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Die effektivere Behandlung durch Entzündungshemmer

Dr. Reinhold Heggemann, Bahnhofstr. 69, 25782 Tellingstedt 

Was ist eine Entzündung?
Eine Vielzahl von Erkrankungen landwirtschaftlicher Nutztiere werden durch Entzündungen hervorgerufen bzw. gehen mit entzündlichen Vorgängen einher. Eine Entzündung ist ein komplexer Prozess zum Schutz des Organismus gegen Verletzungen und Infektionen. Es ist die Reaktion auf einen äußerlichen oder innerlichen Reiz mit dem Zweck, diesen zu beseitigen oder zu inaktivieren.

Die Ursachen entzündlicher Reaktionen können biologische Reize, wie z.B. Krankheitserreger, Viren, Bakterien, Würmer, Ektoparasiten und Bakterientoxine sein oder auch physikalische und chemische, wie Druck, Verletzungen, Strahlen, UV-Licht, Wärme, Kälte, Laugen, Säuren u. v. a. m..

Es gibt kein Organ oder Körperteil, welches nicht von einer Entzündung befallen werden könnte, wobei es natürlich in der Häufigkeit Unterschiede gibt. So erkranken z.B. Kälber und Ferkel sehr häufig an Lungenentzündungen und Durchfall oder auch an Gelenksentzündungen, Milchkühe an Euterentzündungen und Sauen am MMA (Mastitis-Metritis-Agalaktie)-Komplex.

Obwohl akute Entzündungsreaktionen im allgemeinen einen Schutzmechanismus des Körpers darstellen, erfordern übermäßige entzündliche Prozesse und chronische Verläufe ein therapeutisches Eingreifen, um den Krankheitsprozess zu verkürzen oder mögliche Folgeschäden zu vermeiden.

Gekennzeichnet ist eine Entzündung durch fünf Hauptsymptome: 1. Rötung, 2. Wärme, ausgelöst durch erhöhte örtliche Durchblutung und Blutgefäßerweiterung, 3. Schwellung durch Leukozyteneinwanderung und Flüssigkeitsaustritt aus Blut- und Lymphgefäßen, 4. Schmerz infolge Nervenschädigung sowie freigesetzter Entzündungsstoffe. Letztendlich wird durch die entzündlichen Prozesse 5. die Funktion des entzündeten Organs gestört.

Der Entzündungsvorgang selbst besteht aus einer Serie von Abläufen, die auch als Entzündungskaskade bezeichnet wird. Es ist ein Zusammenwirken von sog. Entzündungsmediatoren. Durch eine Zellschädigung wird Arachidonsäure freigesetzt. Durch das Enzym Zyklooxygenase entstehen Prostaglandine und Thromboxane. Die Prostaglandine sind an allen Entzündungsreaktionen beteiligt. Sie haben aber neben der Funktion als Entzündungsmediatoren auch eine physiologische Bedeutung. Sie üben eine schützende Funktion im Magen-Darm-Kanal und in den Nieren aus.


Medikamente gegen Entzündungen und Schmerzen
Bereits vor über tausend Jahren wurden von Pflanzen und Baumrinden sogenannte Salicylate und deren Verbindungen gewonnen, um Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu hemmen. Um die Jahrhundertwende kam das erste entzündungshemmende Medikament auf den Markt, welches auch heute noch in der Humanmedizin aktuell ist – das AspirinR . Im Laufe der Jahre folgten dann weitere Wirkstoffe und Präparate. Diese entzündungshemmenden Medikamente werden als „nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID)“ bezeichnet. 

Erst 1971 wurde die Wirkungsweise der Entzündungshemmer entdeckt. Sie greifen in die Entzündungskaskade ein und durch Inaktivierung der Zyklooxygenase wird die Prostaglandinsynthese gehemmt. Die Folge ist, dass die NSAID’s schmerzstillend, fiebersenkend und entzündungshemmend wirken.

Da Prostaglandine auch eine wichtige physiologische Wirkung im Organismus haben, kann deren Hemmung auch zu nicht gewünschten Nebenwirkungen führen.

