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Fall des Monats Oktober 2003

Plötzliche Todesfälle nach Verfütterung frischen Getreides 

Der Betrieb
Es handelt sich um einen Mastbetrieb mit 600 Tieren und eigener Vormast. Der Vormaststall hat 160 Plätze. Die Aufstallung ist in einem Altgebäude ohne abteilweises Rein/Raus. Daher kann jeweils nur eine Hälfte des Stalles gereinigt und desinfiziert werden. Es werden immer 80 Ferkel gleichzeitig eingestallt, sie kommen aus ein und demselben Sauenbetrieb, die Zusammenarbeit klappt seit Jahren sehr gut.

Seit längerem besteht eine Durchfallproblematik durch den Erreger Lawsonia intracellularis, dem Auslöser der PIA (= Porcine Intestinale Adenomatose). Als Metaphylaxe erhalten die neu eingestallten Tiere 10 Tage lang ein Antibiotikum (Tylosin) über das Futter. Darüber hinaus ist dem Futter ein Entwurmungsmittel (Flubendazol) beigemischt. Das Futter wird auf dem Betrieb frisch angemischt und besteht aus hofeigenem Getreide und einem Eiweiß- Mineralstoffkonzentrat, zeitweise mit den oben beschriebenen Zusätzen.
 


Der Fall
Nach der Einstallung von 80 Ferkeln in den Vormaststall verendeten plötzlich 10 Ferkel über das Wochenende ohne sichtbare Zeichen einer Erkrankung. Die übrigen Tiere zeigten keine Krankheitssymptome, sie verhielten sich völlig normal. Der herbeigerufene Tierarzt ordnete die Untersuchung von 2 der verendeten Ferkel in einem Labor an. 

Zeitgleich wurde der Verdacht auf eine E. coli - Infektion geäußert.
 


Zur Erkrankung
E. coli kann unter anderem die so genannte Ödemkrankheit hervorrufen, die wie hier perakut verlaufen kann. Verantwortlich für den schnellen Krankheitsverlauf, der ohne Symptome zum Tod führen kann, ist ein Bakterientoxin (= Bakteriengift), das zu einem Schock führt, die Schweine sterben am Zusammenbruch des Kreislaufes. Ein weiteres Toxin (das so genannte Shigella-like-Toxin) führt zu Schädigungen an den Gefäßen, wodurch die typischen Ödeme (= Wasseransammlungen unter der Haut) entstehen. Der Verlauf der Erkrankung ist abhängig davon, wie gut sich die Bakterien im Darm vermehren können. Bei explosionsartiger Vermehrung kommt es eher zu den beschriebenen Todesfällen, bei langsamerer Vermehrung eher zur Ausbildung von Ödemen.

Begünstigt wird das Auftreten der Ödemkrankheit bei sehr wohlschmeckendem Futter, oder Futterumstellungen. Einige Tiere überfressen sich regelrecht, in ihrem Darm kommt es zu einer Dysbiose, d.h. die normale Darmflora wird von E. coli überwuchert. Meist sind die stärksten und am besten entwickelten Tiere betroffen, da sie sich am Trog am besten durchsetzen können.
 


Behandlung
Aufgrund des Verdachtes wurde eine Medizinierung des Futters mit dem Anitbiotikum Colistin eingeleitet. Eine Behandlung per Injektion war in diesem Fall nicht nötig, da die übrigen Tiere keine Symptome oder Fressunlust zeigten. Am folgenden Tag wurden nochmals 2 verendete Ferkel gefunden, danach erkrankte keines mehr. Die Todesfälle waren die Folge des bereits im Tier gebildeten Bakterientoxins, dagegen hilft kein Antibiotikum, es kann nur die Bakterien selber zerstören. Auch hierbei kann noch Toxin aus den Bakterien in das Tier gelangen. 


Laborergebnisse
Die Untersuchungsergebnisse des Labors bestätigten die Verdachtsdiagnose. Bei beiden Tieren wurde der Erreger E. coli in großer Anzahl isoliert. Wegen der schnellen Wirksamkeit des Antibiotikums wurde auf einen Resistenztest verzichtet.


Fazit
Das Auftreten einer solch massiven E. coli – Infektion kann bei gleich bleibender Fütterung jederzeit wieder auftreten. Es muss über die Rationierung des Futters und/oder über die Erhöhung des Rohfaseranteils des Futters nachgedacht werden. Eine vorübergehende Reduktion von Komponenten mit einem hohen Säurebindungsvermögen (Pufferkapazität), wie z.B. Mineralstoffe kann ebenfalls sinnvoll sein.

  

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