PMWS, ist Circo an allem Schuld?
Wohl kein Krankheitserreger des Schweines hat im letzten Jahr für soviel Schlagzeilen gesorgt wie das Porcine Circovirus Typ 2. Mit dem Erreger in Zusammenhang gebracht wird ein neuartiges Krankheitsbild: das PMWS, gemeinhin als „seuchenhaftes Kümmern nach dem Absetzen“ bezeichnet. Aber was bedeutet die englische Abkürzung PMWS eigentlich genau?
Postweaning = (nach dem Absetzen auftretend),
Multisystemic = (mehrere Organsysteme betreffend),
Wasting = (Abmagern, Kümmern),
Syndrom = (Zusammentreffen verschiedener Symptome).
Die typische PMWS-Klinik
Als typisch können folgende Beobachtungen bei Absetzferkeln bezeichnet werden:
Kümmern, Husten, Pumpen, Schniefen, Nasenausfluß (z.T. bereits bei Saugferkeln),
erhöhte Verlustraten.
In einigen Flatdecks werden blasse Ferkel beobachtet. Bei erkrankten Tieren werden häufig vergrößerte Lymphknoten sowie Leber- und Nierenerkrankungen gefunden. Bei Nierenversagen wird gelegentlich ein Krankheitsbild nachgewiesen, das der Schweinepest sehr ähnlich ist, das PDNS (Porzines Dermatitis und Nephropathie Syndrom). Charakteristisch sind fleckige, rötlich-blaue Blutansammlungen unter der Haut.
Vorkommen
In Deutschland wurden die ersten Fälle von PMWS Ende 1998 entdeckt. Aber in Nordamerika kennt man das Krankheitsbild bereits seit 1991 und unsere französischen Nachbarn haben seit 1996 mit den Folgen zu kämpfen.
Innerhalb Deutschlands tritt PMWS gehäuft in den schweinedichten Regionen im Nordwesten auf. Der Süden und die Neuen Bundesländer blieben bisher, abgesehen von Einzelfällen, verschont.
Wie der Name schon sagt, befällt die Krankheit vorwiegend Absetzferkel, aber neuerdings werden auch ähnliche Probleme bis in die Vormast hinein beobachtet.
Ursachen
Als Hauptursache von PMWS wird das porcine Circovirus Typ 2 angeführt, denn in Problembetrieben wurden aus akut erkrankten Tieren immer wieder große Mengen des Erregers isoliert. Aber es mehren sich die Hinweise, dass „Circo“ allein nicht ausreicht, um PMWS auszulösen, denn es sind eine Vielzahl von Betrieben bekannt, die zwar Circo-positiv sind, aber keinerlei PMWS-Klinik aufweisen. Es scheinen somit noch weitere krankmachende Faktoren erforderlich zu sein.
Zum einen können dies Lücken im Management sein:
Zusammenstallen von Babyferkeln aus zu vielen verschiedenen Herkünften und mit weiter Altersspreizung,
Zurückstallen von Kümmerern, Fehlende Rein-Raus Belegung der Abferkel- Flatdeck-Abteile,
Überbelegung (u.U. durch das Zurückstallen verursacht), Lüftungsmängel, Reinigungs- und Desinfektionsmängel.
Zum anderen scheinen Begleiterreger für das Entstehen der PMWS-Klinik erforderlich zu sein. Eine breit angelegte Untersuchung erbrachte, dass in 75% aller Circo-Betriebe, PRRS ebenfalls ein Problem darstellte, wie folgende Tabelle belegt:
Erregernachweis in PMWS-Ferkeln zusätzlich zu PCV2
PRRS-Virus: 76%
Haemophilus parasuis: 13%
E. coli: 8%
Streptococcus suis: 7%
Corona-Viren: 7%
Inluenza-A-Virus: 4%
Brachyspira spp: 4%
Mycoplasma hyopneumoniae: 3%
Chlamydia psittaci: 3%
Andere: <3%
Vorbeugung und Therapie
Gegen das Circovirus gibt es noch keinen Impfstoff und auch Antibiotika können diesen Erreger, da es sich um ein Virus handelt, nicht abtöten. Betroffene Betriebe müssen deshalb alles daran setzen, Lücken im Management zu schließen und Begleiterreger zu kontrollieren.
Bakterielle Begleiterreger lassen sich i.d.R. durch gezielte antibiotische Behandlungsprogramme bekämpfen.
Bei den viralen Begleiterregern kommt der PRRS-Schutzimpfung eine zentrale Rolle zu. Beste Erfolge lassen sich hier erzielen, wenn Sauen und Ferkelimpfung gemeinsam zum Einsatz kommen, d.h. Bestandsimpfung der Sauen plus frühe Ferkelimpfung.
Die Sau sollte als Infektionsquelle des Ferkels mit Circoviren nicht außer acht gelassen werden, da mittlerweile bekannt ist, dass die Circoviren in allen Phasen der Trächtigkeit von der Sau auf die Früchte übertragen werden können.
Ein lückenloses Impfprogramm der Sauenherde sowie eine optimale Jungsaueneingliederung stellen also den ersten Schritt im erfolgreichen Kampf gegen PMWS dar.