Ökonomische Entwicklungen auf dem Schweinemarkt und deren perspektivische Wertung
Voraussetzung für eine wettbewerbsfähige Schweineproduktion
Dr. Hermann Pricker, Firma Schaumann, Pinneberg
Extrem niedrige Schweinepreise kennzeichnen die zurückliegenden beiden Wirtschaftsjahre. Zeitweise waren trotz eines hervorragenden Produktionsmanagements sowohl in der Schweinemast als auch in der Ferkelerzeugung nicht einmal die variablen Kosten gedeckt. Liquiditätsengpässe und zunehmende Fremdkapitalaufnahme waren die Folge. Welche Aussichten bestehen zukünftig für eine wettbewerbsfähige deutsche Schweineproduktion bzw. welche betrieblichen und produktionstechnischen Voraussetzungen sind für einen langfristigen Verbleib in der Schweineproduktion erforderlich?
In der EU ist Deutschland mit etwa 21% mengenmäßig der größte Schweineproduzent, mit stetig abnehmenden Abstand gefolgt von Spanien und Frankreich. Trotz dieser bedeutenden Marktposition weist die deutsche Schweinehaltung in beiden Bereichen extreme Strukturdefizite auf. Nur etwa die Hälfte aller Sauen (etwa 10% der Betriebe) stehen in Beständen ab 100 Tiere; ebenfalls nur die Hälfte aller Mastschweine (etwa 8% aller Betriebe) in Beständen ab 400 Mastplätzen. Daraus resultiert eine durchschnittliche Bestandsgröße (BRD gesamt) von etwa 140 Tieren pro Betrieb, während die Hauptkonkurrenzländer wie Dänemark und die Niederlande Durchschnittsbestände bis zu 600 Tieren aufweisen. Hier gilt es also von deutscher Seite erhebliche Größenunterschiede in der Zukunft auszugleichen. Dabei bleibt jedoch zu bedenken, dass mit zunehmender Bestandsgröße auch die Managementqualitäten des Betriebsleiters erheblich an Bedeutung gewinnen, dieser Aspekt wurde in der Vergangenheit bei vielen Bestandsaufstockungen vernachlässigt. Und eines ist sicher: Wer über Erweiterungsmaßnahmen in der Schweineproduktion nachdenkt, muss zu den erfolgreichen Schweineproduzenten gehören bzw. ausgezeichnete produktionstechnische Leistungen aufweisen.
Der Blick auf die Rentabilitätsberechnungen der letzten 10 Jahre anhand der Ferkelproduktion in Abhängigkeit vom unterschiedlichen Produktionsniveau (erfolgreich, durchschnittlich, weniger erfolgreich) zeigt zum einen die stark schwankenden Deckungsbeiträge zwischen den einzelnen Jahren (Schweinezyklus, Preisschwankungen) und zum anderen die erheblichen jährlichen Deckungsbeitragsdifferenzen zwischen den erfolgreichen und weniger erfolgreichen Schweineproduzenten. Ersteres verlangt Rücklagenbildung in guten Jahren, um auch in Jahren mit niedrigem Preisniveau Liquiditätsengpässe zu vermeiden, letzteres verweist auf ein enormes - noch zu realisierendes - Potential der weniger erfolgreichen Betriebsgruppe. Die Analyse der Hauptursachen der Leistungsdifferenzen zeigt, dass sowohl in der Schweinemast als auch in der Ferkelerzeugung die entscheidenden Grundlagen durch die Tiergesundheit und einer der Tiergenetik angepassten Fütterung gelegt werden.
Ferkelerzeugung
Hauptursachen der Leistungsdifferenzen
1. Fruchtbarkeit bzw. Rauschen
2. Lebend geborene Ferkel pro Wurf
3. Ferkelvermarktung
4. Futter und Fütterung
5. Ferkelverluste
Quelle: GOBE, 1999
Schweinemast
Hauptursachen der Leistungsdifferenzen
1. Gesundheit
2. Fütterung
3. Tiermaterial
4. Lüftung und Heizung
5. Vermarktung
6. Magerfleischanteil
Quelle: GOBE, 1999
Im Schnitt der letzten 10 Wirtschaftsjahre reichen durchschnittliche Mast- bzw. Aufzuchtsergebnisse gerade aus um alle mit der Produktion auftretenden Kosten (incl. Lohnansatz) abzudecken, ein Unternehmergewinn wurde dabei jedoch nicht erzielt. Die weniger erfolgreichen Betriebe erzielen nur in Jahren mit Hochpreisphasen eine Kostendeckung. Die erfolgreichen Betriebe erzielen sowohl in der Schweinemast als auch in der Ferkelerzeugung neben einer Vollkostendeckung noch einen zusätzlichen Unternehmergewinn. Dieser beträgt etwa 300 DM pro Sauen- bzw. 30 DM pro Mastplatz. Die langjährige Kapitalverzinsung beträgt bei dieser Betriebsgruppe etwa 6 bis 8%. Bei den Spitzenbetrieben in der Schweinemast werden sogar Verzinsungen von 12 bis 14% ausgewiesen. Aus der Analyse der Wirtschaftlichkeit lässt sich folgendes ableiten: Wenn Betriebe eine Aufnahme oder eine Erweiterung der Schweineproduktion planen, reichen durchschnittliche Ergebnisse im Schnitt der Jahre unter Neubaubedingungen nicht aus, um alle eingebrachten Faktoren vollständig zu entlohnen. Die Zugehörigkeit zu den erfolgreichen, besser noch zu den sehr erfolgreichen Betrieben ist zwingende Voraussetzung, wenn dieser Veredelungszweig einen angemessenen Gewinnbeitrag leisten soll.
