Gesund und leistungsstark im Außenklimastall
Neuer Einklimastall für Mastschweine und Jungsauen
Dr. Werner Franke, Christiane Loebsin, Ulrich Söhnholz; dlz-magazin Juni 2001
Das Interesse an Außenklimaställen besonders für Mastschweine wächst. Eine hierzulande noch neuartige und recht kostengünstige Variante ist der Einklimastall. Dr. Werner Franke und Christiane Loebsin, Dummerstorf, sowie Ulrich Söhnholz, Panzow, stellen das Haltungssystem vor.
Das Thema Außenklimaställe findet auch unter den deutschen Schweinehaltern immer mehr Beachtung. Geschätzt werden gleichermaßen die besonders tiergerechte Haltung durch viel Frischluft (freie Lüftung) und Bewegungsfläche als auch die geringen Investitionen und die komplette Einsparung von Energie für Lüftung und Heizung. Allein durch Wegfall der Energiekosten lassen sich mindestens 2 DM je Mastschwein einsparen. Bei steigenden Energiepreisen dürfte dieser Betrag noch höher liegen.
Es gibt eine Reihe von Untersuchungen, die gleiche Tierleistungen wie in Warmställen nachweisen. Ein Grund hierfür ist, dass die Temperatur in den in der Größe minimierten Ruhekisten auch ohne Heizung weitgehend im Optimalbereich gehalten werden kann. Immerhin „heizt“ jedes Mastschwein bei der Einstallung mit etwa 100 Watt und bei 100 kg Gewicht abhängig von den Zunahmen mit 300 bis 350 Watt. Es muss nur gewährleistet werden, über eine ausreichende Wärmedämmung auch bei guter Durchlüftung genügend Wärme in den Kisten zu halten.
Verschiedene Varianten
Bei Mastschweinen werden unterschiedliche Prinziplösungen angewendet, wie die Abbildung an Beispielen zeigt. Allen Lösungen ist gemeinsam, dass der zu erwärmende Ruheraum mit Isolierung gegenüber Warmställen deutlich kleiner ist. Hinzu kommt bei den Varianten 1 bis 6 aber ein eingehauster Auslaufbereich. Dadurch ist der Stallflächenbedarf je Tier bei diesen Varianten größer als bei Warmställen.
Außenklimaställe für Mastschweine
Mehr Stallfläche bedeutet aber auch mehr Wand-, Dach- und Fußbodenflächen (Stützen, Dacheindeckung, Isolierung, Betonflächen). Die Konsequenz ist, dass die Gesamtinvestitionen bei Neubauställen oftmals kaum unter denen von Warmställen liegen. Das konnte in einer Studie, die im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern erarbeitet wurde, nachgewiesen werden. Etwas anders verhält es sich bei der Nutzung von Altbausubstanz. Unter diesen Bedingungen ermöglichen auch Außenklimaställe der Varianten 1 bis 4 (siehe Abbildung) Investitionsvorteile gegenüber Warmställen.
Alternative Einklimastall
Dieser Einklimastall ist für Mastschweine und
Jungsauen konzipiert und bietet Platz für etwa
180 Tiere. Der Tierplatz kostet weniger als 600 DM.
Um die Investitionen bei Neubauten zu senken, wurde über eine weitere Vereinfachung der Außenklimaställe nachgedacht, sprich die Stallgrundfläche zu reduzieren. Ziel war es, gegenüber Warmställen mit 650 bis 750 DM je Mastplatz die Investitionen auf 450 bis 550 DM zu verringern. Die Wahl fiel auf einen Einklimastall (Monokannel). Derartige Ställe werden in England schon viele Jahre erfolgreich betrieben (Variante 7).
An einem Beispiel soll der Stallaufbau beschrieben werden: Der gesamte Stall ist auf die Buchten mit Einhausung (unter 2 Meter Raumhöhe) und Vollspaltenboden reduziert. Damit sind die Stallgrundfläche und so auch die Wand- und Dachflächen geringer als bei Warmställen. Vollspaltenboden wurde vorgesehen, da es bei Mastschweinen in Außenklima- wie auch in Warmställen immer wieder zu starken Verunreinigungen von vorhandenen Festflächen kommt. Der Einsatz von Festflächen mit einem Schlitzanteil von bis zu zehn Prozent bei Teilspaltenbodenbuchten, wie es die überarbeiteten EU-Richtlinien vorsehen, kann dieses Problem beseitigen oder zumindest verringern.
Alle Außenflächen einschließlich Dach sind wärmegedämmt. Die freie Lüftung wird über Lüftungsklappen in den Vorderwänden an der Firstseite des Pultdaches automatisch gesteuert. An der Traufseite sind weitere Lüftungsklappen eingebaut, die bei Bedarf geöffnet werden können. Als Kompromiss zwischen guter Begehbarkeit und geringem Stallraumvolumen haben die Buchten vorn eine Höhe von 1,80 m und hinten von 1,05 m. Die Buchtenbreite beträgt 2,50 m.
