Indirekte Übertragung von Actinobacillus pleuropneumoniae, APP (Zusammenfassung)
Robert Desrosiers, DVM: Camille Moore, DVM: Swine Health Production
Einleitung
Dieser Fallbericht beschreibt 5 Bestände mit einer Actinobacillus pleuropneumoniae (APP) Infektion, bei denen eine indirekte Übertragung möglich erscheint.
Pleuropneumonie, hervorgerufen durch Actinobacillus pleuropneumoniae wird hauptsächlich durch direkten Kontakt übertragen, in der Regel durch infizierte, aber nicht erkrankte Schweine. Die Möglichkeit der indirekten Übertragung hat nur gelegentlich eine Bedeutung. Nicolet berichtet, dass in Schweizer SPF-Beständen die Herkunft der Infektion oft unbekannt sei. (SPF=spezifisch-pathogen-frei, d.h. frei von bestimmten Erregern; in diesem Fall von APP.) Bei experimenteller Infektion war die Übertragung durch Schuhe, Kleidung oder Gegenstände möglich. Die Quelle der Infektion in einem dänischen SPF-Bestand war ebenfalls nicht zu ermitteln. Die meisten der veröffentlichen Berichte über APP vernachlässigen die Möglichkeit der indirekten Übertragung.
Dieser Bericht beschreibt 5 Fälle aus den frühen 90er Jahren, bei denen die Übertragung möglicherweise indirekt ablief. Die infizierten Bestände wurden sorgfältig überwacht, genauso die Betriebe, aus denen die Schweine geliefert wurden. Es wurde sichergestellt, dass die Lieferbetriebe frei von APP waren.
Fall 1:
SPF und APP-freie Ferkel wurden in 4 von 7 Mastställen eines Standortes verbracht. Ein Ausbruch der Pleuropneumonie wurde in einem der 3 weiteren Ställe beobachtet, in die Ferkel aus konventionellen Betrieben eingestallt waren. Es wurde APP Serotyp 1 isoliert. In Absprache mit dem Besitzer verblieben alle Kleidungsstücke, Schuhe und sonstigen Instrumente in den einzelnen Einheiten. Einige Wochen darauf wurden APP in einer weiteren Einheit, 130m entfernt, festgestellt. (SPF Ferkel). Es handelte sich ebenfalls um Serotyp 1 und der Antibiotikaresistenztest war identisch.
Fall 2:
Hier wurde die Infektion (ebenfalls Serotyp 1) an SPF und APP-freien Ferkeln in einem Maststall festgestellt, die auch aus einem kontrollierten Bestand des Programmes stammten.
Nachforschungen ergaben, dass in einem 400m entfernten Bestand diese Infektion vorlag. Wieder glichen sich Serotyp und Resistenztest.
Beide Betriebe waren vollkommen unabhängig voneinander (verschiedene Organisationen). Eine Übertragung durch Personal oder Gegenstände konnte ausgeschlossen werden. Der örtliche Wetterdienst meldete für die Zeit des Ausbruchs im SPF-Stall kontinuierlichen Wind aus der Richtung des zuerst infizierten Bestandes.
Fall 3:
Ein Kombi-Betrieb mit APP Serotyp 1 wurde komplett saniert. Alle positiv getesteten Sauen wurden vom Betrieb entfernt. Neu hinzukommende Jungsauen wurden in einem Isolierstall (früherer Kuhstall) untergebracht. Dieser Stall befand sich mehr als 5 km vom übrigen Betrieb entfernt und hatte jahrelang leergestanden. Die Jungsauen kamen aus SPF Beständen und waren APP frei.
Einige Monate nach der Einstallung in diesen Isolierstall waren viele der Jungsauen serologisch positiv auf APP Serotyp 1. Die übrige Herde wurde während dieser Zeit ständig mit negativem Ergebnis getestet. Später wurde festgestellt, dass ein Angestellter während der Wochenenden in diesem Isolierstall arbeitete, ohne Kleidung und Schuhe zu wechseln, mit denen er zuvor im alten Bestand war.
Fall 4:
Dieser Fall ereignete sich in einem Vermehrungsbetrieb, der Jungsauen und -eber an zwei Standorten aufzog. Die Tiere stammten aus SPF Zuchtbetrieben und waren APP frei, was durch das Fehlen klinischer Symptome, negativer Serologie und ständiger Überwachung der Schlachttiere aus den belieferten Beständen bewiesen war.
Der Betrieb wurde nur aus dem eigenen Tierbestand aufgestockt, es wurde nur künstlich besamt.
Nach 5jähriger Produktion wurden serologisch Antikörper gegen APP Serotyp 5 isoliert. Es waren niemals klinische Anzeichen für diese Erkrankung aufgetreten.