Rentabilitätsaspekte der Ferkelerzeugung
Die Rentabilität der Ferkelerzeugung wird im wesentlichen durch die Produktionstechnik und hier im besonderen durch die Anzahl der aufgezogenen Ferkel pro Sau und Jahr geprägt (siehe Darstellung).
Weiterhin zeigt z.b. eine Analyse von Deckungsbeiträgen in der Ferkelerzeugung, dass die Aufzucht von 4 zusätzlichen Ferkeln, die variablen Kosten pro Sau und Jahr nur um etwa 50 DM erhöhen, auf der anderen Seite aber die variablen Kosten je erzeugtes Ferkel von etwa 66 DM auf 56 DM gesenkt werden können. Selbst bei niedrigen Ferkelpreisen ist die Erhöhung der Aufzuchtleistung eine hochwirksame Maßnahme zur Verbesserung der Rentabilität der Sauenhaltung. Es sind somit alle Maßnahmen zu nutzen, die die Ferkelzahlen pro Sau und Jahr steigern. Hohe Aufzuchtleistungen sind ebenfalls Voraussetzung für Neubau- und Erweiterungsmaßnahmen, damit alle mit der Produktion verbundenen Faktoren eine entsprechende Entlohnung erfahren. Unter Zugrundelegung gegenwärtiger Baupreise von etwa 5.500 bis 6.000 DM/Sauenplatz und einem langfristigen Ferkelpreisniveau von 90 bis 100 DM/Ferkel sind 20 bis 22 aufgezogene Ferkel/Sau/Jahr zwingende Voraussetzung zum langfristigen Verbleib in der Ferkelerzeugung.
Abschließend stellt eine zusammenfassende Übersicht die ökonomischen Auswirkungen einzelner produktionstechnischer Einflussgrößen in der Ferkelerzeugung dar.
Faustzahlen Betriebswirtschaft-Ferkelerzeugung
Quelle: BLT Grub 1999
Rentabilitätsaspekte der Schweinemast
Die Haupteinflussfaktoren hinsichtlich der Rentabilität der Schweinemast spiegeln sich in den produktionstechnischen Kennzahlen Futterverwertung und Tageszunahmen (Tiergesundheit, Ferkelbezug) sowie in den Baukosten des Stalles wieder. In der absoluten Höhe des durchschnittlichen Magerfleischanteils unterscheiden sich die erfolgreichen und weniger erfolgreichen Betriebe nur kaum (siehe Darstellung).
Die erfolgreichen Schweinemäster erzielen jedoch durch die geringere Schwankungsbreite des Magerfleischanteiles und des Schlachtgewichtes einen erheblich höheren Verkaufserlös pro kg Schlachtgewicht.
Je nach einzelbetrieblicher Faktorausstattung, produktionstechnischen Leistungen und Ferkelpreisen sind zur Vollkostendeckung in der Schweinemast Erlöse von 2,60 bis 2,80 DM/kg Schlachtgewicht erforderlich, wobei letztere bei weitreichender Betrachtung langfristig eher selten realisiert werden können.
Hohe tägliche Zunahmen ermöglichen ein schnelles Wachstum des Tieres mit geringem Futteranteil für den Erhaltungsbedarf und damit eine beachtliche Senkung der Futterkosten und eine positive Beeinflussung der Futterverwertung. Als eine weitere zusätzliche wesentliche Einflussgröße auf die Rentabilität der Schweinemast sind die Tierverluste zu nennen, die neben den Umweltfaktoren im starken Maße auch durch den Ferkelbezug (geschlossenes System, Direktbezug, mehrere Lieferanten...) beeinflusst werden. Hier bleibt zu berücksichtigen, dass aber nicht nur die Totalverluste allein eine Rolle spielen. Denn bei hohen Verlusten durch ungünstige Haltungsbedingungen oder einen hohen Krankheitsdruck leidet auch der Gesamtbestand in der Mastleistung, sprich, das vorhandene Leistungspotential wird längst nicht ausgeschöpft.
Neben der Notwendigkeit der Erzielung einer optimalen Mast- und Schlachtleistung besteht aus betriebswirtschaftlicher Sicht, eine erhebliche Notwendigkeit in der Erstellung kostengünstiger Stallgebäude. Die Belastung eines Tieres durch die Gebäudekosten wird im erheblichen Umfang durch die Anzahl der Umtriebe (tägliche Zunahme) und der Investitionssumme pro Mastplatz beeinflusst.
Abschließend auch hier ergänzend eine Übersicht zur ökonomischen Bewertung einzelner produktionstechnischer Parameter in der Schweinemast.
Faustzahlen Betriebswirtschaft-Schweinemast
Quelle: BLT Grub, 1999
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