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Influenza – Ein Thema in deutschen Schweinebeständen?

IDT - Heike Rösch, Ralf Dürrwald (Impfstoffwerk Dessau- Tornau GmbH) 

Influenzaviren sind die häufigsten Erreger akuter Lungenerkrankungen. Es handelt sich dabei um eine fieberhafte, akut verlaufende, hochansteckende Viruserkrankung des Atmungstraktes, die Schweine aller Altersgruppen betreffen kann. Trotzdem hat die Impfung in den letzten Jahren in den Beständen an Akzeptanz verloren. Um die Bedeutung und Verbreitung des Virus in deutschen Schweinebeständen bewerten zu können, hat IDT vom November 2002 bis April 2003 ein Diagnostikprogramm auf serologischer Basis durchgeführt. Im Rahmen dieser Influenzavirusdiagnostik wurde die Untersuchung von Seren mittels Haemagglutinationshemmungsreaktion gegen die Stämme Bakum/3543/98 (H1N1), Bakum/909/93 (H3N2), Bakum/5/95 (H1N1) und Bakum/1832/00 (H1N2) angeboten. Insgesamt wurden mehr als 10.000 Proben aus 400 Beständen eingesandt und bearbeitet. In einer ersten Zwischenauswertung, die den Zeitraum bis Ende Januar 2003 umfasst, wurden die Ergebnisse mit teilnehmenden Praxen diskutiert und nachfolgend hier vorgestellt. Im Zeitraum vom 27.09.2002 bis 31.01.2003 wurden 3.773 Proben aus 250 Beständen eingesandt. Insgesamt wurden 16.452 Daten zur Erstellung dieses Zwischenberichtes herangezogen. Dabei ergab sich folgendes Bild:



Tab. 1 Übersicht über die Resultate des IDT-Diagnostikprogramms zur Überwachung der Schweineinfluenza in Deutschland (30.09.02 bis 31.01.03)





Quelle: Eigene Untersuchungen IDT


Tab. 2 Überblick über die regionalen Seroprävalenzen



Quelle: Eigene Untersuchungen IDT


Die erste Zwischenauswertung dieses Diagnostikprogrammes zeigt, dass die Influenza ein weit verbreitetes Thema in den deutschen Schweinebeständen ist. Über 92 % der Bestände besitzen Seroprävalenzen gegen mindestens 1 der untersuchten Influenza-Subtypen. Die größte Verbreitung in den ausgewerteten Proben zeigen dabei die Subtypen Bakum/3543/98 (H1N1) mit 71 % und Bakum/909/93 (H3N2) mit 50 %. Der Antigentyp 5/95 (H1N1), welcher noch vor einem halben Jahrzehnt eine hohe Seroprävalenz hatte, konnte nur in 2 Beständen nachgewiesen werden. In beiden Fällen handelte es sich um Ferkel oder Läufer, die offensichtlich über maternale Antikörper von Sauen verfügten, welche die damaligen Infektionszüge noch durchgemacht hatten. Dies ist ein Beweis dafür, dass dieser Antigentyp früher einmal von Wichtigkeit war, jetzt aber bedeutungslos geworden ist. 

Von wachsendem Einfluss ist der erstmals im Jahr 2000 in Deutschland nachgewiesene Subtyp H1N2 mit einer Seroprävalenz von fast 12 % in annähernd 17 % der untersuchten Bestände. 


Ungeimpfte Population
Der Test ermöglicht zusätzlich zur Erfassung der Prävalenzen über die Beurteilung der Antikörpertiter eine ungefähre Differenzierung zwischen aktuellen und zurückliegenden Infektionen. Von den 219 untersuchten Beständen hatten 100 aktuelle Infektionen mit Influenzaviren. Die Mehrzahl der Bestände unterlag aufeinander folgenden Infektionen mit mindestens 2 Antigentypen. Nur 17 Bestände (8 %) waren serologisch negativ gegenüber den vier untersuchten Antigentypen. 

In 85 Beständen gab es aktuelle Infektionen mit dem Subtyp H3N2, in 75 Beständen mit dem Antigentyp 3543/98 (H1N1) und in 8 Beständen mit dem neuen Subtyp H1N2. In 12 Beständen waren aktuelle Dreifachinfektionen mit allen 3 Subtypen nachweisbar; in 32 Beständen traten aktuelle Doppelinfektionen mit dem Subtyp H3N2 und dem Antigentyp 3543/98 (H1N1) auf und in 2 Beständen wurden Doppelinfektionen mit dem Antigentyp 3543/98 (H1N1) und dem neuen Subtyp H1N2 nachgewiesen. 

141 der untersuchten Bestände hatten laut Vorbericht klinische Erscheinungen; davon stimmte 82 Mal (58 %) der klinische Vorbericht mit nachgewiesenen Influenzavirusinfektionen überein. Interessanterweise waren neben den bekannten respiratorischen Symptomen auch 6 von 9 vorberichtlich erwähnten Aborten mit Influenzavirusinfektionen assoziiert, wie auch einmal ein Milchmangel bei Sauen. Ob dies zufällige Assoziationen oder kausale sind, kann durch diese epidemiologische Studie nicht beantwortet werden.

