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Fall des Monats September 2001

Kopfschiefhaltung bei Sauen
Jens Jungbloot, Bahnhofstr. 69, 25782 Tellingstedt 

Vorbericht
In einem gut gemanagten Bestand trat über einen längeren Zeitraum folgendes Problem auf: einzelne Sauen zeigten in der Abferkelung eine unnatürliche Kopfhaltung, vor allem zum Ende der Säugezeit. Die betroffenen Tiere hielten den Kopf schief, was die Futteraufnahme erschwerte. Einige dieser Sauen stellten das Fressen ganz ein, andere waren dabei sehr unruhig. Die Körpertemperaturmessungen ergaben lediglich erhöhte Temperatur über ein bis zwei Tage, jedoch nicht bei allen Sauen mit Kopfschiefhaltung. Als Folge dieses Phänomens magerten die Sauen stark ab.

Diese Symptome konnten bei leichteren Fällen über die Dauer 1-2 Wochen, bei besonders stark betroffenen Tieren über 4 Wochen beobachtet werden. Es waren ca. 5 - 10% der Tiere betroffen, besonders viele während der Sommermonate.

Eine gründliche Untersuchung, vor allem des Kopfbereiches und der Ohren erbrachte kein von der Norm abweichendes Ergebnis.
 


Bestand
Bei dem Bestand handelte es sich um einen Zuchtbetrieb mit kontinuierlicher Abferkelung bei 3-wöchiger Säugezeit. Der Abferkelstall mit 6 Abteilen für jeweils 8 Sauen befand sich in einem separaten Gebäude. Er wurde im Rein-Raus-Verfahren betrieben, die hygienischen Bedingungen waren gut. Die Lüftung erfolgte durch eine Türgangslüftung.
 

Diagnose
Aufgrund der Ergebnisse der klinischen Untersuchung wurde die Diagnose "einseitige Mittelohrentzündung" (Otitis media) gestellt. Sie ist auch beim Schwein sehr schmerzhaft, so dass die Tiere eine schiefe Kopfhaltung zeigen. Wegen der Schiefhaltung des Kopfes und der Schmerzen kommt es zu verminderter Futteraufnahme.
 

Therapie
Die betroffenen Sauen wurden antibiotisch mit Amoxicillin per Injektion über 1 Woche behandelt. Tiere, die besonders starke Schmerzen zeigten, erhielten zusätzlich ein Schmerzmittel (Analgetikum).
 

Weitere Untersuchungen
Da die Erkrankung nur im Abferkelstall, jedoch nie im baulich getrennten Eros- und Wartebereich auftrat, lag die Vermutung nahe, dass es sich um eine sogenannte "Technopathie" (Erkrankung aufgrund von Haltungsbedingungen) handeln könnte. 

Als erstes wurde der Luftstrom innerhalb der Abferkelabteile mittels eines Nebelkanone sichtbar gemacht. Daneben wurde die Luftqualität und die Luftrate überprüft. Bei der Untersuchung war nur eine Tür des Zentralganges geöffnet, es gab keinen Hinweis auf Zugluft oder erhöhte Schadstoffwerte. Der Besitzer gab jedoch den entscheidenden Hinweis: bei hohen Außentemperaturen wurden regelmäßig beide Türen des Zentralganges geöffnet. Dort herrschte dann Durchzug, der von den Mitarbeitern als angenehm empfunden wurde. Diese Maßnahme war die einzige Möglichkeit, die Stalltemperaturen auf ein erträgliches Maß zu senken.




In diesem Fall kam es auch in den Abferkelbuchten zu einer sehr hohen Luftgeschwindigkeit. Bei maximaler Öffnung der Türöffnungen zu den Abteilen und Höchstgeschwindigkeit der Lüfter fiel der Luftstrom über die Buchtenwände genau in den Kopfbereich der Sauen. Diese standen direkt in der Zugluft. Vor allem die beiden hinteren Buchten waren betroffen.


Weiterer Verlauf
Um das Problem der Zugluft bei den Sauen zu lösen, wurden die Wände der Abferkelbuchten um 15 cm erhöht. Nun strich auch bei hoher Luftgeschwindigkeit die Luft über die Buchten hinweg und verursachte im Tierbereich keine Zugluft mehr. 


 

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