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Fall des Monats Juli 2000

Plötzlich auftretende Todesfälle in einem Mastbestand durch Salmonellen
Dr. Reinhold Heggemann, Bahnhofstr. 69, 25782 Tellingstedt 

Vorbericht
Ein Mäster mit ca. 700 Plätzen (Abteilweise Rein-Raus) schilderte folgendes Problem: Bei sehr guten Tageszunahmen (~ 900 g) und generell gutem Gesundheitsstatus (Ferkel aus einer Herkunft) erkrankte jede Mastgruppe einmalig irgendwann während der Mastperiode. Die Erkrankung, die sich klinisch nur durch erhöhte Atemfrequenz und verringerte Futteraufnahme äußerte, betraf nicht immer die gleiche Altersgruppe. Einzelne Tiere waren verendet.


Klinische Untersuchung
Bei dem Bestandsbesuch fiel nur auf, dass sich in einem Abteil Tiere träge verhielten und eine erhöhte Atemfrequenz aufwiesen. Der Futterzustand war als gut bis sehr gut zu bezeichnen. Temperaturmessungen bei auffälligen Tieren ergaben Werte bis 41,5°C.


Diagnostik
Da es klinische Hinweise für eine Beteiligung des Atemtraktes gab, wurde von 3 akut erkrankten Tieren (hohes Fieber) eine Blutprobe entnommen. Diese wurde nach 2 und 4 Wochen wiederholt um einen eventuellen Antikörperanstieg zu dokumentieren. Untersucht wurde auf APP, PRRS, Mycoplasma hyopneumoniae, Influenza und PRCV (Rota/Coronavirus). Lediglich auf Mycoplasmen konnte ein Titeranstieg nachgewiesen werden. Alle anderen Untersuchungen wiesen keine Antikörper bzw. Antikörperanstiege aus. Somit konnte mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die Tiere eine Mycoplasmen-Infektion durchlaufen hatten. Die anderen oben genannten Erreger konnten dagegen als mögliche Ursache ausgeschlossen werden.

Bei dem dritten Blutprobentermin wurde ein weiterer Bestandsdurchgang durchgeführt. An der Situation hatte sich bis dato nichts geändert. Einzelne Tiere wirkten abgeschlagen, hatten hohes Fieber und hochfrequente Atmung. In einer Bucht mit 4 auffälligen Tieren war zitronengelber Durchfall zu sehen. Eine Kotprobe wurde entnommen, mit dem Ergebnis, dass Salmonella typhimurium nachgewiesen wurde. Im Resistenztest erwies sich eine Trimethoprim-Sulfonamid-Kombination (TMS) als wirksam.


TherapieAls Sofortmaßnahme wurden klinisch kranke Tiere mit einem TMS-Präparat per Injektion behandelt. Das gesamte Abteil wurde mit einem TMS-Präparat über das Wasser mediziniert. Die Behandlung bzw. Medizinierung zeigte umgehend durchschlagenden Erfolg.


Diskussion
Obwohl die klinische Symptomatik und Diagnostik zunächst teilweise auf eine Beteiligung des Atmungsapparates hindeutete, konnte dies jedoch nicht mit dem gesamten klinischen Bild in einen logischen Zusammenhang gebracht werden. Die nachgewiesene Mycoplasmen-Infektion erklärte nicht die Todesfälle. Auch die Tatsache, dass von Erkrankungswelle zu Erkrankungswelle unterschiedlich alte Tiere und auch nur immer Einzeltiere betroffen waren, sprach gegen eine Mycoplasmen-Infektion als alleiniger Auslöser, zumal weder Husten noch Niesen bei den Tieren vorhanden war. Auch die extrem hohen Temperaturen passten nicht so recht ins Bild. 

Im Grund genommen wurde erst bei dem zweiten Bestandsdurchgang die eigentliche Ursache, nämlich eine Salmonelleninfektion als auslösender Faktor gefunden. Auch durch andere Fälle, in denen Salmonellen nachgewiesen wurden, kann davon ausgegangen werden, dass zitronengelber Durchfall als typisches klinisches Merkmal für eine Salmonelleninfektion gewertet werden kann. 
Die beobachtete hochfrequente Atmung muss wohl als sekundäres Symptom angesprochen werden, dass sich durch die hohen Körpertemperaturen erklären lässt. 

Ein weiterer interessanter Aspekt ergab sich im Nachlauf dieses Falles bei der Ursachenforschung. Durch Untersuchung des ferkelliefernden Betriebes war bekannt, dass dieser als Salmonellen - unverdächtiger Bestand einzustufen war. Woher kam also der Salmonelleneintrag in den Mastbetrieb? Bei der Überprüfung dieser Frage ergab sich, dass der Betrieb, der hofeigenes Getreide verfütterte, seine Getreidesilos auf der Diele stehen hatte. Diese waren nach oben offen und ganze Schwärme von Spatzen (Sperlinge) fühlten sich hier wie zu Hause. Sowohl der Silorand als auch das oben liegende Getreide war massiv mit Spatzenkot verunreinigt. Eine Untersuchung des Vogelkotes ergab den Nachweis des gleichen Salmonellentypus, der aus den Schweinekotproben isoliert worden war. 

Daraufhin wurde das Silo gereinigt und abgedeckt. Der Einflug von Spatzen wurde durch Anbringung von Drahtgittern unterbunden. Die Medizinierung wurde in der Folgezeit abgesetzt und bis dato traten keine weiteren Salmonellosen mehr auf.


Pigpool-Fazit für die Praxis
Dieser Fall belegt, dass u. U. eine detaillierte Bestandsuntersuchung und Diagnostik notwendig ist, um ein Problem kausal zu analysieren. Die tierärztliche Behandlung sollte sich nicht nur auf die Therapie beschränken, sondern alle Aspekte der Diagnostik, Therapie und Ursachenforschung umfassen. Vögel sollten generell keinen Zugang zu Schweinen oder Futtermitteln haben.

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