Dieser Betrieb besaß Personenschleusen bei streng kontrolliertem Personenverkehr. Ein kleiner Sauenbetrieb war ca. 500m entfernt, es wurde dort jedoch nicht auf APP untersucht.
Fall 5:
In einem Mastbetrieb mit SPF-Status und APP freien Tieren traten in den Jahren vor Ausbruch der APP Serotyp 1 Infektion keine Probleme auf. Dieselbe Gesellschaft unterhielt einen Mastbetrieb ca. 300m entfernt mit konventionellen Ferkeln, in dem A. pleuropneumoniae Serotyp 1 gefunden wurde. Die Genomanalyse der Isolate beider Betriebe ergab, dass derselbe Erreger Ursache der Infektionen war.
Diskussion
Der identische Resistenztest, wie in den Fällen 1 und 2 beweist nicht eindeutig, dass es sich um den gleich Stamm handelt. Jedoch kann bei korrekter Durchführung des Testes davon ausgegangen werden, dass es sich um ein und denselben Erreger handelt.
Die Betriebe, die APP freie Tiere lieferten, standen unter ständiger tierärztlicher Kontrolle, die die klinische Überwachung, serologische Tests und Untersuchung der Schlachttiere beinhaltete. Diese Bestände blieben während der Ausbrüche in den beschriebenen Betrieben frei von APP, was die Möglichkeit ausschließt, dass die Infektion von ihnen über infizierte Tiere ausging.
Es ist nicht zweifelsfrei abzuklären, wo die aktuellen Quellen der vorliegenden Infektionen lagen, eine indirekte Übertragung erscheint jedoch mehr als wahrscheinlich. Die wahrscheinlichste Möglichkeit ist die Übertragung in Fall 2 über die Luft und in Fall 3 die Kontamination der Kleidung und Schuhe. Die anderen drei Fälle werden durch einen dieser Wege infiziert worden sein oder durch andere mögliche Wege wie Schadnager, Vögel, Insekten oder andere Überträger. Eine englische Studie berichtet, dass S. suis bespielsweise von Fliegen von Betrieb zu Betrieb übertragen werden kann. Eine weitere Studie beweist, dass auf den Fliegen in einem Salmonella typhimurium infizierten Betrieb ebenfalls diese Erreger nachzuweisen sind. Demgemäß ist auch bei der Übertragung von APP die Bedeutung der Fliegen nicht zu vernachlässigen.
Schweine sind nicht die einzigen natürlichen Wirte von APP, sie sind auch bei Rindern, Hirschen und Lämmern nachgewiesen worden. Darüber hinaus können auch einige Nager, wie Meerschweinchen und Mäuse experimentell infiziert werden. Das beweist, dass auch andere Spezies an der Übertragung beteiligt sein können.
Erst kürzlich wurde nachgewiesen, dass die Übertragung per Aerosol unter experimentellen Bedingungen über eine Distanz von 1m möglich ist. Das würde die Beobachtungen der Praxis unterstützen, dass diese Möglichkeit der Übertragung bei akutem Auftreten von APP besteht. Larsen veröffentlichte einen Bericht, in dem er eine Übertragung im Feld von ca. 500m beschreibt.
Es gibt keine Berichte über die Infektion des Menschen mit APP. Nicolet untersuchte 15 Personen, die in einem Schweinebestand während eines Ausbruchs von APP arbeiteten und konnte bei keinem den Erreger aus dem Rachen isolieren. Sie waren darüber hinaus alle serologisch negativ. Das schließt aber den Übertragungsweg durch Personen nicht 100%ig aus. A. pleuropneumoniae wurde bei einem Schweinehalter in einer schlecht heilenden Wunde gefunden, die von einem Eberbiss stammte.
Pigpool-Fazit für die Praxis
In den meisten Fällen wird APP durch symptomlos infizierte Schweine in Betriebe eingeschleppt. Daher ist es zwingend notwendig, zugekaufte Jungsauen und Eber einer Quarantäne zu unterziehen.
Die vorliegenden Fälle zeigen, dass es aber auch die Möglichkeit der indirekten Übertragung geben kann. Deswegen sollte Kleidung vor Betreten des Stalles komplett gewechselt werden und grundsätzlich in einen Betrieb "hineingeduscht" werden.
Fliegen und Schadnager müssen regelmäßig bekämpft werden. Die Lage eines Betriebes zu anderen schweinehaltenden Betrieben spielt eine große Rolle hinsichtlich des Infektionsrisikos insbesondere über die Luft. Im Stall zugezogene Wunden sollten sofort und fachgerecht versorgt werden. Nach bisherigen Erkenntnissen spielt die APP jedoch als Zoonose (= Krankheit, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann) keine Rolle.
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