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Fall des Monats Mai 2002

Mastbestand mit gehäuften Todesfällen 

Einleitung
In einem Mastbestand mit 2000 Plätzen häuften sich über einen Zeitraum von 14 Tagen die Todesfälle. Insgesamt betrugen sie fast 5%. Nach Beobachtungen des Besitzers starben die Tiere, ohne vorher einen kranken Eindruck gemacht zu haben.


Vorbericht
Die Ferkel werden aus Dänemark bezogen und im Betrieb alle 14 Tage abteilweise im Rein-Raus-Verfahren eingestallt. Während einiger Durchgänge in der Vergangenheit war eine hohe Belastung der Ferkel mit Brachyspiren (= Erreger der Schweinedysenterie) und Lawsonien (= Erreger der PIA) aufgefallen. Die Tiere zeigten teilweise Durchfall, der teilweise blutig war, Fressunlust und Leistungseinbußen. Eine Behandlung der betroffenen Gruppe mit Tylosin reichte aus, um die Symptome verschwinden zu lassen.

Im Herkunftsbestand der Ferkel wurde der Gesundheitsstatus regelmäßig überprüft. Es wurden Kokzidien, Mykoplasmen, Actinobacillus pleuropneumoniae (APP) und Coli-Keime nachgewiesen. Letztere führten des öfteren zu Erkrankungen, die therapiert werden mussten. Dysenterie, PIA und Schnüffelkrankheit traten in dem Herkunftsbestand klinisch nicht auf.
 


Der Fall
Eine plötzliche Erhöhung der Todesfälle von Tieren verschiedener Altersstufen und aus verschiedenen Abteilen veranlasste den Besitzer, tierärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. 


Untersuchung
Bei den Schweinen der Gewichtsklasse um 40 kg fiel relativ starkes Auseinanderwachsen auf. In den Buchten jüngerer Tiere wurde dünnflüssiger Kot gefunden. In allen Altersklassen gab es einige Tiere, die husteten, schnieften und vermehrten Tränenfluss aufwiesen. 

Diese verschiedenen Symptome zeigten jedoch nur ca. 10% der Tiere unter 50 kg, die älteren Tiere erschienen gesund. 

Auf Nachfragen erwähnte der Besitzer, dass immer wieder einige Tiere ca. 1 bis 2 Wochen nach der Einstallung Durchfallsymptome zeigten. Nach relativ kurzer Zeit würden sich die Tiere erholen und eine Behandlung sei nicht notwendig. Das Schniefen und Husten wäre erst vor wenigen Tagen erstmals aufgetreten. Da die Tiere aber weiterhin eine gute Futteraufnahme zeigten, hätte er keinen Grund für eine Therapie gesehen.
 


Weitere Untersuchungen
Eines der verendeten Tiere wurde zur Sektion gebracht. Dabei wurde festgestellt, dass ¾ der Lunge des Tiere von einer hochgradigen Lungenentzündung betroffen war, als Erreger wurde Pasteurella multocida isoliert. Weitere Keime konnten nicht nachgewiesen werden. Im Resistenztest war u.a. Tetracyclin wirksam. 


Weiterer Verlauf
Eine Behandlung mit Tetracyclin über 10 Tage in den betroffenen Abteilen besserte die Situation dahingehend, dass weder Neuerkrankungen noch weitere Todesfälle auftraten. 

Gegen die immer wieder auftretenden Durchfälle in der Anfangsphase der Mast wird eine Medizinierung des Futters für 20 Tage mit Tylosin (Resistenztest!) empfohlen. Für einen Zeitraum von ca. 3 Monaten soll diese Maßnahme den Erregerdruck für die frisch eingestallten Tiere senken, die durch den Transportstress eine höhere Empfindlichkeit gegenüber Infektionen besitzen.
 


Weitere Maßnahmen
Neben der Therapie der betroffenen Tiere und der Metaphylaxe der frisch eingestallten Ferkel wird eine Optimierung der Desinfektionsmaßnahmen empfohlen. Ein Wechsel des Desinfektionsmittels scheint angebracht, es sollte darauf geachtet werden, dass auch die Dysenterie-Erreger durch das Mittel abgetötet werden. (DVG-Liste)

Darüber hinaus wird über einen neuen Zulieferbetrieb nachgedacht. Zum einen, um die Transportwege zu verkürzen, zum anderen um Ferkel mit einer belastbareren Immunität zu erhalten.

Auch eine konsequente Nagerbekämpfung muss in diesem Bestand durchgeführt werden, um einen langfristig guten Gesundheitszustand der Tiere zu erhalten.
 

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