anlehnung an die sogenannte „Westfleisch-Maske“. Im Einzelfall können die Unterschiede jedoch durchaus wirtschaftlich relevant sein. Wesentlichste Faktoren für den Wert des gelieferten Schlachtschweines sind bei der Auto-Fom-Technik der Schinken schier und –als Gegenspieler- der Muskelfleischanteil (MFL) im Bauch sowie nun auch der Lachs. Der Schinken schier wird zumeist in einem Bereich zwischen 16-20kg am besten bezahlt, darunter und darüber gibt es Abzüge. Beim Lachs liegt das Optimum zwischen 6,2 und 7,8kg. Je dichter der Schinken an die 20kg Grenze kommt, desto höher ist das Risiko im Lachs oberhalb des Optimums zu landen. Es ist also wichtig, so nah wie möglich an die 20kg Schinken schier zu kommen. Der MFL im Bauch sollte in jedem Fall über 47%, optimal über 53% liegen.

Wie können höchste biologische Leistungen optimal an den Haken gebracht werden?
Am Beispiel eines erfolgreichen Schweinemästers aus dem Raum Coesfeld soll aufgezeigt werden, wie dies gelingen kann. Zunächst gilt es, sich auf die wesentlichen Charakteristika eines Duroc-Ferkels ein zustellen. Hier ist zunächst zu nennen, das Ferkel mit Duroc-Vater –gegenüber Pitrain-Vater- im Regelfall höhere tägliche Zunahmen erreichen können, insbesondere gegen Ende der Mast jeden Tag stark an Gewicht zunehmen, einen geringeren Temperaturanspruch haben, häufiger schmutzig aussehen, und bei der Ausstallung schwieriger zu bewegen sind.

Wenn Mäster Ferkel mit Duroc-Eber einkaufen wollen, ist zu beachten, dass aus Dänemark importierte Ferkel im Regelfall aus einer Spermamischung entstanden sind, während von deutschen Ferkelerzeugern ein einziger Eber als Basis dient. Kreuzungen von Duroc und Pitrain auf der Vaterseite können zumeist, wegen der höheren Aufspaltung, wenig überzeugen.

DAN-Ferkel mit Duroc-Eber haben zumeist über 100g höhere tägliche Zunahmen, im Vergleich zu ihren Pit-Kollegen. Wer das Zunahmepotential optimal ausschöpfen will, sollte sich zunächst mit dem Futter befassen. Bis 40kg Lebendgewicht ist ein höherer Lysinanteil (ca. 11,5g je kg Futter) zu fahren, um die Muskelbildung zu stimulieren. Ab 80kg wiederum ist die Energie zu reduzieren, etwa auf 12,7MJ. Der optimale MFL Bauch ist in erster Linie über die Fütterung, bzw. die Energiereduzierung am Ende der Mast zu erreichen. Je nach eingesetzter Fütterungstechnik ist das Futter ebenfalls gegen Ende der Mast zu rationieren. Im vorliegenden Fall werden mittels der Fütterung am langen Quertrog tägliche Zunahmen von über 900g erzielt. 

Werden die höheren Zunahmen erreicht, kann dies auch den niedrigeren Temperaturanspruch, bzw. die höhere Verschmutzung der Tiere erklären. Denn wenn es den Tieren zu warm ist, legen sie sich oft in den feuchteren Mistbereich, um dann über die anschließende Verdunstung ihre Haut zu kühlen (das was wir Menschen durch schwitzen erreichen). Hier sollte dann also mit einer entsprechenden Temperaturabsenkung reagiert werden, auch um die Luftqualität zu verbessern. Entscheidend ist dabei das Liegeverhalten der Tiere.

Wer möglichst dicht an die 19-20kg Schinken schier kommen will, sollte ein Schlachtgewicht von etwa 98kg anstreben. Bei einer Ausschlachtung von 78,2 bzw. 79% bedeutet dies ein anzustrebendes Lebendgewicht von etwa 124-125kg. Hier ist zu beachten, dass die Tiere gegen Ende der Mast durchaus auch Zunahmen von über 1000g pro Tag erreichen können. Eine wöchentliche Sortierung ist also angesagt, wenn eine optimale ökonomische Leistung erzielt werden soll. Tabelle 01 zeigt die wesentlichen Kriterien zur Beurteilung der eingesetzten Vaterrasse.

Im Coesfelder Betrieb werden die Tiere einzeln über die Waage getrieben. Dafür werden zwei Arbeitskräfte eingesetzt, die etwa 150 Schweine in vier Stunden einzeln verwiegen können. Die so entstehenden Kosten betragen etwa 1€ pro gewogenes Schlachtschwein. Wie auf Abb. 03/04 zu sehen, ist es sehr schwierig, die Lebendgewichte mit dem Auge optimal zu schätzen. Vergleiche mit verschiedenen Schlachtpartien zeigten dem Betriebsleiter, das die Einzelverwiegung durchschnittlich zwar fast 1€ je geschlachtetes Tier kostet, dafür aber etwa 3-4€ pro Tier an Mehrerlös bringt. Der Betrieb mit seinen pro Jahr über 8000 gelieferten Schlachtschweinen erzielt somit im Mittel einen Mehrerlös von ca. 20.000€ pro Jahr. Ein lohnender Mehraufwand.

Zusammenfassung
Die höheren biologischen Leistungen der DAN-Tiere, insbesondere beim Duroc-Vater, lassen sich in deutliche ökonomische Vorteile umsetzen, wenn Fütterung, Klimatisierung und vor allem das Liefergewicht optimiert werden. Dies gilt insbesondere bei Vermarktung über Auto-Fom-Technik. Unser Coesfelder Betrieb hat sich nach intensiven Tests im eigenen Betrieb, auch wegen der höheren biologischen Leistungen, für die Aufstallung von DAN-Ferkeln mit deutschem Duroc-Vater entschieden. Immer entscheidender für den wirtschaftlichen Erfolg, ist die optimale Anpassung an die gewählte Schlachtstätte und ihre spezifische Maske. 

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