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Fall des Monats November 2002

Zittern neugeborener Ferkel 

Der Bestand
Ein Ferkelerzeuger mit 160 Sauen, ca. alle 8 Wochen werden Jungsauen zugekauft, diese Tiere sind bereits 2 mal gegen PRRS geimpft. Im Altsauenbestand wird die PRRS-Impfung routinemäßig durchgeführt, ebenso wie Impfungen gegen Influenza, Parvovirose und Rotlauf.

Die Jungsauen werden nach Ankunft auf dem Betrieb in einem separaten Abteil zusammen mit einem Eber eingestallt. Erst wenn bei ihnen eine Trächtigkeit festgestellt wird, werden sie zusammen mit den Altsauen in den Wartebereich verbracht.
 


Der Fall
Im April diesen Jahres trat bei der Abferkelung von 3 Erstlingssauen bei der überwiegenden Anzahl der Ferkel Ferkelzittern auf. Bei einer Sau, die 3 Tage zu früh abgeferkelt hatte, waren sogar alle Ferkel betroffen, innerhalb von 2 Tagen verendete der ganze Wurf, hauptsächlich durch Erdrücken. Die Ferkel konnten sich nicht ausreichend bewegen und der Sau aus dem Weg gehen. Bei den anderen beiden Sauen verendeten ca. die Hälfte der betroffenen Ferkel aus dem selben Grund.

Als das Phänomen 3 Wochen später wieder auftauchte, diesmal waren 2 Jungsauen betroffen, wurde der Tierarzt informiert.
 


Die Untersuchung
Bei beiden Würfen waren ca. 75% der Ferkel betroffen, in Ruhe war das Zittern weniger stark ausgeprägt wie in Bewegung. Ungefähr die Hälfte der zitternden Ferkel war deutlich unterernährt, 3 Tiere waren bereits verendet, 2 weitere Tiere wurden eingeschläfert, weil sie durch das starke Zittern überhaupt nicht saugen konnten.

Bei den überlebenden Zitterferkeln der Sauen, die vor 21 Tagen geferkelt hatten, war das Zittern noch deutlich zu beobachten. In der Entwicklung waren diese Tiere hinter ihren Wurfgeschwistern zurückgeblieben.
 


Mögliche Ursachen
Es werden über die Ursachen des Ferkelzitterns (= congenitaler Tremor) verschiedene Theorien diskutiert. Eine genetische Begründung wurde in diesem Fall ausgeschlossen (keine Rassedisposition). Auch eine Vergiftung kam hier nicht in Frage, da die übrigen, genau gleich gefütterten und gehaltenen Jung- und Altsauen keine zitternden Ferkel im Wurf hatten. 

Es wurden Blutproben der betroffenen Erstlingssauen auf Europäische Schweinepest und Aujeszkysche Krankheit untersucht, mit negativem Ergebnis.

In der Literatur finden sich weitere mögliche Ursachen: unbekannte Viren, Rota- oder Circoviren, der endgültige Nachweis dieser Genese ist jedoch noch nicht erbracht.
 


Weiteres Vorgehen
Da sich das Geschehen ausschließlich auf die Jungsauen beschränkte, wurde von einer ungenügenden Immunität dieser Tiere gegenüber einem unbekannten Erreger ausgegangen. Um diese Immunität in den weiteren Durchgängen zu steigern, wurden ältere Schlachtsauen in das Jungsauenabteil zugestallt. Darüber hinaus versuchte man durch den Kontakt zwischen den Jungsauen und Nachgeburtsmaterial von Zitterferkeln die Immunlage der frisch eingestallten Tiere zu verbessern.


Verlauf
Über einen Zeitraum von 3 Monaten traten immer wieder Würfe mit Zitterferkeln bei den Jungsauen auf, wobei die Häufigkeit und Ausprägung abnahm. Danach traten keine Fälle von Zitterkrankheit mehr auf. Die gemeinsame Aufstallung von Jung- und Schlachtsauen wurde bis heute beibehalten.
 

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