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Besamungszeitpunkt, Brunstsynchronisation

Dr. Klaus Truschner, Fachtierarzt für Schweine 

Zur Sicherung hoher Befruchtungsergebnisse bei der Anwendung der KB sind bei der Festlegung des Besamungszeitpunktes folgende Faktoren zu berücksichtigen:

  • Beginn und Zeitraum des Eisprungs
  • Dauer der fruchtbaren Lebensphase der Eizellen
  • Geschwindigkeit des Samenzelltransportes im weiblichen Genitale
  • Dauer der Befruchtungsfähigkeit der Spermien einschließlich der für ihre Reifung (Kapazitation) benötigten Zeit

Bei Sauen mit normalem Brunstverlauf setzt der Eisprung 30 - 40 Stunden nach Brunstbeginn ein, liegt also in der 2. Hälfte der Rausche. Die Zeitspanne für den Eisprung sämtlicher Eizellen wird mit 4 - 6 Stunden angegeben. Schwankungen im Eisprungtermin können in erster Linie durch Unterschiede in der Brunstdauer bedingt sein. Die Brunstdauer wird beeinflusst durch Fütterung, Haltung, Jahreszeit, Temperatur, Länge der vorausgegangenen Säugezeit sowie durch die Genetik.

Eine Rolle spielt die Dauer der Befruchtungsfähigkeit der ovulierten Eizellen. Sie ist wesentlich kürzer als die der Samenzellen und beim Schwein auf max. 10 Stunden begrenzt. Aus diesen Zusammenhängen ist zu schlussfolgern, dass der Besamungszeitpunkt dann optimal gewählt ist, wenn die Eizellen am Ort der Befruchtung bereits auf befruchtungsfähige, wartende Spermien treffen. Der Spermientransport erfolgt beim Schwein relativ schnell, sodass bereits 15 - 30 Minuten nach der Besamung die ersten Samenzellen in den Eileitern nachgewiesen werden können. Für die Kapazitation (Nachreifung) der Spermien ist eine Spanne von 4 - 6 Stunden zu veranschlagen. In dieser Zeit erreichen sie ihre Befruchtungsfähigkeit. Für flüssig konserviertes Ebersperma, welches innerhalb von 48 Stunden nach seiner Gewinnung zur Besamung herangezogen wird, kann angenommen werden, dass die Samenzellen im Eileiter ca. 18 - 24 Stunden nach der KB befruchtungsfähig bleiben. Dabei ist zu bemerken, dass die Spermienzellen ihre Befruchtungsfähigkeit schneller verlieren als ihre Beweglichkeit. Eine zweimalige Insemination sollte grundsätzlich bei Jungsauen und in Beständen mit stark schwankender Brunstdauer angewendet werden.


Die Länge der Rausche ist im Vergleich zur Dauer der Befruchtungsfähigkeit der Samenzellen beim Schwein relativ lang. Daraus ist zu schleißen, dass der Besamungszeitpunkt bei der Sau einer entsprechenden zeitlichen Einordnung in den Ablauf von Brunst und Eisprung bedarf, um hohe Befruchtungsraten zu erzielen.


Die Gunst der Stunde: Zeitplan
  • Eisprung bei normaler Rausche: 30 - 40 Stunden nach Brunstbeginn
  • Dauer des Eisprungs: ca. 4 - 6 Stunden
  • Befreuchtungsfähigkeit der ovulierten Eizellen: max. 6 - 10 Stunden
  • Spermientransport bis in Eileiter: ca. 15 - 30 Minuten
  • Kapazitations- (Spermienreife-) zeit: ca. 4 - 6 Stunden
  • Befruchtungsfähigkeit von konserviertem Ebersperma: ca. 18 - 24 Stunden

Man unterscheidet zwischen kurz rauschenden und lang rauschenden Sauen:

Kurz rauschende Sauen (die unter 2 Tage rauschen) sind in der Regel solche, die spät nach dem Absetzen zur Rausche kommen (ca. am 6. - 7. Tag nach dem Absetzen der Ferkel). Diese müssen relativ schnell besamt werden, da der Eisprung kurz nach Rauschebeginn eintritt. 

