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Fall des Monats November 2005

Wiederkehrender Husten in der Mittel-Endmast
Dr. Reinhold Heggemann, Bahnhofstr.69, 25782 Tellingstedt 

Der Bestand
Diesen Monat möchten wir Ihnen einen kombinierten Sauen-Mastbetrieb mit 300 Sauen vorstellen. Die Produktion erfolgt auf 3 Standorten (Sauen- Flatdeck- Mast). Die Leistung der Sauenherde mit 24,9 abgesetzten Ferkeln/Sau/Jahr ist als sehr gut zu bezeichnen. Der Sauenbetrieb ist PRRS positiv und wird geimpft, wie auch gegen Rotlauf und Parvo. Die Ferkel werden einmal mit einem One shot Impfstoff gegen Mycoplasmen geimpft. 


Der Fall
Bei einem routinemäßigen Bestandsbesuch und Betriebsdurchgang fiel auf, dass insbesondere ältere Mastschweine mit ca. 70-80 kg KGW zu husten begannen. Dieser Husten setzte sich bis zu den ältesten Tieren der Endmast fort. Die jüngeren Tiere waren klinisch ohne jeglichen besonderen Befund. Auf Nachfrage konnten Lüftungsprobleme ausgeschlossen werden, da der Husten immer in der gleichen Altersgruppe begann, unabhängig davon, welche Abteile belegt wurden.


Die Untersuchung
Bei einem Folgebesuch wurden umfangreiche Proben (Blutproben und Nasentupfer) in verschiedenen Altersgruppen entnommen und auf diverse Erreger teils serologisch, teils mittels PCR oder bakteriologisch untersucht. Dabei wurde darauf geachtet, dass sowohl jüngere, gesunde Tiere wie auch ältere, kranke Tiere beprobt wurden. Die Proben wurden entsprechend gekennzeichnet. Auf die Durchführung einer sogenannten Lungenlavage bzw. Lungenspülprobe wurde ganz bewusst verzichtet, da diese Untersuchungsmethode oft Resultate liefert, die schwer interpretierbar sind. Im übrigen ist die Durchführung der Spülprobe im Vergleich zur Blutentnahme relativ zeitaufwändig.
 Die Untersuchung der Proben brachte folgende Ergebnisse:


Jüngere
Gruppe
PRRS Influenza PCV 2 Sc.suis APP PCMV Past.Bord.
1 negativ negativ negativ negativ negativ negativ positiv
2 pos. (1+) negativ negativ negativ negativ negativ positiv
3 negativ negativ negativ positiv negativ negativ negativ
4 pos (+2) negativ negativ positiv negativ negativ negativ
5 negativ negativ negativ negativ negativ negativ positiv
Ältere
Gruppe
PRRS Influenza PCV 2 Sc.suis APP PCMV Past.Bord.
6 pos. (2+) negativ negativ negativ negativ negativ positiv
7 pos. (5+) negativ negativ negativ negativ negativ positiv
8 pos. (5+) negativ negativ positiv negativ negativ positiv
9 pos. (4+) negativ positiv negativ negativ negativ negativ
10 pos. (6+) negativ positiv negativ negativ negativ positiv

 Zusätzlich wurde am Schlachthof ein Lungencheck an 30 Tieren durchgeführt. Dabei wurden Veränderungen an den Hauptlappen und geringgradig an den Spitzenlappen festgestellt. Die Veränderungen waren relativ typisch für eine Mischinfektion mit PRRS und Pasteurellen/Bordetellen. Es gab keine Hinweise auf eine Infektion mit H.parasuis (Glässersche Krankheit). Die Lebern waren unauffällig. 


Weiteres Vorgehen
Die Ergebnisse zeigten eindeutig, dass im Laufe der Mast eine aktive PRRS-Infektion stattfindet. Diese wird kompliziert durch eine Pasteurellen/Bordetellen-Infektion. Bei einzelnen Tieren kann auch eine Circovirus-Infektion angenommen werden. Bei dem Stalldurchgang wurden allerdings klinisch keine Anzeichen für ein „Circo-Problem“ gesehen. Aufgrund der eindeutigen Untersuchungsergebnisse wurde die PRRS Impfung auf die Ferkel ausgeweitet. Diese Maßnahme soll aufgrund der Kostenintensität zeitlich befristet durchgeführt werden. Es besteht die Hoffnung, dass aufgrund der örtlich getrennten Betriebsteile und des Rein/Raus-Systems im Flatdeck und in der Mast die Infektionskette abreißt. Dies ist anhand von regelmäßig durchzuführenden Blutproben zu überprüfen. Um die Diagnostik und die Unterscheidung zwischen Feld- und Impfvirus nicht unnötig zu komplizieren, haben wir uns in diesem Fall für den Einsatz einer Lebendvaccine mit US-Stamm entschieden.


Verlauf
In der Mast sind zwischenzeitlich 3 geimpfte Gruppen bis zum Mastende durchgelaufen und geschlachtet. Während der Endmastphase trat in allen drei Gruppen kein Husten auf. Die Tageszunahmen lagen in den drei Gruppen im Mittel um 52 g höher, was einer Steigerung von 8% entspricht. Der Medikamenteneinsatz konnte drastisch reduziert werden. Die Kosten hierfür sanken pro Schwein um 0,85 €. Insgesamt verringerte sich auch ein bestehendes Kannibalismusproblem deutlich.
  

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