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Schweineinfluenza

S. H. Done, I. H. Brown, Pig Journal Vol. 41

Schweineinfluenza ist weltweit verbreitet, sie ruft Infektionen mit hoher Erkrankungsrate (Morbidität) und geringer Sterberate (Mortalität) hervor. In Großbritannien (GB) wurde sie Anfang der 90er Jahre festgestellt, die durch Influenza entstehenden Verluste sind bedeutend, vor allem, wenn noch andere Begleiterreger hinzukommen.

In den USA haben 25-33% der geschlachteten Mastschweine und 45% der 2 Jahre alten Zuchtschweine Influenza Antikörper, d.h. eine Influenza Infektion durchgemacht. Annähernd 10% der untersuchten Schweine waren Influenza positiv. In GB waren bei 60% der Zuchtschweine Antikörper gegen das Influenza A Virus nachweisbar.

Influenza Viren sind seit ca. 80 Jahren bei Schweinen bekannt, und werden auch von Menschen und Vögeln übertragen (humane und aviäre Übertragung).

Humane Infektionen durch Schweine
Seit 1975 weiß man, dass Menschen mit Schweineinfluenza-Viren infiziert werden können. Die Infektionen betreffen meist Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, jedoch berichtet Wentworth (1994) sogar vom Tod eines immunkompetenten Menschen durch ein Schweineinfluenza-Virus. 
Es wäre sinnvoll, die Influenza-Fälle auf die Möglichkeit der Herkunft von Schweinen zu untersuchen.
(Anmerkung der Redaktion: auch im eigenen Praxisklientel sind mehrfach Humaninfektionen mit Schweineinfluenza-Viren nachgewiesen worden.)

Schweine als Reservoir
Da sowohl humane als auch aviäre Influenza-Viren das Schwein als Wirt nutzen, kann es dabei zu einer Neusortierung der Virus-RNA (=Erbinformation des Virus) kommen.

Scholtissek (1996) beschreibt zwei Mechanismen der Entwicklung
1. Die Virus-RNA ist segmentiert, daher ist ein Austausch von ganzen Segmenten leicht möglich. Durch diesen Austausch entstehen sehr schnell Viren mit neu zusammengesetzter RNA. Dabei können Viren mit völlig neuen Eigenschaften entstehen, man spricht von einer Neusortierung.
2. Die langsamere Veränderung durch schrittweise Mutation und Selektion (genetische Drift).

Schweine sind relativ empfänglich für Infektionen mit aviärem und humanem Influenza-Virus. Sie stellen damit ein Reservoir für neue Influenza-Viren dar.
Dazu kommt, dass ein aviäres Virus bei der Passage durch Schweine pathogen für Säugetiere werden kann. Dafür müssen zwar eine Reihe von Mutationen stattfinden um die Speziesbarriere zu überwinden, doch sind neuere europäischen Virusstämme so entstanden, haben sich in der Schweinepopulation etabliert und scheinen genetisch stabil. 
Beispiele hierzu sind das Asian/57 H2N2 und das Hongkong/68 H3N2 Virus, deren Herkunft eindeutig abgeklärt wurden.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit der direkten Übertragung. In Hongkong konnte sie an einem aviärem Virus nachgewiesen werden, das ohne den Umweg über das Schwein die Anpassung an den Menschen zeigte. Hierbei infizierten sich Personen direkt beim Geflügel, und steckten dann weitere Menschen an, ohne dass ein rein humanpathogenes Virus kursierte. 

Die bei Schweinen nachgewiesenen Virusstämme werden in 2 Gruppen unterteilt: 

1. Klassisches Schweineinfluenza-Virus: Die Stämme ähneln sich in Europa untereinander stark.
2. Vogelähnliches Virus: zeigen mehr genetische Drift als die klassischen Schweineinfluenza-Virus Stämme.

