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Angeborene Spreizbeinigkeit (Zusammenfassung)

A.D. Leman, Diseases of swine (7. Auflage) 

Vorkommen, mögliche Ursachen
Angeborene Spreizbeinigkeit ist als klinische Erscheinung seit mindestens 30 Jahren bekannt. Der erste klinische Fall wurde 1967 in Großbritannien und seit dem auch in anderen europäischen Ländern, Australien und Nordamerika beschrieben. In Großbritannien sind etwa 0,4% der Ferkel mit einer Sterblichkeitsrate von etwa 50% davon betroffen. Das Spreizen ist besonders bei der Landrasse, etwas weniger bei Large White verbreitet. 

Der Grund dieses funktionalen Defektes ist nicht bekannt, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass er von vielen Faktoren abhängig ist, neben genetischer Neigung zur Muskelschwäche auch vom Geburtsgewicht, maternalem Stress, Sauenfütterung und Fußbodenbeschaffenheit der Buchten. 

Das histologische Erscheinungsbild betroffener Muskeln ist der experimentell hervorgerufenen Glukokortikoidmyopathie ähnlich, was andeutet, dass dieser Zustand eine Folge von Stress während der Trächtigkeit sein kann. Männliche und weibliche Ferkel können betroffen sein, wobei die männlichen Nachkommen deutlich empfindlicher sind. Gewöhnlich sind 1 bis 4 Ferkel pro Wurf betroffen, manchmal aber auch der ganze Wurf. Das Geburtsgewicht der Ferkel ist durchschnittlich oder knapp unter dem Durchschnitt.
Der Trend zu glatten und geneigten Böden in den Abferkelbuchten scheint das Auftreten der Erkrankung bei empfindlichen Tieren zu fördern. 

Experimentell konnte man Spreizer produzieren, in dem neugeborene Ferkel für 18 Stunden in Buchten mit rutschigem Boden gehalten wurden. Wurfgeschwister, die auf Stroh gehalten wurden, waren nicht betroffen. Es wird angenommen, dass ein Cholindefizit bei der Fütterung während der Trächtigkeit Spreizer verursachen kann und dass die tägliche Zugabe von 3- 4,5 g Cholin während der Trächtigkeit die Häufigkeit der Spreizer reduziert. Dobson reduzierte die Häufigkeit von Spreizern bei Ferkeln von empfindlichen Sauen durch zusätzliche Gaben von 3g Cholin und 5g Methionin täglich.

Eine atypische Form von Spreizern wurde als Folge der Aufnahme von Getreide beschrieben, dass mit Fusarium (F-2)- Toxin (Zearolenon) kontaminiert war. Diese These wurde experimentell durch die Gabe von reinem F-2 Toxin an tragende Sauen bestätigt. Zusätzlich zur östrogenen Wirkung auf die Sauen (vermehrte Totgeburten, lebensschwache Ferkel, geringere Wurfgröße) wurden auch Spreizer produziert. Die Spreizer zeigten nicht die klassischen histologischen Veränderungen, aber eine höhere Erkrankungs- und Todesrate als im Zusammenhang mit der klassischen Erscheinungsform.

Erscheinungsbild
Spreizer erkennt man bei oder wenige Stunden nach der Geburt. Sie sind gekennzeichnet durch eine Schwäche der Hinterhand in unterschiedlich starker Ausprägung. Gelegentlich sind auch die Vordergliedmaßen betroffen. Einige Tiere können sich unter Anstrengung bewegen, während andere schwerer betroffene Ferkel nicht in der Lage sind zu stehen. Die betroffenen Gliedmaßen neigen zur Auswärtsdrehung oder sind seitlich abgespreizt, so dass die Ferkel gewöhnlich auf dem Hinterteil (oder Vorderteil) mit seitwärts gespreizten Hintergliedmaßen (Vordergliedmaßen) sitzen. Die Gliedmaßen können meist gerade gehalten, aber nicht gedreht werden. Gestörtes Gleichgewicht (Ataxie) ist kein Symptom dieser Erkrankung. 
Betroffene Ferkel leiden unter einer stärkeren Abschürfung der Haut, was zu gehäuften Gelenkentzündungen führen kann. Sekundäre traumatische Schäden an Muskeln und Gelenken können die Erkrankung verschlimmern und zu dauerhafter Schwäche und Lahmheit führen. Erkrankte Ferkel sind nicht in der Lage mit den nicht betroffenen Ferkeln um die Milch zu konkurrieren. Wenn das Ferkel aufgrund dieser Tatsachen nicht stirbt oder von der Mutter erdrückt wird, erfolgt eine spontane und komplette Regenerierung innerhalb einer Woche.
 

Prophylaxe, Therapie
Durch Selektion der Zuchtherde könnte eine Kontrolle des Spreizens möglich sein. Wie es scheint, hat die Züchtung einen sehr großen Einfluss auf das Auftreten der Erkrankung. Wenn man die Hintergliedmaßen unterhalb der Sprunggelenke fesselt oder mit einem Klebeband verbindet, könnte man die Heilung beschleunigen und die betroffenen Ferkel beim Stehen und Bewegen unterstützen. Der Handel bietet auch sehr praktische Klettbänder an. Wenn erforderlich, ist das Fesseln auch bei den Vordergliedmaßen möglich. Die Bänder dürfen aber nicht die Blutzirkulation unterbrechen und müssen entfernt werden, sobald eine Besserung eintritt. 

Pigpool Fazit für die Praxis:
Spreizerferkel sind nach wie vor ein ungelöstes Problem. Es gilt als sicher, dass eben sehr verschiedene Faktoren Spreizer auslösen können (Toxine, Stress, Cholinmangel etc.). Die These einer Toxinwirkung wird unterstützt durch die Tatsache, dass Spreizer häufig befristet und dann in gehäufter Form auf Betrieben vorkommen.

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