Eperythrozoonose
Jens Jungbloot, Bahnhofstr. 69, 25872 Tellingstedt
Hier erscheinen in loser Reihenfolge interessante Fälle aus der Praxis. Sollten auch Sie einen Fall haben, schicken Sie ihn uns zu! Nur Mut!!
Einleitung - Vorbericht
Es handelt sich um einen Kombibetrieb mit 250 Sauen und eigener Aufzucht. Der Besitzer meldete sich, da er mit den Zunahmen auf dem Flatdeck unzufrieden war. Das typische Leitsymptom, welches ihm aufgefallen war, drückte er wie folgt aus: „die Ferkel sehen alle so blass aus“.
Befunderhebung
Beim vereinbarten Betriebsbesuch wurde recht deutliche Klinik festgestellt. In der Abferkelung begannen die vom Besitzer geschilderten Symptome ab der zweiten Lebenswoche der Ferkel. Die Geburten und die Wurfqualität selbst waren gut. Später wurden die Ferkel blass, es waren Wachstumsdepressionen zu verzeichnen und die Ferkel wirkten träge. Durch das vermehrte Liegen der Ferkel waren die Hautoberflächen über den Gelenken wund. Diese Klinik setzte sich auf dem Flatdeck fort. Hier traten zusätzlich in einzelnen Buchten Ohrspitzennekrosen auf. Außerdem war ein erhöhter Anteil an Kümmerern zu verzeichnen. In der Aufzuchtphase konnten die verminderten Zunahmen nicht mehr kompensiert werden.
Bei den Sauen wurden keine besonderen Befunde festgestellt. Der Betrieb hat eine Leistung von 21 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr. Er ist PRRS positiv und die Sauen werden gegen PRRS, Rotlauf, Parvo und Influenza geimpft.
Die PRRS-Stabilisierung erfolgte vor ca. zwei Jahren durch eine zeitlich begrenzte Ferkelimpfung und seit dem hat der Betrieb stabile Leistung.
Der Besitzer hatte zuvor versucht, über mehrmalige Eisengaben bei unterschiedlichen Altersstufen die Klinik zu beheben. Dies brachte keine Besserung.
Als Verdachtsdiagnose wurde die Eperythrozoonose (Erreger: Eperythrozoon suis) geäußert. Um diesen Verdacht zu stützen wurden von vier Flatdeckferkeln Blutproben (EDTA) entnommen und von diesen das Blutbild erstellt. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
Im Differentialblutbild Eperythrozoon erkennbarypisch für eine Eperythrozoonose ist der Abfall des Hämoglobins, des Hämatokrits und der Anstieg der Leukozyten. Die Erythrozyten können verringert sein. In jedem Fall ist das mittlere Erythrozytenvolumen (MCV) verringert. Der Hämoglobingehalt und die Hämoglobinkonzentration in den Erythrozyten (MCH und MCHC) weisen auf eine Anämie (Blutarmut) hin, die zu den Leistungsdepressionen führt. Parallel kommt es zu einem Anstieg des Bilirubins und damit zu einem Ikterus (Gelbfärbung der Tiere). Der Erreger ist nicht in jedem Fall im Blutausstrich nachweisbar. Die Diagnose ist dann an Hand der Klinik und der Labordiagnostik zu stellen.
Im Fall unseres Betriebes wurde zusätzlich ein Ferkel zur pathologischen Untersuchung in ein Untersuchungsamt gebracht, um es differentialdiagnostisch untersuchen zu lassen. Als Befund wurde hochgradige allgemeine Anämie unklarer Genese ohne Hinweise auf ein infektiöses Geschehen mitgeteilt.
Damit war die Verdachtsdiagnose Eperythrozoonose erhärtet. Als Therapie wurde eine vierwöchige Behandlung des Flatdecks mit Tetracyclin (10 mg/kg KGW) über das Futter eingeleitet. Die Saugferkel bekamen die Tetracyclinbehandlung per Injektion. Dazu wurde ein Langzeitpräparat gewählt und die Tiere ab zweiter Lebenswoche drei mal im Abstand von drei Tagen behandelt. Nach dieser Zeit hatte sich das klinische Bild wesentlich gebessert, so dass die Medizinierung jetzt nur noch die zwei Wochen im Flatdeckbereich durchgeführt wird.
Die Behandlung verhindert nicht sicher, dass geheilte Tiere den Erreger ausscheiden. Somit ist mit einer ständigen Persistenz des Erregers im Bestand zu rechnen.
Praxistipp:
Einen ersten Hinweis auf eine mögliche Eperythrozoonose erhält man, wenn man von jeweils 3 klinisch unauffälligen und 3 ikterischen Ferkeln min. 4 ml EDTA-Blut (wichtig: gleiche Füllung) zieht und ca. 3 Stunden stehen lässt. Ist der (evtl. rötlich gefärbte) Serumüberstand bei den Blutproben der ikterischen Ferkeln deutlich höher, kann dies ein Hinweis auf Eperythrozoonose sein.
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