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23.06.2006

Betreff: AW: Maßnahmen gegen das Sommerloch vom 20.06.2006 vom 21.06.2006 vom 22.06.2006 vom 23.06.2006

Hallo David,

den ersten Satz hättest Du Dir eigentlich sparen können, da auch ich mich um Sachlichkeit bemüht habe.

Zu 1.
o. k., aber unterschiedliche Temperaturen von 20 Grad Celsius auf einem Raum von 4 qm zu erzeugen, ist auch im Winter nicht ganz einfach.
Wir reden von der Raumtemperatur!
Zur Kühlung der Liegefläche der Sau kann man in der Abferkelbucht sicherlich den tierfreundlichsten Boden der Fa. DELA einsetzen (Polymerzementspalten, siehe www.dela-ploymerbeton.de) und diesen mit einer Kühlung durch Kaltwasser im Liegebereich der Sau ausstatten (Das ist technisch möglich, wie ich schon früher mit der Fa. abgeklärt habe).
Im Kot- und Urinierbereich wird dort jedoch sinnvollerweise immer ein höher perforierter Rost eingesetzt, um Vernässung durch Spritzflüssigkeit beim Urinieren und damit ein Verschmieren des Rosts zu vermeiden. Der ist nicht kühlbar.
Technisch also machbar, aber viel zu kostenintensiv und daher wohl nur für Idealisten oder z. B. für sinnvolle Versuche durchführende Lehr- und Versuchsanstalten einsetzbar.
Beide sind in Deutschland leider rar.
Wenn Du einen Sommer wie 2003 hast mit Temperaturen von monatelang über 30 bis 40 Grad, ist wohl fast alles Theorie?

Das Kühlen mittels Versprühen von Wasser im Stall ist relativ problematisch, nicht nur aus den von Dir angeführten Gründen. Schon 1977 habe ich Geräte zur Kühlung von der Fa. SBM eingesetzt, allerdings nur in der Uni Giessen in einem Deckzentrum (Rundhalle mit Dach gleich Decke, 12 cm Styrofoamisolierung. Konnten die Sommertemperaturen zwar um 12 Grad runterkühlen, teilweise sogar bei hoher Aussenluftfeuchte mittels Einsatz von Heizung, um die Luftfeuchte zu senken!
Das hat aber niemand gekauft, weil es zu teuer war.
Fa. Möller Agrarklima hat 15 Jahre später fast identische Geräte gebaut.
Das war alles nur was für Deckställe. heute hat Möller eine DLG geprüfte Zuluftkühlung, die in einem direkt neben der DLG Prüfstelle gebauten Maststall (vom Berater Berkner geplant) bei einem Freund von mir getestet wurde und nach Aussage des sehr kritischen Freundes sehr gut funktioniert.
Auch die kostet Geld.
Man kühlt damit die Zuluft.

Sinnvoll wäre es jedoch, zusätzlich das Dach mittels Befeuchtung zu kühlen (was relativ einfach und Kostengünstig zu bewerkstelligen ist und dennoch macht es kaum jemand!!) und vor allem die Außenwände des Stalls vor Hitzeeinfluss zu schützen. Auch hier probiere ich schon seit Jahrzehnten, mit mir befreundeten Landwirten etwas zu machen. Leider
macht niemand mit und sie investieren leiber in Solaranlagen als in etwas anders sinnvolles!.
In heissen Klimaten kühlt man mit in Abstand zu den Traufenseiten vorgelagerten cooling pads, die von Wasser durchströmt werden.
Hier würden von der dachrinne bis zum Boden gespannte Windschutznetze reichen, die minimal von Wasser durchströmt und benetzt werden. Dieses System hat man zur Expo in Hannover vor einigen Jahren an unzähligen Leichtbaugebäuden sehen können (Wasser war eines der hauptthemen der Expo, wenngleich es wohl manche gar nicht gecheckt haben?) und hatte ganz gute Wirkung, wie ich selber mehrere Male erfahren habe.

Manchmal haben gute Berater mehr sinnvolle Ideen, als Du vermutest - aber stell Dir vor, daß selbst intelligente bauern davon keinen Gebrauch machen und sie umsetzen!
Hätte ich selber einen Stall, dann würdest Du das alles in Praxis sehen können und könntest mehrere Universitätsinstitute dort ansiedeln und forschen lassen.
Die Damen und Herren der Wissenschaft verschwenden ihre Gelder meist in Ökoprojekten und weniger relevanten Vorhaben.
Ein nettes Beispiel wie z: B. der Thematik der "Körperpflege von Hausschweinen an Feldsteinen" bietet die FAL mit dem von Künast geschaffenen Institut für Tierschutz und Tierhaltung in Celle. Aufgaben und Arbeitsbereiche des Instituts und diese Versuchsanstellung siehe unter:
http://www.tt.fal.de/index.htm?page=/institut/home.htm
Ein Freund von mir hatte dafür nur einen Kommentar: Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.
Das fördert Arbeitsplätze in der "Hinkelstein"-Industrie. erforscht von der gleichen dame, die Euch wohl die Nesteinstreu in die neue SHV durch ihre Aktivitäten im letzten Jahrtausend verursacht hat. Bis 1989 offensichtlich in den neuen Bundesländern aktiv, dann durfte sie endlich loslegen.

