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Bekämpfung der PRRS-Erkrankung - Welcher Impfstoff passt am besten?

Dr. Friedrich-Wilhelm Busse, Osnabrück 

Ab Herbst 2001 stehen in Deutschland drei PRRS-Impfstoffe zur Verfügung. Dr. Friedrich-Wilhelm Busse, Landwirtschaftskammer Weser-Ems, Außenstelle Osnabrück, berichtet über die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten.

Die PRRS-Erkrankung (PRRS = Porcines Reproduktives und Respiratorisches Syndrom) der Schweine verursacht auch heute noch in Deutschland große wirtschaftliche Schäden in der Ferkelproduktion und in der Schweinemast. Erkrankungen wegen einer PRRS-Infektion werden sehr stark von den Haltungsbedingungen in den einzelnen Produktionsstufen beeinflusst. Je geringer der Tierverkehr und je hygienischer die Haltungsbedingungen sind, umso höher ist der Gesundheitsstatus eines Schweinebestandes.

ImpfprogrammeEinsatzempfehlungen für die Betriebe
Die drei oben genannten Impfstoffe stehen den Tierärzten ab Herbst 2001 zur Anwendung gegen das PRRS-Geschehen in den Betrieben zur Verfügung. Um die Betriebe erfolgreich gegen die klinischen Erscheinungen der PRRSV-Infektion zu schützen, benötigen wir daher unterschiedliche Impfstrategien für die einzelnen Betriebe.

  1. PRRS Vacc., Boehringer
    Bisher hat sich der PRRS-Lebendimpfstoff der Fa. Boehringer bei uns bewährt, da er die klinischen Erscheinungen in Ferkelerzeugung, Systemferkelaufzucht und Mast – auch in Beständen mit einer hohen Feldvirusdichte – zurückgedrängt hat und eine hohe, belastbare Immunität aufgebaut hat, wenn Impfzeitpunkt und Impfhäufigkeit der vorgefundenen Situation angepasst waren. Der amerikanische Impfstamm besitzt eine höhere Immunogenität (Fähigkeit Schutzstoffe gegen das PRRS-Feldvirus zu bilden) als die europäischen Stämme.
  2. PRRS Vacc., Intervet
    Der europäische Impfstamm im neuen Lebendimpstoff von Intervet hat im Laborversuch gute Ergebnisse bei Mastschweinen erbracht. Zur Belastung der geimpften Tiere wurden Stämme aus den frühen 90er Jahren herangezogen, die dem Impfstamm sehr ähnlich (homolog) sind. Da sich das PRRS-Feldvirus relativ schnell verändert, ist eine hohe genetische Ähnlichkeit (98 bis 99 %) heute in der Praxis nicht mehr gegeben. Praxisversuche in Deutschland müssen deshalb zeigen, ob sich die Laborergebnisse bestätigen lassen. Wie intensiv das Impfvirus durch den neuen Lebendimpfstoff nach der Impfung eines Schweines ausgeschieden wird, ist bisher für deutsche Betriebe nicht nachgewiesen. In einem veröffentlichten Belastungsversuch (Laborque, 1999) unter optimalen Laborbedingungen mit gesunden Schweinen betrug die Feldvirusausscheidung des neuen Impfstoffes 15 % und des amerikanischen Impfstammes 89 % der verabreichten Virusmenge. Wie hoch die Virusausscheidung des neuen Lebendimpfstoffes in einem Mastbetrieb mit zahlreichen Erregern und unterschiedlichem Management wirklich ist, müssen weitere Praxisversuche zeigen. Ob sie für eine Region mit einer hohen Erregerdichte von Bedeutung ist, muss die Praxis ergeben. Über die Wirksamkeit des neuen Lebendimpfstoffes für Mastschweine in Deutschland liegen bisher noch keine Veröffentlichungen vor. 
  3. PRRS Vacc., Boehringer/Merial
    Der neue PRRS-Totimpfstoff wird sicher in Betrieben und Regionen mit einer niedrigen Schweinedichte und damit auch nur geringen PRRS-Feldvirusdichte und in Sauenbetrieben, die nachweislich PRRS-Feldvirus frei sind, erfolgreich zur Anwendung kommen können. In Regionen mit einer hohen PRRS-Feldvirusmenge wird, wie die Erfahrungen bei der Bekämpfung der Aujetzkyschen Krankheit mit Lebendimpfstoffen bewiesen haben, wie bisher ein Lebendimpfstoff verimpft werden müssen. Mit Lebendimpfstoffen erreicht die Praxis eine höhere belastbare Immunität als mit Totimpfstoffen. Eine weitere Einsatzmöglichkeit der PRRS- Totimpfstoffe könnte in der Immunisierung von Jungsauen vor der Auslieferung liegen. Damit würde dem Ferkelerzeuger die Jungsaueneingliederung erleichtert werden.
  1. PRRS Vacc., Boehringer
    Der Impfstoff wird gegen die reproduktive und gegen die respiratorische Form der PRRS der Schweine verabreicht. Seit mehreren Jahren steht dem Tierarzt zur Eindämmung des PRRS-Geschehens dieser Lebendimpfstoff der Fa. Boehringer Ingelheim zur Verfügung, der unabhängig vom Trächtigkeitsstadium bei den Sauen eingesetzt wird. In Abhängigkeit vom Erregerdruck in einem Sauenbestand werden alle Sauen pro Jahr drei- bis viermal geimpft. Gleichzeitig werden Ferkel ab dem 15. Tag nach der Geburt geimpft.