Nur 18 von 86 auswertbaren aktuellen Infektionen (21 %) dieses Überwachungsprogramms hatten laut Vorbericht keine respiratorischen oder anderweitigen Symptome. 

Schon diese erste Zwischenauswertung hat gezeigt, dass Influenza doch ein Thema in deutschen Schweinebeständen ist, das offensichtlich unterschätzt wird. Damit wird die von IDT schon vor Jahren getroffene Entscheidung zur Entwicklung eines neuen Influenzavirusimpfstoffes für Schweine mit aktuellen Stämmen unterstrichen, die jetzt abgeschlossen werden konnte.


Der Impfstoff
Der neue Influenza- Impfstoff für Schweine von IDT enthält die Antigenkomponenten H1N1 und H3N2. Bei den beiden Impfstämmen handelt es sich um Reassortanten, die in den 90er Jahren in einer dicht mit Schweinebeständen durchsetzten Region Mitteleuropas aus klinischen Erkrankungsfällen von Influenza gewonnen wurden und damit dem derzeitig aktuellem Stammspektrum in Deutschland entsprechen.

Umfangreiche Infektionsbelastungsversuche belegen die Wirksamkeit gegen aktuelle Bakum- Stämme der Subtypen H1N1 und H3N2 (u.a. Bakum/3543/98 H1N1 und Bakum/909/93 H3N2). 

Der Impfstoff induziert haemagglutinationshemmende und neutralisierende Antikörper gegen beide Antigenkombinationen bei immunisierten Tieren. Er schützt vor klinischer Symptomatik bei Influenzavirusinfektionen und reduziert die Virusreplikation im Lungengewebe. Durch Herstellung auf einer permanenten Zelllinie wird die gleich bleibend hohe Qualität des Impfstoffes gesichert.
Er kann bei Schweinen ab der 8. Lebenswoche in einer Dosis von 2 ml intramuskulär verabreicht werden. Der Impfstoff steht der Praxis in 3 Handelsformen (10ID, 25ID, 50 ID) in bruchsicheren PET Flaschen zur Verfügung.

Die Untersuchungen zur Verträglichkeit wurden am Labortier und hauptsächlich am Zieltier Schwein durchgeführt. Insgesamt waren 487 Schweine aus 6 verschiedenen Beständen in diese Untersuchungen einbezogen. In insgesamt 24 Versuchen wurden 10 verschiedene Fragestellungen zur lokalen und systemischen Verträglichkeit untersucht. Bei den Schweinen handelte es sich um Läufer, Sauen und Eber. Neben Fragen zur Verabreichung der einfachen Impfdosis, der doppelten Impfdosis, der wiederholten Verabreichung wurde besonderes Augenmerk auf die Temperaturkinetik gelegt.

Kernstück der Prüfung der Wirksamkeit ist die experimentelle Infektion geimpfter Tiere mit virulenten Influenzavirusstämmen und der Vergleich der Reaktionen mit denen ungeimpfter Schweine (Challenge). Geimpfte Schweine wurden gemeinsam mit ungeimpften Schweinen aufgestallt und die Reaktionen überprüft. Insgesamt wurden 420 Schweine in 24 Challengetests mit unterschiedlichen Feldstämmen von Influenzaviren infiziert und die Wirksamkeit des Impfstoffes gegen 8 verschiedene Influenza-Stämme u.a. Influenza A virus/sw/Ghent/V196/92 (H1N1), Ghent/1/84 (H3N2), Bakum/909/93 (H3N2), Schwerin/103/89 (H1N1) und Bakum/3543/98 (H1N1) sicher bewiesen. Untersuchungen zur Dauer der Immunität wurden ebenfalls vorgenommen. Weiterhin wurde in mehrjährigen Verlaufsuntersuchungen die Dauer der serologischen Immunität überprüft.

Zusammenfassend lässt sich folgendes feststellen: Der neu entwickelte Influenzavirusimpfstoff von IDT schützt gegenüber aktuellen Influenza-Stämmen der Antigentypen H1N1 (Bakum/3543/98) und H3N2 (Bakum 909/93), die in den Regionen mit hoher Schweinepopulation nach wie vor die dominierenden Antigentypen sind. In den Versuchen wurde eine vollständige Schutzwirkung und signifikant bessere Lebendmasseentwicklung der Tiere gegenüber ungeimpften Kontrolltieren beobachtet.

Anschrift der Verfasser:
Dr. med. vet. Heike Rösch, Dr. med. vet. Ralf Dürrwald, Impfstoffwerk Dessau - Tornau GmbH, Streetzer Weg 15a, D-06862 Rodleben, Tel. 034901-8850 , Fax 034901-885323

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