02.09.2016
Betreff: AW:AW: Wirtschaftlichkeit Sauengenetik
Lieber Jürgen,
ich habe das zweifelhafte Vergnügen, an Europas größtem Spanferkelschlachthof zu arbeiten und ich kann Dir nur versichern, das Maximum ist nicht immer das Optimum. Was nützen Dir 32 Ferkel wenn 1/3 davon untergewichtig auf die Welt kommt und dann nach ein paar Wochen an meinem Arbeitsplatz aufschlägt, drei Wochen alt und 2,5kg schwer?
Eine Sau kann nun mal keine 16 oder gar 20 Ferkel gebären, die alle das Idealgewicht von 1,5kg haben. Je größer die Würfe, desto höher die Anzahl untergewichtiger Ferkel.
Bei meinen Schafen sieht man noch nach Monaten, welches Lamm als Drilling geboren wurde, selbst wenn sie sich gut entwickeln, bleiben sie einfach kleiner. Französische Studien belegen, dass ein 1kg höheres Geburtsgewicht sich als 2kg höheres Schlachtgewicht niederschlägt.
Und dann muss man sich vor Augen halten, was man der Muttersau antut mit so großen Würfen: Wieviel Gramm Kalzium für die Knochenentwicklung der Ferkel, wieviel Glucose für das Glycogen ("tierische Stärke" in der Leber der Ferkel als Starthilfe) sie am Ende der Trächtigkeit bereitstellen muss. Ganz zu schweigen von dem Gewicht der trächtigen Gebährmutter.
Die Holstein Frisian Züchter haben es Euch vorgemacht, Leute, wie man eine Zucht, die einseitig auf eine zweifelhafte Höchsteistung und nicht auf Vitalität und lange Nutzungsdauer ausgerichtet ist, an die Wand fahren kann.
Müssen das die Schweinezüchter unbedingt nachmachen?
Liebe Grüße
Ulrike (Tierärztin und Bäuerin)
Antwort auf:
Moin Jürgen,
eine sehr spannende Frage. Wir selber produzieren mit Danzucht. Ich kenne die HAG Genetik gut. Meld dich bei Interesse...01721724252
Gruss
Christian
Antwort auf:
Hallo,
ich weiss ja nicht, ob es eine sinnvolle Diskussion geben kann zum Thema Wirtschaftlichkeit von Sauengenetiken, aber fragen wollte ich trotzdem mal.
Ich überlege auf dänische Genetik umzusteigen, da ich bei meiner jetzige Genetik ( HAG ) einfach nicht über 27 abgesetzte Ferkel / Sau / Jahr hinauskomme.
Man liesst immer wieder, dass weiterhin die Anzahl der abgesetzten Ferkel / Sau / Jahr über den Betriebserfolg entscheidet!!!
Der Mitarbeiter meiner Hausbank kennt diese Zahl auch und "wundert" sich, dass bei mir "nur" 27 steht, wo andere Genetiken 32 + schaffen. Wenn ich dann mit der Gesamtwirtschaftlichkeit daher komme ist es schwierig zu argumentieren.
Mein Erzeugerring-Berater sagt mir aufgrund der Gesamtwirtschaftlichkeit sollte ich bei der HAG bleiben.
Gibt es neutrale Wirtschaftlichkeitsberechnungen (von der Landwirtschaftskammer, von großen Erzeugergemeinschaften / Tierarztpraxen ) zu diesem Thema ?
Auf eine spannende Diskussion freut sich Jürgen