Header-Grafik

Fall des Monats September 2002

Absatzferkel entwickeln sich nicht altersgerecht 

Der Bestand
Es handelte sich in diesem Fall um einen Zuchtbetrieb mit ca. 180 Sauen. Die Ferkel wurden mit 3 Wochen abgesetzt und sofort in einen 5 km entfernt liegenden Aufzuchtstall verbracht. Dieser Stall wurde abteilweise im Rein/Raus-Verfahren belegt. Von hier aus wurden die Ferkel an 2 Mäster verkauft.

Der Betrieb wurde hygienisch sehr gut geführt, auch das Management stimmte. Die Gebäude entsprachen aufgrund ihres Alters nicht mehr dem heutigen Stand der Technik, der Betrieb lief jedoch seit 14 Jahren ohne Modernisierung relativ störungsfrei. 


Der Fall
Kurz nach dem Absetzen traten plötzlich vermehrt Todesfälle auf. Die Ferkel verendeten entweder völlig ohne Symptome oder zeigten Apathie, Appetitlosigkeit und hohes Fieber. Vereinzelt starben die Tiere auch nach zentralnervösen Störungen, bei denen sie mit Ruderbewegungen auf der Seite lagen.
 


Die Untersuchung
Beim tierärztlichen Besuch stellte sich die Lage wie folgt dar: In den einzelnen Buchten war ein starkes Auseinanderwachsen festzustellen. Bei einzelnen, vor allem mageren Ferkeln wurden Gelenksentzündungen beobachtet. Einige Tiere standen aufgekrümmt und apathisch nach dem Auftreiben da, und legten sich sehr schnell wieder ab. 

2 akut betroffene Ferkel mit zentralnervösen Störungen wurden euthanasiert und sofort zur Sektion in ein Untersuchungslabor gebracht.

 
Diagnose
Es handelte sich bei den sezierten Ferkeln um eine Infektion mit Hämophilus parasuis, dem Erreger der "Glässerschern Krankheit", benannt nach Herrn Glässer, der sie bereits im Jahr 1910 beschrieb. Sie ist gekennzeichnet durch die Entzündung der serösen Häute und der Gelenke. Es kommt dabei zur Bildung von fibrinösen Auflagerungen, die auf den Bildern auf den Därmen und der Lunge zu sehen sind. Der Erreger wurde bei beiden Tieren nachgewiesen.

H. Parasuis verursacht in der Regel eine akut einsetzende, hochfieberhafte Allgemeinerkrankung mit hochgradig schmerzhaften Gelenksentzündungen, Bauch- und Brustfellentzündungen. Seltener treten mildere Verläufe auf, in deren Folge es zu vermehrtem Kümmern kommt. Der Nachweis ist relativ schwierig, da H. parasuis schwierig anzuzüchten ist.
 


Therapie
Die betroffenen Gruppen erhielten sofort eine Medikation über das Trinkwasser mit dem Antibiotikum Amoxycillin. Diese Sofortmaßnahme zeigte bereits in den folgenden Tagen eine Wirkung, die apathischen Tiere begannen wieder zu fressen und Neuerkrankungen traten nicht mehr auf. Der wenig später vorliegende Resistenztest bestätigte die Richtigkeit der Arzneimittelwahl. 
 

zurück zur Übersicht