Lang rauschende Sauen sind in der Regel solche, die eher kurz nach dem Absetzen zur Rausche kommen. Diese können später besamt werden, da hier der Eisprung in der Regel erst 24 Stunden vor Rauscheende erwartet werden kann. (Je länger die Rausche der Sau ist, desto später erfolgt der Eisprung).

Empfohlen wird deshalb, im beide Sauentypen optimal zu erfassen, bei der Einfachbesamung die Insemination 24 Stunden nach Duldungsbeginn, bei Doppel- und Mehrfachbesamung 12 Stunden nach Duldungsbeginn und weitere Besamungen im Abstand von 12 Stunden durchzuführen.


Besamung in Verbindung mit biotechnischen Verfahren der Fortpflanzung

  • In Schweinezuchtbeständen mit geringen Bestandskonzentrationen (50 - 200 Zuchtsauen) werden Jung- und Altsauen meistens duldungsorientiert in der spontan auftretenden Brunst besamt.(Intensitätsstufe 1)
  • In mittleren Bestandskonzentrationen (200 - 600 Sauen) überwiegen die Verfahren der Brunstsynchronisation (BS) der Jungsauen und Brunststimulation (BSD) der Altsauen sowie duldungsorientierte Besamung (DoB). (Intensitätsstufe 2)
  • in Großanlagen (über 600 Sauen) wird das Verfahren der Eisprungsychronisation und der terminorientierten Besamung (OS u. ToB) angewendet. (Intensitätsstufe 3)

Zur Synchronisation von Jungsauen
Sie sollen ein Alter von min. 255 Tagen und eine Lebendmassezunahme von 450 - 490 g aufweisen. Den Sexualzyklus blockierend wirkende Präparate werden zur Synchronisation über 15 Tage zweckmäßigerweise mit einer kleinen Menge Kraftfutter morgens verabreicht. Am Tag der letzten Fütterung wird PMSG (Hormon) injiziert. Innerhalb von 4 - 6 Tagen nach dieser Behandlung kommen mehr als 85% der Sauen zur Brunst. Der Inseminationstermin wird nach exakter Ermittlung des Duldungsreflexes festgelegt. Am besten sind 2 Besamungen bei den Jungsauen: 
1. Besamung 8 - 14 Stunden und Nachbesamung 20 - 26 Stunden nach Feststellung des Duldungsreflexes.



Eingliederung von Altsauen
Für die Eingliederung der Altsauen in den Produktionszyklus bzw. zur Induktion der Zyklusaktivität besonders nach dem Frühabsetzen der Ferkel, hat die Brunststimulation der Altsauen Bedeutung. Unter optimalen Bedingungen ist zu erwarten, dass nach einer Injektion von PMSG (24 Stunden nach dem Absetzen der Ferkel) 2 - 6 Tage später 90% der behandelten Altsauen brünstig werden. Die Besamung sollte 12 - 16 und Nachbesamung 24 - 30 Stunden nach festgestelltem Duldungsreflex erfolgen. Bewährt hat sich auch Oxytocinzusatz zum Sperma unmittelbar vor der Insemination. Die Menge beträt 4 - 5 I.E. Oxytocin je Inseminat.

Bei Jungsauen: Oxytocingaben bei KB 1 und KB 2
Bei Altsauen Oxytocingaben nur bei KB 2 notwendig


Für eine objektive Bewertung der Besamungsergebnisse sind eine lückenlose Datenerfassung und Dokumentation unerlässlich. 

Das Einsetzen der zyklische Vorgänge bei den Altsauen nach dem Absetzen der Ferkel ist abhängig von der Umschaltung der Prolactinausschüttung auf die Sekretion von FSH. Dieser Vorgang ist u.a. auch von äußeren Einflüssen abhängig. Ausfälle treten vor allem bei Tieren nach dem ersten Wurf auf.

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