In den Buchtenzwischenwänden sind Breifutterautomaten eingeordnet. Es wird auch eine Variante mit Flüssigfütterung angeboten. Als Material für die Einhausung kommen Leichtbauplatten mit Sperrholzbeplankung und Steinwolledämmung zum Einsatz. Im Tierbereich besteht die Beplankung aus Faserzement. Das Dach ist außen zusätzlich mit beschichteten Trapezblechprofilen geschützt.
Unter 600 DM je Tierplatz
In einem Praxisbetrieb wurde erstmals in Mecklenburg-Vorpommern ein Monokannel-Stall (auch Mast-Port genannt) mit zehn Buchten in einer Reihe nach vorher beschriebenem Prinzip errichtet. Bei den Abmessungen von 4,85 x 2,50 m je Bucht können 15 bis 18 Tiere bis 110 kg Gewicht gehalten werden, wenn die Tiere kleiner sind entsprechend mehr. In den Zwischenwänden sind Breifutterautomaten mit vier Fressplätzen je Bucht eingeordnet. Die Automaten werden über Spiralförderer von zwei Silos beschickt. Die zwei Güllekanäle funktionieren nach dem Wechselstauprinzip.
Die Montage der Leichtbauwände erfolgte innerhalb weniger Tage in Eigenleistung des Landwirts unter Regie des Anbieters. Probleme traten dabei nicht auf. Im Juli 2000 wurde der Stall belegt.
Die Gesamtinvestitionen hierfür betrugen 103 000 DM (ohne Mehrwertsteuer). Bei einer durchschnittlichen Buchtenfläche von 0,65 m2 je Tier (zunächst dichtere Belegung, dann Auflockerung) sind das 575 DM je Platz. Darin enthalten sind alle Aufwendungen inklusive Eigenleistungen und Güllelagerung. Hinzu kommen noch rund 7000 DM für die beiden Futtersilos. Beim Einschätzen der Höhe der Investitionen sollte man berücksichtigen, dass dieser mit knapp 200 Tierplätzen relativ klein ist.
Der beschriebene Stall ist Forschungsobjekt des Institutes für Tierproduktion in Dummerstorf. Es sollen die Tiergerechtheit und Wirtschaftlichkeit derartiger Lösungen genauer untersucht werden. Ein Schwerpunkt ist hierbei das Stallklima als Voraussetzung für hohe Tierleistungen. So können die Temperaturmesswerte von mehreren Buchten (Kisten), die als Steuergröße für das automatische Anheben bzw. Senken der Klappen dienen, per Modem und die Telefonleitung jederzeit abgerufen werden. Auch lassen sich weitere Daten zur Luftqualität (Luftfeuchte, Ammoniak, Kohlendioxid) erfassen und auswerten.
Temperaturen recht konstant
Was ergaben die ersten Temperaturmessungen? Die Innentemperaturen als Größe für die Steuerung der Klappen werden bei vier Buchten in der hinteren Hälfte 50 cm über dem Spaltenboden gemessen. Die Solltemperatur wird in Abhängigkeit von Anzahl und Lebendmasse der Tiere festgelegt. Die ausgewerteten Temperaturmessungen zeigen die Innentemperatur in Abhängigkeit von der Außentemperatur und ergänzend die jeweilige Öffnungsstellung der vorderen Lüftungsklappen.
Der Sollwert der Innentemperatur beträgt 20° C. Die Außentemperatur schwankt tageszeitabhängig zwischen 10° und nahezu 40° C. Bei steigender Außentemperatur steigen auch die Innentemperaturen, die Lüftungsklappen sind geöffnet.
Mit Absenken der Innentemperatur auf den Sollwert schließen sich die Klappen. Damit werden bei Sommerbedingungen Innentemperaturen unterhalb des Sollwertes weitgehend vermieden. Die maximalen Innentemperaturen schwanken zwar mit den Außentemperaturen, Extremwerte werden jedoch etwas abgepuffert.
Im Winter wird die Solltemperatur beispielsweise auf 18° C eingestellt. Wie im Sommer schwankt die Innentemperatur mit der Außentemperatur. Durch die Klappensteuerung werden die Ausschläge aber deutlich reduziert. Das Ansteigen der Innentemperatur über den Sollwert bereits ab einer Außentemperatur von 5° C trotz voller Öffnung der Lüftungsklappen kann mit zusätzlichem Öffnen der hinteren Klappen verhindert bzw. reduziert werden.
