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Immunprophylaxe von Clostridiosen der Saugferkel

Impfstoffwerk Dessau - Tornau 

Zur Gattung Clostridium gehören weit mehr als 100 Arten grampositiver, obligat anaerober, sporenbildender Bakterien. Ihre Virulenz wird in allererster Linie durch Proteintoxine (Exotoxine) bestimmt. C. perfringensbesitzt für das Schwein die größte Bedeutung aller Clostridien, diese Bakterienart ist zur Bildung eines breiten Spektrums von Haupt- und Nebentoxinen befähigt. Die 4 Haupttoxine alpha, beta, epsilon, und iota werden genutzt, um die folgenden Toxovaren (Toxintypen) zu unterscheiden.



Diese Toxovaren unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bedeutung für einzelne Tierarten, gegen sie wird eine typenspezifische antitoxische Immunität ausgebildet.

Erreger der Nekrotisierenden Enteritis der Saugferkel ist die Toxovar C. Infektionsquellen sind Sauen, in deren Darm der Erreger vorkommen kann, ohne Krankheitserscheinungen auszulösen.
In betroffenen Beständen ist die Impfung der tragenden Sauen die wichtigste Prophylaxemaßnahme. Sie hat das Ziel, einen hohen Gehalt an neutralisierenden Antikörpern gegen das beta-Toxin in der Milch zu induzieren. Dazu können sowohl reine beta-Toxoidimpfstoffe als auch Kombinationsimpfstoffe mit Coli-Antigenen eingesetzt werden. Bei besonders schweren Verläufen muss u.U. zusätzlich an den ersten 3 Lebenstagen der Saugferkel eine orale Behandlung mit Penicillinen oder Ampicillin vorgenommen werden. Es kann nicht oft genug betont werden, dass eine ordnungsgemäße Kolostrumversorgung der Saugferkel die Schlüsselfrage für die Wirksamkeit jeder Muttertierimpfung ist.

In den letzten Jahren haben die Diskussionen über eine pathogenetische Bedeutung von C.-perfringens-A-Stämmen für Saugferkel zugenommen. Stämme dieser Toxovar werden auch aus Beständen isoliert, in denen es trotz Impfung gegen die Nekrotisierende Enteritis zu clostridienbedingten Saugferkeldurchfällen kommt. Auch wenn inzwischen weitgehend sicher ist, dass A-Stämme bei Saugferkeln als Durchfallerreger auftreten können, sollte der Terminus Nekrotisierende Enteritis der Saugferkel weiterhin nur für die Infektion mit C. perfringens C verwendet werden.



Als Virulenzfaktor von A-Stämmen kommt in vor allem das alpha-Toxin in Frage. Daneben werden das Enterotoxin und Minortoxine wie das erst 1997 beschriebene beta-2-Toxin diskutiert.

Eine Möglichkeit der Prophylaxe in C. perfringens A-Problembeständen ist der Einsatz bestandsspezifischer Vakzinen. Er ist aber nur dann sinnvoll, wenn durch Anzüchtung und Charakterisierung der Stämme eine eindeutige Diagnose vorliegt, der alleinige Nachweis von C. perfringensgenügt nicht. Eine Auswertung des Einsatzes von bestandspezifischen Vakzinen gegen die Toxovar A in 18 Beständen ergab, dass nach Einschätzung der zuständigen praktizierenden Tierärzte in 11 Beständen gute Erfolge, in 5 Beständen geringfügige Verbesserungen der Situation und nur in 2 Beständen keine positiven Ergebnisse erzielt wurden. 

Eine sorgfältige diagnostische Abklärung vorausgesetzt, kann der Einsatz bestandsspezifischer C.-perfringens-A-Vakzinen somit ein sinnvoller Beitrag zur Prophylaxe von Saugferkeldurchfällen sein. 

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