Durchfall beim Absatzferkel - Ein Überblick
M. J. A. Nabuurs - Institute of Animal Science and Health DLO, Lelystad, NL, 46th meeting of the Association of Animal Production, Prag, 1995
Durchfälle bei Absatzferkeln stellen in der Ferkelaufzucht ein großes Problem mit hohen finanziellen Verlusten dar. Es sind nicht nur die Kosten für Medikamente und Prophylaxe sondern auch die Wachstumsdepression, die die Tiere in der Mastperiode nicht wieder aufholen können.
Die Abklärung der Ursachen ist für eine effektive Prophylaxe äußerst notwendig. In einer Reihe von Versuchen wurde die Bedeutung von Mikroorganismen, Fütterung und Management untersucht.
Mikrobiologie des Dünndarms
Die untersuchten Ferkel stammten aus 4 verschiedenen Beständen, die seit langem große Probleme mit Durchfällen bei Absetzern hatten. Es wurde auf folgende Mikroorganismen untersucht:
- Enterotoxische E. coli mit spezifischen Fimbrien (ETEC) (= E. coli - Bakterien, die Darmerkrankungen auslösen)
- Nicht-enterotoxische E. coli
- Brachyspira hyodysenteriae (=Erreger der Schweinedysenterie)
- Clostridium perfringens Typ A
- Rotavirus (bestimmte Serotypen)
- Coronavirus
Enterotoxische E. coli wurden vor dem Absetzen selten gefunden, nach dem Absetzen jedoch bei allen untersuchten Proben.
Es fiel auf, dass innerhalb eines Wurfes ein E. coli Serotyp dominierte. Dieser Stamm konnte aber auch von einem anderen ersetzt werden, so dass innerhalb eines Wurfes im Laufe der Zeit unterschiedliche Stämme nachgewiesen wurden. Dieses Phänomen könnte auf die lokale Immunität zurückzuführen sein.
Die Ausbreitung von ETEC im Dünndarm ist eine Hauptursache für das Auftreten von Durchfällen nach dem Absetzen. Als Grund für diese schnelle Ausbreitung wird die Schädigung des Darmepithels durch Futterbestandteile oder Viren angesehen. Die Fimbrien der enterotoxischen E. coli können sich dann besonders gut an die Darmwand anheften. Fehlt dazu noch die schützende Wirkung der Muttermilch, werden die klinischen Symptome sichtbar. Ein weiterer Faktor ist, dass den Ferkeln direkt nach dem Absetzen ausreichende Mengen an Verdauungsenzymen fehlen. Das aufgenommene Futter gelangt ohne ausreichende Verdauung in den Darm, was ideale Bedingungen für das Wachstum von E. coli schafft.
Die am häufigsten gefundenen E. coli waren die hämolysierenden Stämme, die den sogenannten Coli-Durchfall auslösen, gefolgt von den Stämmen, die in der Regel Oedemkrankheit verursachen.
Clostridium perfringens Typ A wurde in vielen Proben neugeborener Ferkel gefunden. Diese Bakterien nehmen aber im Laufe der Zeit ab, bis sie ca. 2 Wochen nach dem Absetzen nicht mehr vorkommen. Folglich werden sie nicht als Ursache für Durchfallerkrankungen um den Absetzzeitpunkt angesehen.
Brachyspira hyodysenteriae und Coronaviren wurden in den untersuchten Proben nicht gefunden.
Rotaviren wurden in fast allen Proben der Saugferkel und der Absetzer gefunden.
Wie schon viele Untersuchungen vorher zeigen, sind Rotaviren und E. coli ursächlich an der Entstehung von Durchfällen bei Absatzferkeln beteiligt.
Nach dem Auftreten von Rotaviren im Kot der Tiere findet man ein bis zwei Tage später fast immer ETEC im Kot dieser Tiere, begleitet von Durchfallsymptomen.
Bei einzelnen Individuen ist nicht jeder Durchfall mit dem Vorhandensein bestimmter Erreger verknüpft. Durchfallsymptome können auch auftreten, wenn der Erregernachweis negativ ist. Aus diesem Grund wird vermutet, dass es noch andere prädisponierende oder unterstützende Faktoren geben muss.
Strukturveränderungen im Dünndarm
Einige Autoren beobachteten bereits den Zusammenhang der Länge der Darmzotten und der Tiefe der Krypten und dem Auftreten von Coli-Durchfällen bei Saugferkeln. Daher wurden diese Parameter unter unterschiedlichen Umständen untersucht und verglichen:
- Ferkel aus den oben genannten "Durchfall-Beständen" und Ferkel aus spezifisch pathogen freien Betrieben (SPF). Bei den SPF-Ferkeln waren die Darmzotten signifikant länger und die Krypten flacher als bei der anderen Gruppe.
- Um den Einfluss des Absetzens auf die Darmschleimhaut zu untersuchen, wurde die Hälfte eines SPF-Wurfes normal abgesetzt, die andere Hälfte bei der Sau gelassen. Bei der abgesetzten Wurfhälfte waren die Darmzotten kürzer und die Krypten tiefer als bei der anderen Hälfte des Wurfes.
