09.09.2008
Betreff: AW: Impfung der Ferkel gegen Circo vom 01.09.2008
Hallo,
an dieser Stelle der Diskussion möchte gerne daraufhinweisen, dass es einige Grundsätze zur Durchführung von Impfungen gibt, von denen die Wirksamkeit und der Erfolg abhängig sind.
1. Impfstoff, Impfintervalle, Reproduktionsbezogene Impfung oder Bestandsimpfung etc. sind abhängig von den betrieblichen Gegebenheiten, und der Verbreitung des Erregers im Bestand und können nur nach systematischer Diagnostik festgelegt werden
2. zur optimalen Immunantwort ist ein klinisch gesundes, "stressfreies" Tier erforderlich, d.h. Impfungen ersetzen keine Hygiene-, Haltungs-, Fütterungs- und Managementfehler. Es besteht auch die Gefahr dass Erreger von kranken Tieren auf andere übertragen werden.
3. Die Wirksamkeit eines Impfstoffes ist nur bis zum Ablauf des Haltbarkeitsdatums gewährleistet, vorausgesetzt die Kühlkette wurde eingehalten. Impfstoffanbrüche sind zu verwerfen, da mit der ersten Entnahme mit Luft und Kanüle Keime in die Flasche gelangen und der Verfall beginnt. Sicher tut es weh eine halbvolle Flasche zu entsorgen, aber die Folgen für die Bestandsgesundheit sind mit Sicherheit teuerer.
4. Das Spritzbesteck muß sauber/steril und trocken sein, ohne Desinfektionsrückstände, die Kanülenlänge mit dem Gewicht des Tieres und der Applikationsart (i.m., s.c. ) korrelieren . Kanülen dürfen nicht schadhaft sein, da Widerhaken zu Verletzungen und in Folge zu Entzündungen führen, die den Impfstoff z.B. am Injektionsort einkapseln oder zu schnell abbauen. Kanülenwechsel am, besten nach jedem Tier, mindestens nach jeder Bucht/Gruppe (10Tiere)
5. Die Injektionsstelle sollte weitgehend sauber u. trocken sein. Nicht in Schwellungen (z.B. durch vorherige Behandlungen) impfen .
6. Die Dosierangaben des Herstellers sind einzuhalten.
Dies sind einige wichtige Grundsätze, die wahrscheinlich alle kennen, aber häufig nicht konsequent beachtet werden. Eine Schwachstelle reicht aber aus um die "Impfdecke" im Bestand löchrig werden zu lassen. In kürzester Zeit hat man dann einen Schweizer Käse . Und dann heißt es wieder der Impfstoff taugt nicht es muss ein neuer her.
Mit freundlichen Grüßen
Christina Wenderdel
Antwort auf:
MoinPigpooler, moin Herr Lammerding,
also ich fand den Beitrag von Susanne sehr sachlich.
Das sie den Circoimpfstoff nicht selber verabreichen dürfen, ist so pauschal nicht richtig. Das gilt nur für (noch) nicht zugelassenen Impfstoffe. Der Impfstoff von Borhringer ist zugelassen und somit abgabefähig wie alle anderen Impfstoffe auch.
Sauenimpfung ja/nein: Diese FRage ist nicht so ganz einfach und pauschal zu beantworten, sondern einzelbetrieblich nach Diagnostik zu entscheiden. Sinn macht in meinen Augen eine generelle Impfung von zugekauften oder aber auch selbst gezogenen Jungsauen vor der ersten Belegung! Permanente Impfungen im Sauenbereich können auch einen nachteiligen Effekt auf die Ausbildung der Ferkelimmunität (Stichwort: maternale Immunität)haben???! Die Erkenntnisse hierzu sind noch dürftig.
Impfstoffe mischen, halbieren etc.: Susanne hat schon wichtiges dazu gesagt. Die gleiche Diskussion hatten wir auch bei Einführung des PRRS Impfstoffes und immer wieder gibt es ganz Schlaue im Lande. Hilfreich wäre hier auch ein Blick über den Tellerrand, sprich in andere Länder, die den Impfstoff schon länger in Gebrauch haben und ein bischen gesunder Menschenverstand! Die Erfahrungen in USA waren damals mit PRRS Impfstoff und dann auch bei uns die gleichen: Halbe Dosis oder noch weniger funktioniert nicht!!!!!!!!!!!!!!!!! Jetzt auch wieder bei dem Circoimpfstoff. Die Pharmafirmen denken sich den Antigengehalt nicht in einer Vollmondnacht aus, sondern er basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Produktion von Antigen im Labor ist teuer und deshalb wird hier auch schon seitens des Herstellungsprozesses kein Luxus betrieben, sondern in einer Impfdosis ist nicht mehr drin als notwendig, aber auch soviel wie nötig!! Gerade bei der Frage der Schutzdauer ist die verabreichte Dosis von Wichtigkeit. Der Mäster wundert sich dann, warum sich sein Circoproblem nach hinten verschoben hat.
Viel Grüße und seid nicht so böse zueinander. Ich find die Diskussion klasse und wichtig!!!!