Heute gibt es eine Vielzahl von Präparaten dieser Arzneimittelklasse. Natürlich handelt es sich bei den verschiedenen NSAID’s um sehr unterschiedliche Substanzen, die sich in ihrer Wirkung und in ihren Nebenwirkungen stark unterscheiden. So steht bei einigen Gruppen die Schmerzstillung im Vordergrund und bei anderen wieder die Fiebersenkung. Die interessanteste Wirkung, besonders in der Veterinärmedizin, ist die entzündungshemmende Wirkung. Neue und moderne NSAID’s vermögen zusätzlich noch die Wirkung von Bakteriengiften, sog. Endotoxinen zu neutralisieren.

Bei hochwirksamen Präparaten lässt sich die schmerzstillende und fiebersenkende Wirkung von der Entzündungshemmung nur sehr schwer abheben. Durch eine starke Entzündungshemmung nimmt natürlicherweise der Schmerz ab und das Fieber geht zurück, weil die auslösende Ursache (die Entzündung) eliminiert wird. Gibt man ein vorwiegend schmerzstillendes bzw. fiebersenkendes Mittel, so wird die eigentliche Ursache, nämlich die Entzündung, nicht bekämpft und die eigentliche Erkrankung verschlimmert sich bzw. verlängert sich. Die Symptome werden nur kaschiert oder verschleiert.


Die unterstützende Therapie mit Entzündungshemmern
Die Therapie von entzündlichen Erkrankungen ist eine wichtige Maßnahme im Gesamtkomplex der Krankheitsbekämpfung, da es trotz Impfungen, Einstallungsprophylaxe, Umweltgestaltung usw. bei Rindern und Schweinen immer wieder zu Einzel- oder auch Gruppenerkrankungen kommt.

Das wichtigste Ziel im Behandlungskonzept ist die schnelle Wiederherstellung der Funktion des entzündeten Organs. D. h., es muss die überschießende Entzündungsreaktion so schnell wie möglich eingedämmt werden. Dazu ist es notwendig, ein hochwirksames Mittel einzusetzen. Durch das Eingreifen der NSAID’s in die Entzündungskaskade und Hemmung der Prostaglandine werden die Entzündungssymptome in der Lunge schnell beseitigt.

Wichtig ist aber zu wissen, dass eine Infektionskrankheit stets mit einem wirksamen Antibiotikum behandelt werden muss, um die eigentliche Ursache der Entzündung, die Erreger abzutöten! Denn aufgrund seiner Wirkungsweise kann ein Entzündungshemmer keine erregereliminierende Wirkung besitzen.

Eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen beweist, dass eine unterstützende Therapie mit NSAID’s eindeutige Vorteile bringt. Durch die Entzündungshemmung sinkt das Fieber, und die Schmerzen gehen zurück. Somit folgt eine schnelle Rückkehr zum ungestörten Allgemeinbefinden und eine rasche Normalisierung der Futteraufnahme.

Moderne Entzündungshemmer besitzen eine Wirkungsdauer von 3 Tagen. In Verbindung mit einem Antibiotikum stellt es das Mittel der Wahl bei einer Infektion dar, da neben der Erregereliminierung die Entzündung wirksam bekämpft wird.


Da diese Art von für die Anwendung beim Rind zugelassen ist und es zur Zeit aber kein wirksames beim Schwein zugelassenes NSAID gibt, kann der Tierarzt das Medikament entsprechend § 56 a des Arzneimittelgesetzes auch beim Schwein verordnen (sog. Umwidmung). Des weiteren wird auch im Tierschutzgesetz gefordert, kranken Tieren zu helfen.

Auf den Punkt gebracht – mit einem modernen Entzündungshemmer behandeln ist höchst effektiv:

  • Die Entzündung wird wirksam gehemmt.
  • Das Fieber wird gesenkt.
  • Der Schmerz wird gelindert.
  • Die Tiere fressen wieder, fühlen sich wohl und werden schneller gesund.

Fragen Sie ihren Tierarzt nach den Einsatzmöglichkeiten von NSAID-Präparaten beim Schwein.

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