- Die Bedeutung der Zufütterung während der Säugeperiode beweist der Vergleich von zugefütterten Ferkeln mit solchen, die nur Sauenmilch erhielten. Die zugefütterten Ferkel besaßen längere Darmzotten und tiefere Darmkrypten.
Der Einfluss auf die Absorptionsleistung des Dünndarms
Durch besondere Untersuchungsverfahren wurde die Absorptionsfähigkeit für Flüssigkeit und Elektrolyte im Dünndarm ermittelt. Wieder fand ein Vergleich von Saugferkeln mit abgesetzten Wurfgeschwistern statt. Die Netto-Absorptionsleistung bei Saugferkeln ist signifikant höher als bei ihren Geschwistern. Kommt eine Infektion dazu, ist die Absorption abhängig von der Länge der Darmzotten.
Der Vergleich der Netto-Absorptionsleistung bei Saugferkeln, die zugefüttert wurden, mit solchen ohne Zufütterung ergab, dass die Absorptionsleistung bei zugefütterten Tieren deutlich höher lag als bei der Kontrollgruppe. Dies gilt für SPF-Ferkel genauso wie für mit ETEC infizierte Tiere.
Der Effekt der Rotaviren auf das Durchfallgeschehen wurde bereits beschrieben. Werden beide Erreger im Verlauf einer Durchfallerkrankung nachgewiesen, beobachtet man gleichzeitig eine schwere Symptomatik und eine hohe Sterblichkeitsrate. In Bezug auf die Nettoabsorption wird unter dem Einfluss von Rotaviren zusammen mit ETEC die Leistung deutlich verringert.
Schlußfolgerungen
- Die Häufigkeit der gefundenen enterotoxischen E. coli - Stämme korreliert mit dem tatsächlichen Auftreten von Coli-Durchfällen und Oedemkrankheit.
- Ferkel, bei denen Rotaviren und ETEC kurz hintereinander nachgewiesen wurden, erkranken schwerer als solche, bei denen nur ein Erreger gefunden wurde.
- ETEC und Rotaviren allein sind nicht die Ursache für Durchfälle der Absatzferkel.
- Die Durchfälle gehen mit Verkürzung der Darmzotten und Vertiefung der Darmkrypten einher.
- Das Absetzen von Ferkeln geht mit Verkürzung der Darmzotten und Vertiefung der Darmkrypten einher.
- Die Zufütterung von Saugferkeln reduziert die Verkürzung von Darmzotten.
- Das Absetzen von Ferkeln ist mit einer verminderten Netto-Absorptionsleistung verbunden.
Zusammenfassung
Durchfälle bei Absatzferkeln stellen in der Ferkelaufzucht ein großes Problem mit hohen finanziellen Verlusten dar. Es sind nicht nur die Kosten für Medikamente und Prophylaxe sondern auch die Wachstumsdepression, die die Tiere in der Mastperiode nicht wieder aufholen können.
Die Abklärung der Ursachen ist für eine effektive Prophylaxe äußerst notwendig. In einer Reihe von Versuchen wurde die Bedeutung von Mikroorganismen, Fütterung und Management untersucht.
Am häufigsten wurden bei an Durchfall erkrankten Absatzferkeln enterotoxische E. coli und Rotaviren nachgewiesen.
Folgende Faktoren sind für das Auftreten eines Coli-Durchfalles prädisponierend:
- eine vorangegangene Infektion mit Rotaviren,
- das Fehlen der schützenden Bestandteile der Sauenmilch (Kolostrum),
- die durch das Absetzen erfolgte Futterumstellung. (Für das Starterfutter besitzt das Ferkel noch nicht genügend Verdauungsenzyme, so gelangen ungenügend aufgeschlossene Futterbestandteile in den Darm, was ideale Wachstumsbedingungen für Bakterien schafft.)
Diese Faktoren bewirken eine Veränderung der Struktur der Darmzotten und Krypten im Dünndarm der Ferkel. Dadurch wird eine besonders gute Anheftung und Vermehrung der enterotoxischen E. coli ermöglicht. Es kommt zu einer Massenvermehrung, Toxine werden gebildet, die Erkrankung wird klinisch manifest.
Bei Ferkeln aus SPF-Beständen wurden diese Strukturveränderungen im Darm deutlich seltener festgestellt, als bei Tieren aus sogenannten Problembetrieben. Auch zugefütterte Saugferkel wiesen weniger Veränderungen auf als solche ohne Zufütterung; jeweils kurz nach dem Absetzen untersucht.
Pigpool-Fazit für die Praxis:
Enterotoxische E. coli (ETEC) in Verbindung mit Rotaviren spielen eine große Rolle bei Durchfällen und Oedemkrankheit um den Absetztermin. Eine entscheidende prophylaktische Bedeutung hat das Futter und die Fütterung um den Absetztermin.
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