Bei tiefen Außentemperaturen unter 0° C werden die Sollwerte unterschritten. Weitere Möglichkeiten einer Temperaturregelung in den Kisten ergeben sich über die Stellung der Zwischenklappen. Durch Absenken dieser Klappen werden wie in anderen Varianten von Außenklimaställen Zweiklimabuchten geschaffen, während bei angehobenen Zwischenklappen der Übergang vom Kisten- zum Außenklima eher gleitend ist.
Fazit
Schlussfolgernd ist zu sagen, dass mit der automatischen Klappensteuerung abhängig von der Außentemperatur die Innentemperatur dem Sollwert unterschiedlich gut angenähert werden kann. Es sind deshalb weitere Verbesserungen anzustreben. Hierzu ist zum Beispiel vorgesehen, auch die hinteren Lüftungsklappen automatisch zu steuern, um speziell die tageszeitlichen Schwankungen der Außentemperatur besser berücksichtigen zu können.
In dem hier vorgestellten Außenklimastall werden vorrangig Jungsauen aufgezogen. Bei rund 50 Reinzuchttieren der Deutschen Landrasse wurden, wie Zwischenwägungen ergaben, durchschnittliche Lebenstagszunahmen von 590 g je Tier erzielt. Das Leistungsniveau entsprach weitgehend den Anforderungen an die Jungsauenaufzucht. Das trifft auch auf die Mast zu: Praxisergebnisse insbesondere aus England belegen, dass sich in solchen Einklimaställen Masttagszunahmen von über 800 g erzielen lassen. Hinzu kommt, dass die Verluste hier aufgrund einer guten Tiergesundheit in der Regel niedriger sind als in konventionellen Mastställen.
Erfahrungsbericht aus der Praxis: Läufer und Jungsauen im Außenklimastall
Zu den Vorreitern in Mecklenburg-Vorpommern in Sachen Außenklimaställe gehört der junge Landwirt Ulrich Söhnholz aus Panzow. Der gebürtige Niedersachse übernahm 1995 eine alte leerstehende Sauenanlage und pachtete dazu rund 100 Hektar Ackerland. Betriebsschwerpunkt ist die Ferkelerzeugung mit etwa 320 Sauen bei eigener Jungsauenremontierung.
Sein Engagement für Außenklimaställe begann 1997, als er nach einer kostengünstigen Variante für die Ferkelaufzucht suchte. Nicht zuletzt auf Anraten der Landesforschung in Dummerstorf entschied sich Söhnholz hier für den Bau eines so genannten Trobridge-Stalles. Angefangen mit 150 Aufzuchtplätzen auf Stroh hat der Landwirt mittlerweile den aus fertigen Bauelementen bestehenden Stall auf 600 Plätze erweitert, wobei die Läufer jetzt im Auslauf auf Spaltenboden stehen. „Mist ist Mist“, sagt Söhnholz und meint damit, dass ihm Stroh auf die Dauer zu teuer wird, auch hinsichtlich des Arbeitsaufwandes.
Der Aufzuchtplatz im Trobridge-Stall kostete dem Landwirt bei der Güllevariante 270 DM netto. Mit Stroh waren es 200 DM je Platz. Die Lösung ist sehr eigenbaufreundlich. Stall und Ausrüstung können ohne Hebezeuge montiert werden. „Innerhalb von drei Tagen war der Stall ab der Spaltenoberkante aufgebaut“, so Söhnholz.
Bei zweireihiger Aufstallung sind zu beiden Seiten des Mittelganges die Ausläufe mit Spaltenböden angeordnet, in denen sich auch die Tränken befinden. An die Ausläufe schließen sich die wärmegedämmten Ruhekisten an, die mit einer elektrischen Fußbodenheizung (je 200 Watt) versehen sind. Die freie Lüftung erfolgt über Space boards.
Probleme mit dem Stallklima kennt Söhnholz nicht. Auch Dummerstorfer Untersuchungen bescheinigen dem Außenklimastall für Absetzferkel eine hohe Luftqualität für Mensch und Tier gleichermaßen. „Die Schweine regulieren die Temperatur im Prinzip selbst“, betont Söhnholz, „ist es kalt, liegen sie in den Ruhekisten.“ Messungen ergaben, dass sich die Temperaturen in den Ruhekisten unabhängig von der Jahreszeit auf einem Niveau von im Schnitt 28° C halten lassen.
Auch hinsichtlich der im Trobridge-Stall erzielten Leistungen ist Söhnholz weitgehend zufrieden. Bei Ausstallungsgewichten über 25 kg liegen die täglichen Zunahmen in der Aufzucht bei 400 g und darüber. Der Gesundheitsstatus der Läufer ist gut und wird von den abnehmenden Mästern geschätzt. Angesichts der guten Erfahrungen mit dem Außenklimastall für Absetzferkel zieht Söhnholz jetzt auch seine Jungsauen unter ähnlichen Bedingungen auf.
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