Dr.Reinhold Heggemann
Antwort auf:
Verehrte Frau Petersen,
ich habe nicht behauptet, daß ich so vorgehe, wie empfohlen. Ich darf ja nicht einmal den Ciro-Impfstoff selber verabreichen. Das macht mein Hoftierarzt. Und der impft nun mal die volle Dosis.
Bleiben Sie doch sachlich und antworten mir einfach auf meine gestellten Fragen bezüglich der Sauenimpfung und bezügl. der generellen Wirkung der Impfung mit der jeweils halben, gemischten Dosis.
MfG R.Lammerding
Antwort auf:
Hallo R. Lammerding,
solche Ratschläge wie das Mischen von Impfstoffen, die dafür nicht explizit zugelassen sind und dann impfen mit halber Dosierung und dann mal sehen wie es geht, und DANNNOCH DAS GANZE ÖFFENTLICH ZU MACHEN, da bleibt mir die Spucke weg. Impfstoffe sind keine Backzutaten oder sonstige Gewürze und wenn so eindeutig dargelegt wird, wie sie offenbar gehandhabt werden, müssen wir uns nicht wundern, wenn Impfstoffe bald wieder nur vom Tierarzt angewandt werden dürfen.
Susanne Petersen
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Verehrte Kollegen,
seit 12 Wochen impfe ich die Ferkel in der 3. Woche gegen Circo - sichtbar guter Erfolg.
Ein Kollege sagte, ich sollte die Sauen ebenfalls gegen Circo impfen. Frage: ist das notwendig, da doch die Ferkel durch die Impfung ihre Wirkung erzielen? Wenn notwendig, wie oft sollte man die Sauen impfen.
Ein anderer: misch doch PRRS- u. Ciro-Impfstoff im gleichen Verhältsnis und impfe dann mit 2 ccm, so daß jedes Ferkel dann 1 ccm PRRS- u. 1 ccm Circo-Impfstoff erhält.
Frage: reicht diese Dosierung?
Wer hat Erfahrung?
MfG R.Lammerding
Antwort auf:
Hallo,
in Bayern wird seit Juli alles, was über die Ferkelerzeugergemeinschaften vermarktet wird Circo geimpft, weil es
einige viele Betriebe gab, die massive Probleme hatten. Aber es muss
nicht immer Circo sein!
Wenn es bei dir Circo ist, muss man die Ferkel in der 2. - 3.
Lebenswoche impfen. Der Sauenimpfstoff wirkt bei einem 25kg-Ferkel nicht mehr. Die Versuchsbetriebe, die geimpft haben, erzielten einen
durchschlagenden Erfolg!
Ich hab heute die ersten circovirusgeimpften Ferkel verkauft. Meine
Ferkel sind mit allen möglichen Viren gesegnet. Ich habe es allerdings mit zwei Medizinalgaben nach dem Absetzen und dann noch mal ca. 2 Wochen nach dem Absetzen im Griff. Ein paar Ferkel pro 200er Durchgang waren bis jetzt immer Kümmerer oder sind verendet. Auch schafften einige 12-Wochen alte Ferkel die mind. 25 kg-Verkaufsgewicht nicht.
Ob es jetzt mit dem Impfen besser ist, kann ich noch nicht sagen. Ich
bilde mir ein, dass die Gruppe homogener ist, aber in 1, 2 Monaten weiß ich mehr!
Viele Grüße,
Gerhard Langreiter
Antwort auf:
Hallo,
wir hatten vor einigen Jahren hohe Ferkelverluste nach dem Absetzen.
Die Ferkeluntersuchungen beim SGD stellten Circo und Glässersche Krankheit fest. Daraufhin spritzten wir alle Ferkel beim Absetzen mit Draxxin.
Außerdem impften wir die Sauen als Versuchsbetrieb gegen Circo.
Nachdem dieser Impfstoff nun wirken sollte, ließen wir das Draxxin weg.
Daraufhin stiegen die Verluste wieder rapide an. Nun setzen wir Aciphen ca 10 Tage lang nach dem Absetzen ein. Draxxin und Circo-Impfung lassen wir seitdem weg. Die Verluste waren nun Jahrelang unter 3%.
Seit einigen Wochen haben wir aber wieder Probleme vor allem ab 25kg Lebendgewicht. Das Ergebnis vom SGD liegt noch nicht vor, aber telefonisch wurde eine Darmerkrankung wie coli und clostridien ausgeschlossen.
Nun die Frage:
Hat jemand erfahrung mit Circo Impfung bei den Ferkeln?
wenn ja, wann werden diese behandelt, und geht es nur über spritzen?
hat es geholfen, sind verbesserungen oder höhere zunahmen aufgefallen?
hat es sich gelohnt oder würdet ihr wegen den hohen Kosten und Aufwand lieber etwas höhere Verluste in kauf nehmen?
zu erwähnen wäre noch, dass wir keinen abteil rein-raus fahren können und somit nur die Abferkelbuchten vor dem neu einstallen waschen.
die Ferkelställe werden ca. 1 mal im jahr gewaschen.
Absetzalter der Ferkel ca. 21 bis 24 Tage
vielen dank steffen