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Fall des Monats März 2003

Auf den Erregernachweis kommt es an 

Der Betrieb
Es handelt sich um einen Sauenbestand mit 280 Sauen, der im 4 - Wochen - Rhythmus betrieben wird. Die Ferkel werden mit 21 Tagen abgesetzt. Im Bestand werden routinemäßig Impfungen gegen Influenza, Rotlauf, Parvovirose und Clostridien durchgeführt. Der Bestand ist PRRS- positiv und wird dreimal jährlich geimpft. 2 mal jährlich werden alle Sauen mit einem Fütterungsarzneimittel entwurmt.

Die Ferkel werden in einem 2 km entfernten Flatdeckstall aufgezogen. Dort sind sie in Großraumbuchten zu je 50 Tieren aufgestallt. Über eine Sensorfütterung erhalten sie über den Zeitraum von 14 Tagen 8 mal täglich ein Prestarterfutter, danach ein handelsübliches Starterfutter.


Der Fall
An einem Wochenende traten ohne vorherige Krankheitsanzeichen 16 Todesfälle im Ferkelaufzuchtstall (Flatdeck) auf. Betroffen war die Ferkelgruppe 2 Wochen nach dem Absetzen. Bei der klinischen Untersuchung fanden sich noch mehrere apathische Tiere. Diese Tiere hielten ihren Kopf überstreckt im Nacken und führten Ruderbewegungen mit den Beinen aus. Die Augen der betroffenen Ferkel waren geschwollen, sie fielen darüber hinaus durch eine quäkenden Stimme auf. Im Bestand konnte bei vielen Tieren starker Husten festgestellt werden. Es wurden 2 Ferkel zur genauen Abklärung der Ursache zur Sektion gebracht.


Verdachtsdiagnose
Aufgrund des klinischen Bildes wurde die Verdachtsdiagnose Ödemkrankheit gestellt. Es wurde eine Behandlung mit dem Antibiotikum Colistin zur oralen Aufnahme eingeleitet. 

Bei der sog. Ödemkrankheit handelt es sich um eine Infektion mit E.coli Bakterien. Sie enthalten ein Bakterientoxin (= Gift), das sogenannte Vasotoxin, das eine Schädigung der Blutgefäße bewirkt, was zu den charakteristischen Symptomen der Erkrankung, der Ödembildung führt. Die betroffenen Tiere verenden häufig, weniger stark betroffene Tiere entwickeln sich nach überstandener Krankheit nicht zufrieden stellend. Meistens erkranken die größten Ferkel, da ein gut gefüllter/überfüllter Magen die Darmmotorik hemmt und die Aufnahme des Toxins begünstigt wird.


Untersuchungsergebnisse, Diagnose und Verlauf
Die Sektion bestätigte bei beiden Ferkeln eine Infektion mit E.coli. Darüber hinaus wurden bei beiden Tieren Infektionen der Lunge mit Mykoplasmen festgestellt, bei einem Tier wurde in der Lunge zusätzlich Hämophilus nachgewiesen.

Nach dem durchgeführten Resistenztest wurde die antibiotische Medizinierung mit Tylosintartrat ergänzt.

Daraufhin besserten sich sämtliche Symptome, es traten keine Todesfälle mehr auf.


Weiterer Verlauf
Nach 2 Monaten trat plötzlich ein Rückschlag mit den gleichen Symptomen wie zuvor auf. Der erste Verdacht, dass die Medizinierung der neu aufgestallten Ferkel eingestellt worden war, bestätigte sich nicht. Daraufhin wurde die Verdachtsdiagnose Streptokokken-Meningitis (= Hirnhautentzündung) gestellt und 2 Ferkel zur Sektion gebracht. Als Sofortmaßnahme wurden die betroffenen Gruppen mit dem Antibiotikum Amoxycillin behandelt.


Diagnose
Bei den untersuchten Tieren konnte eine Infektion mit Streptokokkus suis als Ursache für die vorliegende Hirnhautentzündung nachgewiesen werden. 


Weitere Maßnahmen
Der weitere Behandlungsplan orientierte sich am vorliegenden Resistenztest, der die Wirksamkeit der bereits eingesetzten Medikamente Colistin und Amoxycillin bestätigte. Die neu eingestallten Ferkel erhielten diese beiden Arzneimittel für 14 Tage über das Futter.

Bei der Fütterung wurde von dem eingesetzten Prestarter-Futter auf ein Diät-Prestarter-Futter gewechselt, das einen höheren Rohfaseranteil und einen geringeren Rohproteinanteil besaß.

Darüber hinaus wurden in den ersten 14 Tagen zusätzlich Längströge in die Buchten gestellt, damit das Fressplatzverhältnis günstiger wurde und jedes Ferkel langsam und in Ruhe fressen konnte. So verhindert man, dass sich besonders kräftige Ferkel aus Futterneid überfressen und die Darmmotorik durch die starke Füllung des Magens verlangsamt und behindert wird.

Im Abferkelstall wurde ein insgesamt strengeres Augenmerk auf die Hygiene gelegt. Insbesondere die Nabelpflege wurde optimiert, aber auch die Grundlagen der Hygiene beim Kastrieren wurden (wieder) eingehalten. Damit vermeidet man, dass die überall vorkommenden Keime, wie z.B. die Streptokokken, Eingangspforten in die Tiere finden. Zusätzlich bekamen die Ferkel bei der Kastration oder anderen Eingriffen eine prophylaktische Gabe von Amoxycillin per Injektion.


Wirkung der Maßnahmen
Bereits nach kurzer Zeit hörten die Krankheitsfälle auf und die Ferkel entwickelten sich gut. Mittlerweile ist der Gesundheits- und Hygienestatus des Bestandes so gut, dass auf die Einstallmedizinierung komplett verzichtet werden kann. Die Fütterung mit dem Diätfutter und das zusätzliche Fressplatzangebot in den ersten 2 Wochen im Flatdeck wurde jedoch beibehalten.

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