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NIPAH - VIRUS - Grundlagen

WHO / National Geographic 

1999 wurde das Nipah - Virus das erste Mal identifiziert. Es zählt zu den neuesten Erregern, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. Das Virus wurde nach dem Ort der Entdeckung in Malaysia benannt.
Das Nipah - Virus ist eng verwandt mit einem anderen 1994 entdeckten Zoonosevirus, dem Hendra - Virus. Auch dieses Virus wurde nach dem Ort des ersten Auftretens in Australien benannt. Beide Viren sind Vertreter der Familie der Paramyxoviren. Obwohl diese Viren nur einige örtlich begrenzte Ausbrüche der Krankheiten verursachten, machen sie ihre Eigenschaften zu einer gefährlichen Bedrohung. Die Viren können eine Vielzahl verschiedener Spezies infizieren und eine Krankheit verursachen, die für den Menschen häufig tödlich endet.


Natürliche Wirte:
Derzeit wird angenommen, dass bestimmte Fledermausarten das natürliche Reservoir für die Nipah - und Hendra - Viren darstellen. Diese Fledermausarten kommen in den nördlichen, östlichen und südöstlichen Regionen Australiens, in Indonesien, Malaysia und auf den Philippinen sowie einigen Inseln des Pazifik vor. Es scheint, dass die Fledermäuse dieses Virus tragen und verbreiten, ohne daran zu erkranken.


Verbreitung / Übertragung:
Der Weg der Ansteckung von Tier zu Tier bzw. vom Tier auf den Menschen ist unklar. Es scheint jedoch, dass ein enger Kontakt zu kontaminiertem Gewebe oder Körperflüssigkeiten von infizierten Tieren erforderlich ist. Nipah - Antikörper wurden bei Schweinen, aber auch bei anderen Haus- und Wildtieren gefunden. Die Rolle, die andere Tierarten als das Schwein bei der Übertragung des Virus spielen, ist unbekannt. Es ist unwahrscheinlich, dass das Nipah - Virus so ohne weiteres vom Schwein auf den Menschen übertragen wird. Im Vergleich zum Hendra - Virus jedoch erfolgt die Übertragung leichter. Trotz engen Kontaktes zwischen Fledermäusen und Menschen fehlt der serologische Beweis für eine Infektion des Menschen durch die direkte Ansteckung von Fledermäusen. Schweine waren die augenscheinliche Infektionsquelle für die meisten Erkrankungen beim Menschen beim Ausbruch der Erkrankung in Malaysia. Allerdings können andere Quellen, wie z.B. Hunde und Katzen nicht ausgeschlossen werden. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht dokumentiert.


Klinische Symptome:
Die Inkubationszeit beträgt 4-18 Tage. In vielen Fällen verläuft die Infektion mild (subklinisch). Schwere Fälle beginnen gewöhnlich mit grippeähnlichen Symptomen, hohem Fieber und Muskelschmerzen. Im Verlauf kommt es zu Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) einhergehend mit Mattigkeit, Disorientierung, Krämpfen und Koma. 50% der schweren Fälle sterben.


Behandlung:
Bisher führte keine Behandlung zum Erfolg, sie beschränkt sich derzeit auf die Intensivbehandlung zur Abschwächung der Symptome. Eine frühe Behandlung mit Ribavirin, ein Antivirus - Medikament, kann das Fieber und die Schwere der Erkrankung reduzieren. Allerdings ist die Wirkung des Medikaments bei der Heilung der Krankheit oder der Verbesserung der Überlebenschancen noch unklar.


Schutz des medizinischen Personals:
Es wird angenommen, dass das Risiko der Übertragung vom Tier auf den Menschen gering ist; die Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt, selbst im Zuge von großen Ausbrüchen. Daher geht man davon aus, dass die Ansteckungsgefahr für das medizinische Personal niedrig ist. Die Übertragung auch ohne Haut-zu-Haut - Kontakt (bei Verletzungen der äußeren Haut) ist jedoch theoretisch möglich, da in Speicheltröpfchen das Virus nachgewiesen wurde. Deshalb wird die Krankheit als hochgefährlich eingestuft und strenge Sicherheitsmaßnahmen empfohlen. Wenn ein Nipah - Verdacht besteht, sollte der Kontakt mit Körperflüssigkeiten und infiziertem Gewebe vermieden werden.


Ausbrüche von Nipah - und Hendra - Virus:
Von September 1998 bis April 1999 trat ein große Anzahl von Hirnhautentzündungen (Enzephelitiden) in Malaysia auf. Bei der Erforschung des Ausbruchs wurde das bis dahin unbekannte Nipah - Virus als Auslöser der Erkrankung identifiziert. Insgesamt infizierten sich 265 Menschen, 105 davon starben. 93% der Fälle hatten beruflich mit Schweinen zu tun. Bei einem Folge-Ausbruch bei Schlachthofangestellten in Singapur im März 1999 infizierten sich 11 Menschen, ein Fall davon endete tödlich. Die Arbeiter hatten Kontakt mit Schweinen, die aus der Infektions-Region in Malaysia importiert worden waren. Zwischen 1994 und 1999 wurden 3 Ausbrüche des Hendra - Virus in Australien dokumentiert. 1994 und 1995 wurden 3 Infektionen bei Menschen festgestellt, 2 davon mit tödlichem Ausgang. Bei einem Fall war das dazugehörende Pferd infiziert. Der genaue Weg der Ansteckung bei den 3 australischen Fällen ist nicht vollständig bekannt. Es wird vermutet, dass der enge Kontakt zu infizierten Pferden, die erkrankten und später starben, die Infektionsquelle darstellt.


Ursachenforschung:
Es ist anzunehmen, dass das Nipah - bzw. Hendra - Virus bei den Fledermäusen schon länger vorkommt. Das durch El Nino hervorgerufene trockene Klima und die außer Kontrolle geratenen Brandrodungen haben Folgen für den Lebensraum der Fledermäuse. Der schrumpfende Wald und die durch Rauch und Nebel eingeschränkte Entwicklung der Früchte veranlasst die Fledermäuse ihre angestammte Umgebung zu verlassen und sich z.B. in Wälder am Stadtrand in direkter Nachbarschaft zu Schweineställen zurückzuziehen. Auf vielen Farmen vermischen sich Obstgärten mit Schweineställen. Die Wissenschaftler glauben, dass durch Fledermäuse kontaminiertes Obst in die Buchten fällt und dass dies Ursache für die Infektion ist. Normalerweise haben Fledermäuse und Schweine keinen direkten Kontakt, nur diese Verkettung unnatürlicher Umstände erlaubt diese enge Verbindung zwischen diesen beiden Tierarten. Der Eingriff in die Natur stellt eine Gefahr dar, die kaum zu beeinflussen ist. Interdisziplinäre Forschung und Überwachung zur Eindämmung der Viren sind erforderlich.

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