Auswirkungen der Infektion
Eine Untersuchung von Pensaert (1995) bewies, dass Schweine die mit Influenza (H1N1) und PRRS infiziert wurden, innerhalb von 14 Tagen gegenüber einer gesunden Kontrollgruppe durchschnittlich 3,7 kg weniger Gewichtszunahme aufwiesen.
In einer anderen Untersuchung von Van Reeth (1996) wurde eine wesentlich schwerere Ausprägung der Krankheit mit Leistungseinbußen bei der Infektion mit Influenza (H1N1) und PRRS beobachtet als bei einer reinen PRRS-Infektion. Die Ausscheidung von Influenza-Viren war bei den zweifach infizierten Tieren um 2 Tage verzögert.

Diagnose
Die Diagnose wird anhand der klinischen Symptome gestellt: akute Störung des Allgemeinbefindens mit Fieber bis 42°C, Husten und Atemnot, die die Schweine durch eine Entlastung des Brustkorbes (hundesitzige Stellung) zu kompensieren versuchen. Eine Sektion erbringt nicht immer eindeutige Befunde, da die Veränderungen oft sehr variabel sein können. Die Ergebnisse sind abhängig von der Dauer der Erkrankung, von der Art des untersuchten Lungengewebes und der Menge des vorliegenden Antigens.
Eine Virusisolation oder der Fluoreszenz-Antikörper-Nachweis ist möglich. 
Der Nachweis der Art des Influenza-Stammes kann durch einen Antikörpertest oder durch Virusanzüchtung in Hühnereiern erfolgen. 
Ein schneller und zuverlässiger Nachweis ist der Immunohistochemische Test (wie z.B. ELISA), der zudem relativ preiswert ist.
Für eine sichere Diagnose ist es günstig, lebende Tiere zur Untersuchung zu bringen, damit Gewebeproben zur Virusisolierung frisch entnommen werden können. Nasentupfer können bei akut infizierten Tieren zur Diagnosestellung herangezogen werden, sie müssen in einem feuchten Medium aufbewahrt werden und binnen 24 Stunden im Untersuchungslabor sein.

Impfung
Gegen Schweineinfluenza wird in Europa und in den USA häufig geimpft, es stehen sichere und effektive Impfstoffe zur Verfügung. Geimpfte Schweine zeigen nach Infektion mit Influenza-Feldvirus deutliche geringere klinische Symptomatik, geringere Virusausscheidung, geringere Infektionsraten des Lungengewebes und deutlich weniger pathologisch-anatomische Veränderungen an den Zielorganen. 

Der Schutz durch Antikörper aus dem Kolostrum hält bei Ferkeln ca. bis zur 5. Lebenswoche an. In dieser Zeit ist eine lokale Infektion mit Ausscheidung der Viren möglich, es kommt jedoch nicht zu einer Allgemeinerkrankung. In der 8. Lebenswoche endet der Schutz dann endgültig durch diese maternalen Antikörper, die Tiere sind voll empfänglich für die Schweineinfluenza-Viren.

Pigpool-Fazit für die Praxis
Da Influenza-Viren in der Schweineproduktion große Verluste verursachen können, ist in Problembetrieben eine genaue Abklärung der Ursache für Atemwegerkrankungen sinnvoll. Es stehen geeignete Impfstoffe zur Verfügung, um die Erkrankung zu verhindern.

Da sich im weiteren Sinne eine Verbindung zwischen den Infektionen des Schweins und der menschlichen Influenza herstellen lässt, ist diese Erkrankung auch für die Öffentlichkeit von Interesse. Akut an Grippe erkrankte Menschen sollten Schweineställe meiden. Da Schweineinfluenza-Viren auch mit Geflügelpopulationen in Interaktion treten können (und umgekehrt) sollten Geflügel und Schweine nicht zusammen oder in unmittelbarer Nähe zueinander aufgestallt werden.
Um eventuell neu auftretende Influenzavarianten möglichst schnell zu entdecken und die Abdeckung dieser Varianten durch die vorhandenen Impfstoffe zu überprüfen, ist die Entnahme von Nasentupfern zur Untersuchung auf Virusmaterial bei untypischen Influenza-Erkrankungen sinnvoll.

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