Zwei Wege: Zweimal oder Einmal impfen?
Ein Ziel: Mykoplasmen erfolgreich bekämpfen
Dr. T. Leber, Kirchheim
Der Standard bei der Bekämpfung der Enzootischen Pneumonie ist die Impfung gegen Mykoplasmen.
Die langjährigen Erfolge der praxisbewährten Zweimalimpfung (1. Impfung ab 3. Lebenstag, 2. Impfung 2-4 Wochen später) gegen Mykoplasmen als Haupterreger chronischer Lungenerkrankungen sind nicht von der Hand zu weisen. Welcher Landwirt hat sich nicht über höhere Tageszunahmen, bessere Futterverwertung, kürzere Mastperioden, geringere Verluste und damit letztlich über eine bessere Gesundheit und Leistungsfähigkeit seiner Schweine gefreut?!
In Studien und in der Praxis hat sich zudem gezeigt, dass gegen Mykoplasmen geimpfte Ferkel widerstandsfähiger sind gegenüber anderen Infektionen wie z.B. App, Influenza und PRRS.
Als ein Beispiel von vielen sind die Erfolge, die eine große Erzeugerorganisation (NFZ) mit der Zweimal-Impfung erzielte, in nachfolgender Tabelle zusammengefasst:
Veränderung | Gewinn in Euro/Tier | |
Tageszunahmen (g) | + 15 | 0,56 |
Futterverwertung 1: | - 0,06 | 1,23 |
Verluste (%) | - 1 | 1,28 |
nach Welp, C. et al. SUS 1/99
Ab jetzt nur noch einmal impfen gegen Mykoplasmen?
Die Erfahrungen aus USA und Kanada zeigen, dass beide Impfkonzepte -Einmalimpfung und Zweimalimpfung- ihre Berechtigung in der Schweineproduktion haben. Die Zweimalimpfung wird weiterhin eingesetzt in Betrieben, in denen erfahrungsgemäß mit einer frühen Mykoplasmen-Erkrankung der Saug- und Absatzferkel oder einem hohen Infektionsdruck (hohe Belastung durch Mykoplasmen und Sekundärerreger) im Schweinebestand zu rechnen ist.
Mehr Komfort durch Einmalimpfung
Kürzlich wurden in Deutschland zwei neue Einmalimpfstoffe gegen Mykoplasmen zugelassen:
Stellamune(R)One (Pfizer) und Ingelvac(R)M. hyo (Boehringer). Beide Impfstoffe werden nur noch einmal an Ferkel ab 3 Lebenswochen verabreicht.
Neue Mykoplasmen-Einmalimpfstoffe
Name des Impfstoffes | Stellamune(R) One (Pfizer) | Ingelvac(R) M. hyo (Boehringer) |
Emulsion | Öl-in-Wasser (4.5% leichtes Mineralöl) |
Wasser-in-Öl (65% pflanzliches Öl) |
Beginn Impfschutz | 3 Wochen nach Impfung | 5 Wochen nach Impfung |
Geprüfte Schutzdauer | Mind. 23 Wochen (= 161 Tage) |
Mind. 17 Wochen (= 118 Tage) |
Art der Anwendung | Vor Gebrauch gut schütteln Nach Anbruch binnen 10 Stunden verbrauchen |
Vor Verabreichung auf Raumtemperatur erwärmen Minimaler Nadeldurchmesser 1,2 mm Vor Gebrauch gut schütteln Nach Anbruch sofort verbrauchen |
Reicht eine einmalige Impfung für einen sicheren Schutz gegen Mykoplasmen überhaupt aus?
Herkömmliche Totimpfstoffe (Impfstoffe mit abgetöteten Erregern als wirksamen Antigen) müssen zweimal appliziert werden. Die neuen Einmalimpfstoffe verfügen über innovative Hilfsstoffe (Adjuvantien) sowie eine entsprechende Aufbereitung und/oder sehr hohe Konzentrationen des Impfantigens (Erregerbestandteile). Dies ermöglicht den Aufbau eines effektiven Schutzes nach nur einer Impfung.
Die in Deutschland angebotenen Einmalimpfstoffe weisen einige Unterschiede auf.
So bietet z.B. der Impfstoff Stellamune(R)One von Pfizer gegenüber Ingelvac(R)M. hyo einen Impfschutz, der schneller einsetzt und länger anhält (23 Wochen). Damit sind Mastschweine zuverlässig bis zum Ende der Mast vor Atemwegsinfektionen durch Mykoplasmen geschützt.
Das ist wichtig, denn gerade ältere Schweine sind ohne Mykoplasmenschutz anfällig für aggressive Sekundärkeime wie z.B. App, die schnell zu hohen Totalverlusten führen (sogenannte „18-Wochen-Barriere“).
Für den Impfstoff von Boehringer wird eine kürzere Schutzdauer von 17 Wochen angegeben. Unterschiede bestehen auch in der Konsistenz (Zähigkeit) des Impfstoffes. So ist der Pfizer-Impfstoff dünnflüssig und daher genauso gut wie der Zweimalimpfstoff zu verabreichen. Ingelvac(R) M. hyo ist zähflüssiger. Die Firma Boehringer empfiehlt sogar, den Impfstoff vor Anwendung anzuwärmen und dickere Injektionsnadeln für Ferkel zu verwenden.
Einmalimpfstoffe reduzieren Impfstress und Arbeitsbelastung
Es wird empfohlen, den Einmalimpfstoff in Beständen einzusetzen, die schon jahrelang erfolgreich zweimal geimpft haben. Der Impfstoff ist außerdem interessant für Betriebe, die bisher aus arbeitswirtschaftlichen Gründen noch nicht geimpft haben. Hier besteht jetzt die komfortable Möglichkeit, das genetische Leistungspotential der Tiere voll auszuschöpfen. Zudem bietet sich die Einmalimpfung ab einem Alter von 3 Wochen als eine geeignete Maßnahme an, um frühe Circovirusinfektionen bei Saugferkeln zeitlich zu umgehen und somit den allgemeinen Impfstress zu minimieren.
Damit bieten die neuen Einmalimpfstoffe entscheidende Vorteile für eine effektive Mykoplasmenbekämpfung, wie sicheren Schutz, Arbeitsersparnis und Stressminderung für Mensch und Tier. Die genannten Vorteile zahlen sich für jeden modernen Schweineproduzenten aus, selbst wenn für diesen Impfstoff ein paar Cent mehr bezahlt werden müssen.
Die Auswahl des richtigen Impfstoffes ist wichtig
Mit den Einmal- und Zweimal-Impfstoffen steht erstmalig ein flexibles Impfkonzept gegen Mykoplasmen zur Verfügung. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten. Er wird zusammen mit Ihnen den für den jeweiligen Bestand geeigneten Impfstoff auswählen. Wichtige Gesichtspunkte bei der Wahl sollten auf jeden Fall die Dauer des Impfschutzes sowie die Verträglichkeit und die praktikable Anwendbarkeit des Impfstoffes sein.
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