Aborte in einer Outdoor-Herde
Jens Jungbloot, 25782 Tellingstedt
Vorbericht
Der Besitzer einer Sauenherde von 150 Tieren in Outdoorhaltung bat um Hilfestellung bei folgendem Problem: Der Anteil der totgeborenen Ferkel war zu hoch. Innerhalb eines Wurfes wurden unterschiedlich weit entwickelte, abgestorbene Feten neben lebensschwachen ausgereiften und völlig unauffälligen Ferkeln beobachtet.
Weitere Untersuchungen
Einige Zeit zuvor war die vorher regelmäßig durchgeführte Parvoimpfung aus arbeitstechnischen Gründen eingestellt worden. Da die Sauen durch die vorangegangenen Impfungen bereits Antikörper ausgebildet hatten, erübrigte sich eine serologische Untersuchung der Tiere. Lediglich eine Verlaufsuntersuchung hätte den Verdacht auf eine akute Parvo-Infektion bestätigen können, aus Zeitgründen wurde darauf verzichtet.
Die Ergebnisse mehrerer routinemäßig durchgeführten Untersuchungen auf PRRS lagen zu diesem Zeitpunkt vor, sie waren ausschließlich negativ. PRRS konnte daraufhin als Ursache ausgeschlossen werden.
Verdachtsdiagnose
Aufgrund der zeitweilig ausgesetzten Parvoimpfung und der beschriebenen Klinik wurde die Verdachtsdiagnose einer akuten Parvovirus - Infektion gestellt.
1. Behandlung
Die gesamte Herde wurde zweimal im Abstand von 4 Wochen mit einem handelsüblichen Parvovirose Impfstoff geimpft.
Weiterer Verlauf
Ca. 8 Wochen nach der ersten Untersuchung hatte sich an der Situation nichts Wesentliches geändert.
Da der Besitzer die Beobachtung und Kontrolle der tragenden Tiere jetzt mit wachsender Sorgfalt durchführte, bemerkte er das Auftreten von Aborten um den 60. Trächtigkeitstag. Es war nicht auszuschließen, dass die Aborte auch schon zu Beginn der Erkrankung aufgetreten waren. Die den tragenden Sauen zur Verfügung stehenden Flächen waren weitläufing und unübersichtlich, was die Kontrolle immens erschwerte.
Bei einigen frisch abortierten Ferkeln wurde eine sulzig aufgequollene Unterhaut festgestellt.
Weitere Untersuchungen, Diagnose
5 Sauen, die abortiert hatten, wurden serologisch auf Leptospirose, Brucellose und Aujeszkysche Krankheit untersucht.
Bei allen 5 Tieren war die Untersuchung auf Brucellose und Aujeszkysche Krankheit negativ, bei 3 Sauen wurden Antikörper gegen Leptospira interrogans, serovar pomona und bratislava nachgewiesen. Die Titer lagen zwischen 1:200 und 1:400; das legt zumindest einen Verdacht auf Leptospirose sehr nahe.
Diskussion
Bei den gefundenen zwei Serovaren von Leptospiren ist vor allem L. pomona zu beachten. Die Morbidität (Erkrankungshäufigkeit) bei Zuchtsauen beträgt bis zu 60%. Bei nichttragenden Sauen wird die Infektion kaum bemerkt, aber tragende Sauen abortieren oder bringen Würfe mit zu unterschiedlichen Entwicklungsstadien abgestorbenen Früchten und mit lebensschwachen Ferkeln, die in den ersten vier Lebenstagen verenden, zur Welt. Abortierte Sauen rauschen sofort wieder, rauschen dann aber häufiger um. L. bratislava löst nur sporadische Infektionen aus.
Sauen, die eine solche Infektion durchgemacht haben, haben zwar eine sehr lang anhaltende gut belastbare Immunität, aber es gibt immer wieder Dauerausscheider, bei denen die Leptospiren in den Nieren persistieren. Sie stellen immer eine Gefahr für empfängliche Tiere, besonders für zugekaufte Sauen, dar. Deshalb sollte eine Bekämpfung erfolgen.
2. Behandlung und Prophylaxe
In diesem Fall wurde der Bestand vierzehn Tage mit Chlortetracyclin über das Futter (in einer Dosierung von 1000ppm/to Futter) mediziniert. Schlagartig gehörten die Aborte der Vergangenheit an.
Um einen dauerhaften Sanierungserfolg zu haben, muss der Infektionseintrag in den Bestand geklärt werden. In der Regel handelt es sich um kleine Wildsäuger, besonders Schadnager. In diesem Fall wurden unter vielen Tränken Mäusenester gefunden. Diese Hohlräume wurden beseitigt und Attraktivbehälter mit Ködern in unmittelbarer Nähe, aber unzugänglich für die Schweine, aufgestellt. Die Kombination aus befristeter antibiotischer Behandlung und präventiver Schadnagerbekämpfung ist bis heute erfolgreich, da keine weiteren Aborte auftraten.
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