Header-Grafik

Fall des Monats September 2004

Mastschweine mit Atemnot - schwere Erkrankung mit Todesfällen 

In diesem Monat wollen wir Ihnen einen Mastbetrieb aus Norwegen vorstellen.
Es handelt sich um einen Betrieb mit 500 Mastplätzen, die kontinuierlich in Gruppen von ca. 40 Läufern à 25 kg Lebendgewicht belegt werden. Die Aufstallung erfolgt im Tiefstreuverfahren auf Sägemehl, das zwischen zwei Belegungen nicht immer vollständig entfernt wird. Es wird jedoch immer einen neue Schicht auf die alte Matratze eingestreut, bevor junge Tiere eingestallt werden.


Der Fall
Einige Tiere einer Gruppe der Anfangsmast erkrankten am 5. Tag nach ihrer Ankunft im Betrieb an leichten Symptomen wie ruhigeres Verhalten und verringerter Futteraufnahme. Zwei Tiere mussten antibiotisch wegen einer vermuteten Atemwegsinfektion behandelt werden. Die übrigen 38 Tiere zeigten keinerlei Veränderungen, sie verfügten über einen guten Allgemein- und Ernährungszustand, bewegten sich altersgemäß lebhaft und fraßen gut. 

6. Tag:
Jetzt zeigten bereits mehr Tiere Anzeichen einer Lungenerkrankung; sie litten unter Atemnot mit verstärkter Bauchatmung, sporadischem Husten und Appetitlosigkeit. Es wurde die Verdachtsdiagnose "Infektion mitActinobacillus pleuropneumoniae, kurz APP" gestellt und eine Therapie mit entsprechenden Antibiotika begonnen. 
7. Tag:
5 Schweine waren verendet, die meisten der anderen 35 Tiere dieser Gruppe zeigten schwere Atemwegssymptome wie oben beschrieben. Alle lebenden Tiere wurden antibiotisch behandelt. 
8. Tag
Weitere 10 Tiere waren verendet, die übrigen litten unter starker Atemnot, saßen in hundesitziger Stellung oder lagen in Brustlage mit geöffnetem Maul. Die Haut der Rüsselscheibe und der Ohren war bläulich (= zyanotisch) verfärbt, die Körpertemperaturen betrugen zwischen 39,0 und 39,5°C. 
9. Tag:
Nur noch 14 Tiere lebten, zeigten jedoch schwerste Atemnot; sie wurden aus Gründen des Tierschutzes eingeschläfert.

In den Nachbarbuchten konnten keine ähnlichen Symptome beobachtet werden, die Schweine dort waren gesund und bei gutem Appetit. 


Untersuchung 
Drei ganze Tierkörper und die Lungen von vier weiteren Schweinen wurden in ein Untersuchungslabor zur Sektion und histologischen Untersuchung verbracht. Proben der Einstreu wurden zur Untersuchung auf Parasiten eingesandt.


Ergebnisse 
Bei der Sektion der Tiere fielen stark vergrößerte, verfestigte Lungen mit diffusen Blutungen und verdichteten Bezirken auf. Die Luftröhren und Bronchien enthielten eine schaumige, schleimige Flüssigkeit. In den Lebern fanden sich diffus verteilte Blutansammlungen.

Mikroskopisch konnten in den Lungen großen Mengen von parasitären Strukturen des Schweinespulwurmes Ascaris suum nachgewiesen werden. Um diese Larven herum befanden sich massenhaft Entzündungszellen (Leukozyten). Das umgebende Lungengewebe war ödematös verändert und enthielt ebenfalls Massen von Leukozyten wie Makrophagen und eosinophilen Granulozyten. 

In den Lebern wurden sehr viele Nekrosen gefunden, deren Umgebung ebenfalls sehr viele Entzündungszellen enthielt. 

Bei der parasitologischen Untersuchung der Einstreu wurden Eier von Ascaris suum in einer Dichte von 320 bis 1240 Eiern pro Gramm gefunden. Die meisten Eier enthielten lebende, infektiöse Larven. 


Diskussion 
Nach Kenntnis der Untersuchungsergebnisse war klar, dass sich die Läufer bei ihrer Ankunft auf dem Betrieb mit Ascaris suum infiziert hatten. Die Zeit von der Ankunft bis zum Auftreten der ersten Symptome ist typisch für die Infektion mit dem Schweinespulwurm. In dieser Zeit (4 - 7 Tage) wandern die Larven bevorzugt in das Lungengewebe ein. Sie verursachen dort die oben beschriebenen Veränderungen und führen nicht selten zum Tod. 




Auch bei weniger massivem Befall verursacht dieser Parasit große wirtschaftliche Schäden. Häufig treten die bekannten Leberveränderungen, auch "milk spots" genannt auf, die zum Verwerfen der Organe führen. Aber auch die Leistungsparameter wie Tageszunahmen und Futterverwertung sinken oftmals deutlich ab. 





In diesem Fall fand die Infektion über die nicht ausgewechselten Sägespäne von der vorigen Gruppe Mastschweine statt. Eine konsequente und zeitgerechte Entwurmung der Masttiere hätte die Infektion wirksam verhindern können, auch das oft beschriebene All in-All out - System mit guter Reinigung und Desinfektion mit Spezialmitteln würde den Befall, bzw. die Reinfektion mit Spulwürmern deutlich reduzieren. In Betrieben, wo es aus welchen Gründen auch immer nicht möglich ist, die Stallungen zwischen den Durchgängen komplett gründlich zu reinigen und zu desinfizieren, sollte mindestens die oberste Schicht der Einstreumatratze entfernt und durch neue Einstreu ersetzt werden. 
  

zurück zur Übersicht