Einfach und stressfrei über das Trinkwasser - Erster Impfstoff gegen Ileitis (PIA) beim Schwein
Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH, 55216 Ingelheim
Erstmals wurde jetzt in Deutschland durch Boehringer Ingelheim, dem weltweit größten forschenden Familienunternehmen der Pharmabranche, ein neuer Impfstoff zugelassen, der Schweine vor den Schäden der Ileitis, oft auch als Porzine Proliferative Enteropathie (PPE) oder Porzine Intestinale Adenomatose (PIA) bezeichnet, nachhaltig schützt. Der neue orale Impfstoff gegen Ileitis kann bei Schweinen ab der 3. Lebenswoche einfach und stressfrei über das Trinkwasser verabreicht werden. Deutschen Landwirten bietet sich damit ab sofort eine zukunftsweisende Innovation, die schon bald zu einer vorbeugenden Standardmaßnahme in Schweinebeständen werden wird.
Sowohl akute und chronische, also offensichtliche Infektionen, als auch latente - ohne Durchfall verlaufende - Formen der Ileitis, verursachen in den Aufzucht- und Mastgruppen enorme Leistungseinbußen. Typische Anzeichen für eine latente Ileitis sind ein Auseinanderwachsen der Tiere und mangelhafte Zunahmen bei steigendem Futterverbrauch. Anzeichen für akute und chronische Formen sind dagegen Durchfall und plötzliche Todesfälle. Die neue Schluckimpfung wirkt diesen wirtschaftlichen Schäden entgegen und schafft mehr Leistung. Schweine ohne Ileitis können ihr genetisches Potential besser ausschöpfen, es kommt zu verbesserter Mastleistung und zu einheitlicheren Mastgruppen.
In Deutschland, dies belegen neueste Zahlen, sind derzeit etwa 80% aller Betriebe mit dem Ileitis-Erreger Lawsonia intracellularis infiziert (Quelle: Wendt et al, 2004). Erfahrungen aus den USA zeigen, dass die orale Ileitis-Impfung in diesen Fällen eine nachhaltige und wirtschaftliche Kontrolle bietet und damit das ökonomische Ergebnis des Landwirtes deutlich verbessern kann.
Warum eine orale Impfung?
Dass der neue Ileitis-Impfstoff oral, also über das Maul, verabreicht wird, ist für seinen Erfolg entscheidend. Denn schließlich wird der Erreger der Ileitis, das intrazelluläre Darmbakterium Lawsonia intracellularis, über den Kot von Tier zu Tier übertragen. Schweine nehmen den Erreger also mit dem Kot anderer Schweine auf, so dass er in den Darm gelangt, wo er sich in den Darmzellen ansiedelt und nachhaltigen Schaden anrichtet. Die orale Impfung schafft hier einen sicheren Schutz auf zweierlei Ebenen. Zum einen bewirkt der direkte Kontakt des Impfstoffes mit den Darmzellen eine lokale Immunität, d.h. von Abwehrzellen auf der Darmschleimhaut werden lokale Antikörper gebildet. Gleichzeitig wird zusätzlich eine zelluläre Immunität ausgebildet, bei der sich spezialisierte Abwehrzellen bilden, die bei Kontakt mit dem Felderreger umgehend aktiv werden und das Bakterium wirkungsvoll und schnell abtöten. Nur diese lokale Immunität ermöglicht in Schweinebetrieben dauerhaft einen sicheren Schutz vor den Schäden der Ileitis.
Warum ein Lebendimpfstoff?
Bei dem neuen Ileitis-Impfstoff handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, d.h. er enthält abgeschwächte lebende Formen des Ileitis-Erregers Lawsonia intracellularis. Dies ist notwendig, da komplett abgetötete Impferreger vom Organismus nicht ausreichend erkannt würden, die Ausbildung einer gezielten Immunität bliebe dann aus. Eine Impfung mit dem abgeschwächten lebenden Bakterium gewährleistet dagegen die Ausbildung einer starken Immunität für einen nachhaltigen und sicheren Schutz.
Wann wird geimpft?
Die Empfehlung lautet, Schweine so früh wie möglich ab der dritten Lebenswoche zu impfen. Voraussetzung ist jedoch, dass der Ileitis-Erreger Lawsonia intracellularis zuvor im Bestand nachgewiesen wurde. Eine sichere Diagnose ermöglicht hier unter anderem die Entnahme und Untersuchung von Kot- und Blutproben.
Wie wird die Impfung durchgeführt?
Die orale Ileitis-Impfung kann einfach und stressfrei über das Trinkwasser vorgenommen werden. Dabei sind lediglich ein paar wichtige Regeln zu beachten. Werden diese mit dem betreuenden Tierarzt anfangs einmal durchgesprochen, wird die Impfung bald schon zur Routine. Alternativ besteht die Möglichkeit, die Tiere einer Gruppe per Drench zu impfen.
Bei Impfung über das Trinkwasser können entweder ein Trog oder aber die Trinkwasseranlage mit vorgeschaltetem Dosierer genutzt werden. Da der Impfstamm bei Kontakt mit chloriertem Trinkwasser zerstört und damit unwirksam würde, wird dem Trinkwasser vor der Impfung eine vorgegebene Menge an entrahmter Milch (0,1 % - 0,3% Fett) zugegeben. Zum Schutz des Impfstoffes dürfen außerdem 3 Tage vor und 3 Tage nach der Impfung keine antibiotisch wirksamen Substanzen eingesetzt werden, weder über das Futter, noch über das Trinkwasser oder über Injektionen. Über eine Reinigung von Trog bzw. Trinkwasseranlage wird sichergestellt, dass auch hier keine Rückstände von antibiotisch wirksamen Substanzen vorhanden sind. Für die Reinigung darf nur klares Wasser genutzt werden, da auch Desinfektionsmittel den Impfstoff abtöten würden.
Nach dem Anmischen ist der Impfstoff über 4 Stunden stabil. Die Impfung sollte daher innerhalb dieser 4 Stunden abgeschlossen sein, d.h. das Trinkwasser mit dem Impfstoff sollte in diesem Zeitraum von den Tieren komplett aufgenommen werden. Um dies zu gewährleisten, wird der Impfstoff in der Trinkwassermenge verabreicht, die von der Gruppe innerhalb von 4 Stunden getrunken wird. Da diese Trinkwassermenge je nach Gruppe, Tageszeit, Umgebungstemperatur und Futterzusammensetzung stark schwanken kann, wird der 4-Stunden-Wasserverbrauch der Gruppe am Tag zuvor zur geplanten Uhrzeit der Impfung individuell bestimmt.
Wird der Ileitis-Impfstoff erstmals angewendet, so sollte dies in Abstimmung mit dem betreuenden Tierarzt gründlich vorbereitet werden. Später, wenn die Abläufe einmal besprochen und verinnerlicht sind, wird die orale Ileitis-Impfung schnell zur vertrauten Standardmaßnahme im Betriebsablauf.
Weitere Informationen zu dem jetzt neu in Deutschland zugelassenen Ileitis-Impfstoff und seiner Anwendung erteilen die betreuenden Tierärzte.
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