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21.10.2011

Betreff: AW: AW: Abzüge Schlachtsauen vom 10.10.2011 vom 20.10.2011

Soll ich jetzt lachen oder weinen?? Der Schlachtbranchenriese, den kennen wir alle, glänzte in der Dioxin-Krise mit horrenden Schlachtzahlen. Diese Schlachtkörper wurden mit staatlichen Beihilfen billig eingelagert, nachdem sich die Notierung der VEZG wieder erholt hatte,kam das alles wieder auf den Markt und es wurden die Erzeugerpreise enorm ausgebremst.
Zum nächsten konnten wir alle in den landwirtschaftlichen Fachzeitungen lesen, daß z. B. Retlefsen, ?AllgäuFleisch? usw übernommen wurden. Etwa mit dem Geld der Landwirte, die in der Krise dran glauben mussten?? Die wirtschaftlichen Zwänge kenne ich auch, Herr Wirtschaftsingeneur. Aber ich kann nicht ohne weiteres meine Lohnkosten um einen beträchtlichen Teil senken, indem dass ich die "alten" Arbeiter die "neuen" Arbeiter aus den Billiglohnländern einarbeiten lasse und diese dann sogar komplett 1:1 austausche.

Wenn der Schlachthof zur Zeit der Scheckschreibung noch keine Verwendung,bzw keine Wertfeststellung für das Fleisch usw hat, dann ist es praktisch so, dass wenn der Landwirt den Scheck 2 Wochen nach Lieferung der SChweine bekommt, die Schlachtkörper immernoch im Kühlhaus hängen und die SChlachtbranche um Abnehmer für "Frischfleisch" ringt? Wie kann dann mein Vermarkter behaupten, der Schlachthof nähme nächste Woche alle meine Schweine? Die von vor zwei Woch sind doch noch garnicht verkauft, zum anderen hat er ja noch soviel Umlaufvermögen und Kapital im Kühlraum hängen, wie kann er sich das leisten?

Hören Sie doch mit so komischen Argumentationen auf. Wir Landwirte sind doch nicht dämlich.

Schöne Grüße aus dem Süden


Antwort auf:

Hallo Christine,

auch Schlachtunternehmen unterliegen wirtschaftlichen Zwängen , sie können nicht mehr für den Rohstoff Tier ausbezahlen, als sie für die Teile am Markt (abzüglich der Schlacht- und Zerlegekosten) erlösen.

Kafaös ist m.E. ,dass dieser elementare wirtschaftliche Zusammenhang von allen -oder doch zumindest den meisten- Akteuren in der Tier-Fleisch-Produktionskette nicht zur Kenntnis genommen wurde /wird.

Speziell die agrarökonomischen Dissertationen geben praktisch keinerlei Hinweise auf eine EINZELTIERBEZOGENE Kalkulation oder gar eine moderne Kostenrechnung in Form einer DECKUNGSBEITRAGSRECHNUNG .

Auch die elementare Frage:

Wie lässt sich der WERT EINES SCHLACHTTIERES (mit individuellem Gewicht und individuellen Teilstückeigenschaften ) möglichst exakt bestimmen?
ist von der agrarökonomischen Forschung überwiegend nicht als das zentrales Problem erkannt worden.

Bei reinen Schlacht- und Zerlegebetrieben (ohne eigene Wurstproduktion) machen die Rohstoffkosten (generiert durch einzeltierbezogene Scheckschreibung) ca.
90 % bezogen auf den Umsatz aus;Zinsen und Abschreibungen hingegen nur ca.
2-4% (je nach Alter des Betriebs).

((Man darf daher die Frage stellen,warum sich Agrarökonomen vorrangig mit den unbedeutendsten Kosten beschäftigen, statt mit den strategisch wichtigsten.))

Darüberhinaus ist die technische Infrastruktur in Schlachthöfen jedoch meist dergestalt, dass zum Zeitpunkt der Scheckschreibung die reale ,d.h.
fakturierbare Ausbeute eines Tieres überhaupt nicht verfügbar ist.

Die meisten Schlachthöfe dürften daher auch heute noch über erratische Scheckschreibroutinen verfügen.

In aller Regel gibt es daher keinerlei engen Zusammenhang zwischen der tierbezogenen Ausbeute,den damit erzielbaren Erlösen und -unter Berücksichtigung der gewichtsspezifischen (!) Schlacht-und Zerlegekosten sowie einer notwendigen Gewinnmarge- der möglichen, einzeltierbezogenen Auszahlung/Scheckschreibung.
Schlachthöfe machen daher vermutlich noch heute ökonomischen Blindflug.

Wer an derartigen Fragestellungen interessiert ist, der möge sich informieren durch Lektüre des

Heft 10,
Betriebs-und marktwirtschaftliche Studien zur Ernährungswirtschaft:
75 Jahre Institut für Betriebswirtschaft und Marktforschung der Lebensmittelverarbeitung Entwicklung, Stand und Perspektiven der Forschungsarbeiten zur Ökonomie der Ernährungswirtschaft.Kiel 1997
Schriftleitung: Dr.Christian Schmidt

speziell Kapitel VIII ,S.114 ff:
Ökonomie der Fleischbe-und verarbeitung

sowie der darin angegebenen originalen Quellen.

Mit besten Grüssen
Wirtschaftsingenieur G.I.


Antwort auf:

Hallo,

die neuste Kreation der Schlachtunternehmen lautet:
Abzug fürs Gehirn!!!!
Also bei einem Mastschwein 100 gr bei einer Sau 150 gr- pro Gehirn. Das ist fast schon kafkaös-oder ist das normal?
Christine