    Wenn ein hoher Infektionsdruck im Mastbetrieb besteht, sollen Mastferkel kurz nach dem Einstallen oder bis zur 18. Lebenswoche nachgeimpft werden, um während der gesamten Mastdauer einen belastbaren Impfschutz zu erhalten.

    Da es sich bei dieser Vaccine um einen Lebendimpfstoff handelt, erfolgt die Grundimmunisierung durch nur eine Impfung. In der Praxis hat sich bewährt, beim Einstieg in die Impfung die Sauen nach vier bis sechs Wochen ein zweites Mal zu impfen.
    Obwohl in dem Impfstoff ein abgewandeltes amerikanisches Feldvirus verwandt wird, erzeugt der Impfstoff auch gegen die in Europa vorkommenden PRRS-Feldviren eine ausreichend hohe Immunität, um sogar Schweine in hoch belasteten Beständen erfolgreich gegen eine PRRS-Virusinfektion zu schützen. Eine Ausscheidung des Impfvirus bei Einzeltieren ist möglich, wenn das Tier zur Zeit der Impfung nicht gesund war. PRRS-Feldvirus negative Zuchttiere der Züchter sollen nicht geimpft werden, um den Status der PRRS-Freiheit weiterhin zu erhalten.
  2. PRRS Vacc., Intervet
    Der Impfstoff wird gegen die respiratorische Form einer PRRS der Mastschweine verabreicht. Dieser Lebendimpfstoff ist seit dem Jahr 2001 in Deutschland zur einmaligen Impfung gesunder Mastschweine in einem Lebensalter von sechs bis neun Wochen zur Anwendung durch den Tierarzt zugelassen. Der Impfstoff enthält ein PRRS-Isolat, das bereits Anfang der 90er Jahre in Europa isoliert wurde. Eine Virusausscheidung kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden, da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt. Der Impfstoff darf nicht bei Zuchtschweinen (Eber, Sauen) jeglichen Alters angewendet werden. Bisher wurde die Wirksamkeit des Impfstoffes in Deutschland noch nicht getestet.
  3. PRRS Vacc., Boehringer/Merial
    Dieser inaktivierte Totimpfstoff wird den Tierärzten ab Herbst 2001 in Deutschland zur Impfung von Sauen zur Verfügung stehen. Da es sich um einen Totimpfstoff handelt, erfolgt die Grundimmunisierung zweimal im Abstand von drei bis vier Wochen. Jungsauen werden bis drei Wochen vor dem Belegen geimpft. Für Stammsauen ist eine zweimalige Bestandsimpfung im Abstand von drei bis vier Wochen möglich. Nach der Grundimmunisierung wird die Wiederholungsimpfung der Sauen durch zweimalige Impfung ab dem 60. bis 70. Tag durchgeführt.
Ausblick
Um Erkrankungen und Verluste einzudämmen, die durch das PRRS-Feldvirus allein oder zusammen mit anderen Erregern (z. B. das Circovirus Typ 2) hervorgerufen werden, müssen die Hygiene und das Management verbessert und PRRS-Impfprogramme durchgeführt werden. Ab Herbst 2001 werden drei PRRS-Impfstoffe zur Verfügung stehen. 
Die Zulassungen und die Einsatzempfehlungen der verschiedenen PRRS-Impstoffe lauten wie folgt:
  • Boehringer, Lebendimpfstoff: Sauen Bestandsimpfung, Ferkel frühe Impfung,
  • Boehringer/Merial, Totimpfstoff: Sauen repoduktionsorientierte Impfung,
  • Intervet, Lebendimpfstoff: Mastschweineimpfung.

Hilfreich für den Tierarzt ist es, wenn auch für die beiden neuen Impfstoffe Veröffentlichungen aus Praxisversuchen in Deutschland vorliegen. Erst dann wird es möglich sein, zu entscheiden, welcher PRRS-Impfstoff in welchem Bestand eingesetzt wird.

Quelle: Dr. Friedrich-Wilhelm Busse, Landwirtschaftskammer Weser-Ems aus: DGS-Magazin 9/2001


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zu diesem Thema möchten wir uns herzlich bedanken!

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