2.
Einmalige Fütterung in allen Haltungsstufen wird von mehr Praktikern angewendet, als Du Dir vorstellen kannst.
Wenn Du so etwas machst, dann nur in allen Haltungsstufen!
Mal so und mal so funktioniert nicht!!
Darüber zu berichten und die Vorteile dieses Fütterungsregimes herauszustellen, wäre mal ein Thema des Monats für Herrn Heggemann!

3.
o. k.
Konsequenz:
- Kampf gegen unsinnige Bestimmungen in der SHV bezüglich Fensterflächen!!
- Maximale Lichtdauer 12 h, danach maximal erlaubte Verdunkelung. das konstant über das ganze Jahr!! Also zeitgesteuerte Rollos in die Fenster.
- Wände haben überigens k-Werte und Wärmespeicherkapazitäten, die sich deutlich von den bestisolierten Fenstern abheben. Ersetzen von möglichst vielen Fenstern durch Beleuchtung wäre also im Sinne eines von den gleichen Grünen und Ökologen, die uns die Fensterflächen eingebrockt haben, geschaffenen Energieeinsparungs Gesetzes!
Aber Schizophrenie war immer schon ein Markenzeichen dieser Spezies!
- Einsatz von 150 cm über Kopfhöhe hängenden Bi- oder Trilux Lampen mit speziellem Tagelichtspektrum (je 3 Sauen einen Beleuchtungskörper!!) ist Standard.

So zumindest plane ich es und war es Standard in der Optimalvariante der von mir zuvor angesprochenen Versuche.
Viele der von mir geplanten Betriebe liegen damit bei max. 10 % Umrauschern, wenn gleitende Ringdurchschnitte bei Ihren Auswertungen fast doppelt so hohe Umrauscherquoten aufzeigen. Würden sie die angeführten weiteren Kühlungsmaßnahmen praktizieren, wäre es vielleicht noch besser. Aber man braucht ja noch Potential zur Leistungssteigerung für die Zukunft, um endlich das 30ste abgesetzte Ferkel zu erreichen.

So weit sind wir also gar nicht auseinander - viel Erfolg beim weiteren Studium wünsche ich Dir
gruß
Fritz Berkner

Antwort auf:

Hallo Fritz Berkner!

Sicher kann ich mit meinem Studentenwissen nur schwerlich mit einem
erfahrenen Berater mithalten. :,)
Trotzdem noch einige Anmerkungen dazu:

1. Natürlich werden die Umrauscher primär im Deckstall erzeugt. Im
Abferkelstall habe ich aber schon die Probleme, unterschiedliche
Temperaturen für Sau und Ferkel gewährleisten zu müssen, deshalb sind hier auch Kühlungsmaßnahmen schwieriger einzusetzen. Daneben ist die
Stoffwechselleistung der Sau in der Laktation deutlich höher als in der
Rausche und die Probleme, genug Futter und Energie in die Sau
hineinzubekommen werden dadurch größer. Eine zu geringe Energieaufnahme hier, führt zu geringeren Ferkelzunahmen oder sogar Verlusten, die Sau magert ab und führt dazu, daß die Sau im Deckstall schwieriger in die Rausche kommt.

2. Einmalige Fütterung ist sicher im Deckstall problemlos möglich und
natürlich in den Morgenstunden am besten. Im Abferkelstall ist aber die
zweimalige Fütterung gängige Praxis und hier kann eine Fütterung später am Abend (sofern möglich) sinnvoll sein.

3. Das Fortpflanzungsgeschehen der Hausschweine ist immer noch stark vom Jahresablauf beeinflusst, d.h. die Jahreszeiten spielen immer noch eine Rolle bei der Intensität der Rausche und der Konzeptionsrate. (Konkrete Untersuchungen liegen mir dazu im Moment nicht vor, werde mich aber drum kümmern, wenn ich wieder an der Uni bin.) Vor allem die Tageslänge steuert diesen Biorythmus. Das heißt platt gesagt, wenn ich es hinbekomme, den Sauen vorzuspielen, daß es nicht August sondern November ist, kann ich das Sommerloch etwas abmildern. Um es ganz korrekt zu machen, müsste man aber im Abferkelstall schon damit anfangen. Alles was dem Wohlbefinden der Sauen dienlich ist, sorgt natürlich auch für angemessene Leistungen. Von daher sind die von dir aufgeführten baulichen Maßnahmen eine wichtige Hilfe dies zu erreichen.

Gruß,
David Driedger